Full text: Kurhessischer Kalender (1830-1835)

von Hopsenborgen ab, um daselbst ihre Erndte 
zu halten, wobei sie sich weitgeflochtener Körbe 
aus Birkenrinde bedienen, durch welche die Luft 
durchstreichen und die Häupter während der 
Arbeit trocknen kann. 
Im Großen bedient man sich zu dem Trocknen 
der Hopfenhäupter einer Malzdarre, bei welcher 
zum Lager des Hopfens ein Haartuch genommen, 
und der Hopfen sechs Zoll hoch darauf geschüttet 
wird. Man läßt ihn so lange über dem Feuer, 
bis er halb trocken ist; a'ödann wird er mit 
einer Schaufel umgeschüttet, so, daß der oberste 
Theil, der am wenigsten trocken ist, unten hin 
komme. So läßt man ihn liegen, bis er völlig 
trocken ist. Hernach wird das Haartuch weg-' 
genommen, und der Hopfen an einen trocknen 
Drt geschüttet, wo er so lange liegen bleibt, 
bis er in Säcke gepackt wird. 
West aber diese Art des Trocknens, die Noth 
wendigkeit, den Hopfen umzuschütten, viel Mühe 
macht, und viel Hopfen dabei zerbrochen wird, 
auch viel Samen dabei verloren gehet, so hat 
man in verschiedenen Orten eine eigene Art von 
Hopfendarre eingeführt. Man legt nämlich eine 
Darre an, deren unterster Theil in allen Stücken 
einer gemeinen Malzdarre gleich ist. Zum Lager 
des Hopfens setzt man eineÄnzahl dünner tanne- 
ner Latten, weiche recht glatt behobelt, drei Zoll 
breit, einen Zoll dick, und so lang als die Darre 
seyn müssen, zusammen. Diese leger man gitter 
weise in einer Weite von vier Zoll übereinander. 
Man füget die obersten in die untersten ein und 
macht die Oberfläche völlig eben und glatt. Dieses 
Gitter muß durch schräg: Latten, welche von 
einer Ecke in die andere gehen, und in einer 
Horizontallinie sich kreuzen, befestiget werden. 
Alsdann macht man eine Decke von Blechplatten. 
Man richtet sich genau nach dem Winkelmaße, 
fuget die Blechplatten wohl zusammen, und legt 
jede Platte so, daß die Fugen auf die Mitte der 
Leisten zu liegen kommen. Wenn das Gitter also 
mit Blech belegt ist, macht man vier Ränder 
von Brettern daran. Drei von diesen sitzen fest, 
der vierte aber muß Häspen haben, und wird, 
so lange es nöthig ist, eingehängt, wenn aber 
der Hopfen trocken ift, und weggenommen wer 
den soll, läßt man ihn nieder, damit die Häup 
ter, ohne zerbrochen zu werden, herausgeschoben 
werden können. Wenn das Lager fertig ist, macht 
man einen Deckel darauf. Dieser muß genau 
eben die Breite und Länge haben, und aus leich- 
ten Brettern zusammengefüget seyn. Die innere 
Seite wird mit Blechplatten beschlagen, welche 
ganz flach aufgelegt werden. Dieser Deckel muß 
von dem obern Boden der Darre flach herunter 
hängen, ziemlich hoch über dem Lager, doch so, 
daß er tiefer gelassen werden kann, wenn eS 
nöthig ist. Wenn das Bette also gemacht ist, 
und der Deckel darüber hängt, muß man in dem 
Winkel der Darre Röhren anlegen, wodurch der 
Rauch gehet, und alsdann ist alles fertig. Zu 
solcher Darre braucht man weniger Zeit und Feuer. 
Man schüttet den Hopfen auf daö Lager, breitet 
ihn ein wenig auseinander, und fährt damit so 
lange fort, bis das Lager acht Zoll hoch, und 
ziemlich eben bedeckt ist. Alsdann zündet man 
das Feuer an und erhält es im Brennen, bis 
der unterste Theil des Hopfens getrocknet und 
der größte Theil der Feuchtigkeit von dem ganzen 
Vorrath meist verdampft ist. Alsdann laßt man 
den Deckel bis auf itf Zoll von der Oberfläche 
des Hopfens herunter, und erhält das Feuer in 
gleichem Brande. Der Deckel wird eben die 
Dienste thun, welche der Helm eines Ofens lei 
stet, der die Hitze zurück und auf den Hopfen 
wirft, so daß der oberste bald eben so trocken 
seyn wird, als der unterste. Wenn alles trocken 
ist, laßt man den eingehängten Rand nieder, 
stößt alsdann mit einem Brette, woran ein Stock 
befestigt ist, den Hopfen sanft heraus, hängt den 
Rand wieder vor, und fährt.mit einer gleichen 
Quantität auf eben die Art fort. 
Die Methode, den Hopfen in einer Darre, 
oder auf Oefen zu trocknen, ist eigentlich wobl 
nur dem englischen Klima angemessen, weil die 
Witterung nach der Hopfenerndte in England 
gemeiniglich zum Trocknen weniger vortherlhaft 
ist, als bei uns. 
Da nun der Hopfen allenthalben, wo Braue 
reien vorhanden sind, gebraucht wird, und man 
daher immer auf Absatz rechnen kann, so ist sein 
Anbau schon deshalb zu empfehlen» noch mehr 
aber, weil er, ungeachtet seineKultur mit manchen 
Kosten verbunden ist und er auch nicht selten miß 
rät!), dennoch einen sehr hohen Ertrag giebt. 
Man rechnet bei einer guten Hopfenanlage wahr 
rend »2 Jahren zwei gute, sechs mittelmäsige und 
vier schlechte Erndten. Wird nun eine gute Erndte 
auf einem Morgen zu 10 Zentner Ertrag ange 
schlagen, eine mittelmäsige zu 5 und eine schlechte 
zu £ Zentner, so beträgt dieses im Durchschnitt 
auf jedes Jahr 4} Zentner Hopfen. Wird der 
Durchschnittspreis zu 20 Tblrn. für den Zentner 
gerechnet, so gewahrt der Morgen einen Ertrag 
von 86 Thalern, wobei der Oekonom den Korn 
bau vergessen kann l
	        
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