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mußten, erzogen oder zur Confirmation herangebildet
werden. Er hilft den ärmsten Gemeinden in den
katholischen Ländern ihre Pfarrer und Lehrer besolden,
daß sie bei ihnen bleiben können, und ermuthigt
Letztere in ihrem Amte, indem er die Witwen der
selben, die in solchen Ländern gar keinen Witwen
gehalt beziehen, unterstützt.
Seid
einig!
Ein österreichischer und ein baierischer Bauern
bursche, welche in Grenzdörsern wohnten, geriethen
einst in einem Wirthshause über Kleinigkeiten in
Streit. Im Fortgange des Wortgefechtes kamen sie
auf das Kapitel des Vaterlandes, — natürlich war
der Baier ein guter Baier, der Oesterreicher ein
guter Oesterreicher, — sie arbeiteten sich in immer
heftigeren Zorn hinein, auf anzügliche Redensarten
folgten grobe Schmähungen, endlich gab es, wie es
so zu geschehen pflegt, Ohrfeigen hin und her.
Drei solcher Dachteln waren abgeliefert. Der
Baier hatte die Mehrzahl erhalten und dachte in sei
nen dummen Gedanken: Morgen will ich's dem Oester
reicher schon eintränken. Der Letztere tröstete sich:
Basta für heute, ich habe ja noch eine unschuldige
Backe, auf der ich diese Nacht schon schlafen kann;
hat der Baier morgen noch nicht genug, so will ich
ihn schon besser treffen.
Sie gingen auseinander und schwuren im Herzen,
sich das Schlimmste anzuthun. Aber nicht lange
darauf hatte ein jeder von den Burschen das Unglück,
daß er wegen Wilddieberei aus seiner Heima'th fliehen
mußte, und so kamen sie nach Frankreich, um sich
für Afrika werben zu lassen, wo die Franzosen
damals Krieg gegen den Beduinenhäuptling Abd-el-
Kader führten.
Beide Bursche kamen in Afrika an, der Baier
früher, der Oesterreicher später; einer war als Reiter
angeworben, der andere als Musketier; beide schwitzten
gehörig unter der glühenden afrikanischen Sonne, beide
waren aber tapfer, wie es Deutschen ziemt, und es
dauerte nicht lange, so hatte jeder ehrenvolle Wun
den auf der Brust,
Das war wohl alles löblich und gut und auch
der lustige Kelch des Soldatenlebens wurde unsern
Burschen geschenkt. Aber einen recht bitteren Tropfen
hatte er doch in sich. Oder ist es nicht recht bitter,
so weit vom Vaterlande fort zu sein, seine Mutter
sprache nicht mehr zu hören, Eltern, Verwandte,
Landsleute und Freunde so fern zu wissen über Berg,
Thal und Meer? In Afrika wurde immer nur von
Frankreich, vom Kaiser von Marokko, von Abd-el-
Kader und den Arabern gesprochen, — von Deutsch
land keine Silbe, und wenn es ein Franzose einmal
beiläufig nannte, so hieß es l’Allemagne und nicht
Deutschland.
Einst stand der Baier Wache in der stillen Wüste,
über sich den Himmel, unter sich nur Sand, vor sich
Sand und Himmel. Dort drüben, dachte er, dort
muß mein Deutschland liegen, mein Vaterland, —
mein Baiern, meine Heimath; dort leben meine Brü
der, dort spricht man meine Sprache: und ich stehe
allein hier, so weit hinweg in einem fremden Lande,
unter fremden Menschen, und will ich meine Sprache
reden, so rede ich nur zu tauber Luft und zu todtem
Sand.
Er stieg vom Pferde und drückte weinend sein
Gesicht in die Mähnen desselben. "O hätt' ich jetzt
nur einen deutschen Bruder, sei's Oesterreicher oder
Württemberger, Preuße, Sachse oder Hesse! Wie
wollte ich meinen Oesterreicher jetzt herzen, statt ihn
wie früher anzufeinden!«
Und wie er so spricht und voll Trauer ist, mar-
schirt ein Trupp Musketiere vorüber und macht halt
und der Anführer spricht in schlichtem Französisch:
"Nun, guter Freund! kein Araber zu sehen gewesen?
Alles rund herum in Ordnung?«
Der Baier wischt sich schnell die Augen, schaut
auf und will sagen: »Nein, Alles in Ordnung« —
aber er kann kein Wort hervorbringen: sieht den
Andern starr an und wird weiß wie Kreide. Dem
Musketier geht es nicht anders. Er glaubt zu träu
men, heftet seinen Blick fest auf den Baier, — seine
Angen werden feucht, seine Wangen bleicher — plötzlich
werfen beide von sich, was sie in den Händen haben,
fallen sich um den Hals, der Eine ruft: »Jst's mög
lich, bist Du's? bist Du's wirklich, lieber Baier?« —
der Andere: "Habe ich Dich wieder, Du lieber Oester
reicher?« — und so küssen sie sich und schwören, sich
zu lieben ihr ganzes Leben.
Diese Geschichte erinnert uns wohl lebhaft genug
an das Schicksal unseres deutschen Volkes, welches so
oft als Preuße, Sachse, Oesterreicher, Baier rc., allein
oder gegen den Landsmann gestritten hat, bis es,
durch fremde Macht so recht in eine Wüste des
Elends geführt, zur Besinnung kommt und ausruft:
«Wir sind Alle Deutsche, laßt uns einig sein, dann
sind wir stark und dürfen auch von einem Vaterlande
reden.«
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