tracht, nicht Mord und Krieg zu predigen;
und noch ist die Saat nicht reif, noch wäre
bas Blut unnütz vergeudet, noch hat zu mir
der Herr nicht gesprochen. Will er aber durch
aus die Geißel seines Zorns schwingen lassen,
will er, daß dieses freundliche Thal ein Raub
der Zerstörung werde, und daß unser Blut für
die heilige Jungfrau und unsern König fließen
soll, so wird er uns ein Zeichen geben, daß
wir als sicher erkennen, und dem wir. Alles
opfernd, willig folgen werden." — Er stand
bei diesen Worten auf und ging in's Neben
zimmer, wo ich ihn leise beten hörte.
Ernst, fast schweigend wurde der Abend ver
bracht. Vittorina sagte gute Nacht, der Pfarrer
ging zur Ruhe und ich zu meinen Truppen,
die auf dem Platze vor dem Pfarrhause bivuac-
quirten. — Es war ein kühler Abend, der
Mond schien und die bewegte Luft führte
einzelne Wolken an ihm vorüber und verdeckte
sein Licht. In meinen Mantel gehüllt ging ich
auf und ob, als mir aas einem Garten, den
ich für den des Pfarrers hielt. Töne einer
Guittarre entgegen klangen, und eine Stimme,
die mir Bittorinenö Stimme zu seyn schien,
Folgendes sang, was freilich in seiner Ursprache
glühender sich bildete, als hier:
Daß sie nimmer von mir scheide.
Schlich die Llcbe in mein Herz,
Schon in meinem Flügelkleide;
Doch mit ihrem süßen Sehnen
Gab mir Wehmuth stille Thränen, -
Und den ewig neuen Schmerz.
Auf des Lebens wilden Woge«
Führte mich ihr lecker Kahn;
Abgestoßenangezog-n,
Immer nur ein Spiel der Wellen,
Immer fürchtend, zu zerschellen,
Kennt' er nicht dem Ufer nah'n.
Schwankend hin und her getrieben,
Naht' ich endlich meinem Ziel;
Ich war glücklich, ihn zu lieben.
Es ergriff mich neue Wonne:
Doch der Liebe Frühlings-Sonne
Brannte heiß und drückte schwül.
Stößt mich ab sein sinst'res Sinnen,
Zieht mich an sein holder Blick;
Will geschreckt die Lieb' entrinnen.
Führet, wie durch Zaubermächte,
Schmeichelnd durch des Sturmes Nächte
Er die Flücht'ge schnell zurück.
Liebe, lind're dieses Sehnen,
Stille diesen ew'gen Schmerz;
Oder löscht ihr meine Thränen,
Löscht mit euren wilden Fluthen
Meines Herzen» Flammen-Gluthen,
Tödtet, oder heilt dies Herz.
Der Ton verhallte, und gewiß, die Thränen,
welche flössen, heilten nicht das Herz Vittorina
stand jetzt lebhaft vor mir. Sie schien mir
eine Blume, nicht in diesem Klima gereift;
sie mußte bei den brennenden Strahlen dieser
Sonne verwelken, ihr Herz brechen, da man
es mcht verstand. Ihr stilles Gemüth beugte
sich, sanft duldend, unter der Gewalt der
wilden Leidenschaft, und Fernando's Liebe war
eme verzehrende Flamme — wehmüthig blickte
rch nach der Stelle bin, wo die Töne verhallten,
und meine Phantasie beschäftigte sich die lange
Nacht hrndurch mit dem holden Bilde des
lieblichen Mädchens.
A-s der Morgen graute, sagte ich meinem
guten ehrwürdigen Pfarrer von Villarcajo eia
herzliches Lebewohl, ergriff Vittvrina's Hand,
und der Wunsch trat aus meinem Inneren
laut hervor: daß, wenn ich je wieder nach
Blllarcaro käme, ich ihr Herz ruhig und glücklich
an Fernando's Seite sehen möchte. — Der
Himmel hat weine Wünsche erhört; als ich
wieder nach Villarcajo kam, fand ich ihr Her;
ruhlg, und sie gewiß glücklich an Fernando's
Sette. O Schicksal, wie führst du die Menschen.
Ueber Berg und Thal, unter Freud' und
Leid ging es auf dem düsteren Berufsweg»
vorwärts, in stetem Wechsel der Gegend und
ihrer Bewohner, im ewigen Einerlei des Elends
und semer Klagen. Der frohen Menschen traf
ich nur wenige, der Trübgestimmten Tausende.
Fluch erndtete ich, wo ich nicht gesäet hatte,
und so trieb ich mich mehrere Wochen im Kreise
henum, und dankte dem H-mmel, daß mein«
Höllendienstebald beendet waren. Eines Abends
saß ich unter einer grünen Eiche, die das letzte
Haus einesDorfes beschattete, im Kreise meine»
Offiziere, als ein Landmann sich heranschliöl
und mir ein wohlbekanntes Zeichen gab. Ach
entfernte mich unter irgend einem Vorwände
von meinen Kameraden und der Mann folg"
mir in einiger Entfernung. Sich mir nähernd,
gab er ein zweites Zeichen, und jetzt erst näher"
ich mich ihm vertrauensvoll, da ich wohl wußte,
daß ich nun von ihm. den ich als einen unsere»
Spione an seinem Zeichen erkannt hatte, nich"
mehr zu befürchten hätte. Er reichte mir ein/
Cigarre, und eilte ins Gebüsch. Bekannt ni>r
dieser Post, rollte ich die Cigarre auseinander,
nahm den darin eingewickelten Zettel heraus
und las: „Die Gegend von Vrllarcajo ist »fl
Insurrektion, dex dortige Pfarrer an ihrtt
Spitze; Sie müssen sogleich aufbrechen uvs
den Ort erreichen, ehe Mina mit dem Empe«
cinado sich da vereinigt. Der Pfarrer sey
besonderes Augenmerk, bekommen Sie ihn lebe?
big, desto besser. Uebrigens handeln Sie w