Full text: Amtlicher Kalender für das Kurfürstenthum Hessen // Amtlicher Kalender für Kurhessen // Amtlicher Kalender für den Regierungsbezirk Cassel (1860-1873)

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Unterhaltendes und Belehrendes 
Neujahrslied. 
Ein neues Jahr ist angefangen, 
Laß es ein Jahr der Gnade sein!' 
Herr, jedes blicket voll Verlangen 
In diese künft'ge Zeit hinein. 
Laß jeden finden und erfahren, 
Was seiner Seele dient und frommt; 
O Heil uns, wenn in allen Jahren 
Dein Reich uns immer näher kommt. 
Die Tage flieh'n und tauchen nieder, 
Die Jahre schwinden, wie ein Rauch; 
Du sprichst: Ihr Menschen kommet wieder! 
Und nimmst sie weg mit einem Hauch. 
Du führst heraus die Zahl der Sterne, 
Vor dir ist alles Fleisch wie Heu; 
Was du gebeutst, das kommt von ferne, 
Und deine Hand macht Alles neu. 
O laß auch uns ein Neues hören 
In dieser neuen Gnadenzeit, 
Ein Neues aus des Himmels Chören, 
Ein Neues aus der Ewigkeit! 
Ein neues Wort von alter Treue, 
Die täglich neu die Hand uns beut, 
Ein Wort, das unser Herz erfreue, 
So oft es seine Kraft erneut. 
Hilf, Gott, mit deinem Gnadengeiste, 
Daß dieses angefang'ne Jahr 
In deinem Reich ein Bess'res leiste, 
Als der Gewinn des alten war! 
Erwecke du den Trieb der Seelen, 
Der ein erneutes Herz begehrt, 
Und laß es nicht an Früchten fehlen, 
Wenn sich der alte Mensch bekehrt! 
Laß deinen Namen neu erschallen, 
'So weit dein Reich die Erde deckt; 
Laß alle falschen Götter fallen, 
So weit das Kreuz die Arme streckt! 
Du hast den heil'gen Christusnamen 
Zum Gnadenthrone hingestellt; 
Aus diesem Lebenskeim und Saamen 
Erneuere die erstorb'ne Welt! 
Laß Trost und Freuden neu verkünden 
Den Herzen, die zerschlagen sind; 
Zerbrich das Joch der alten Sünden 
Und rette das verirrte Kind! 
Vergieb uns, Herr, was wir bereuen, 
Und lege du den bessern Grund, 
Auf dem wir Tag für Tag erneuen 
Den festgeschlosfnen Gnadenbund! H. Puchta. 
Aus einem Bericht über den evangelischen 
Verein der Gustav-Adolph-Stiftung. 
Am 6. November 1832 hatte sich eine unabseh 
bare Menge evangelischer Christen zu Breitenfeld bei 
Lützen versammelt auf der Stelle, wo König Gustav 
Adolph geblieben war. Sie umstanden den Gedenk 
stein feines Todes, den ihm der Kaufmann Grüner 
in Leipzig hatte mit der Inschrift setzen lassen: 
"Glaubenssteiheit fiir die Welt rettete bei Breitenfeld 
Gustav Adolph, Christ und Held, am 7. September 
1631." Man beging eine einfache, aber ergreifende 
Erinnerungsfeier an den gefallenen heldenmüthigen 
Helfer der nothleidenden evangelischen Glaubensge 
nossen, und am Schlusse beriethen sich eine Anzahl Männer 
über den Plan, ihm ein eisernes Denkmal zu setzen. 
Der Herr aber, der die Herzen der Menschen 
lenket wie Wasserbäche, und aus den Ereignissen, oft 
aus ganz unbedeutenden, Großes hervorkommen lässet, 
woran man vorher gar nicht dachte, hatte auch Hier 
Größeres in seinem Rathe beschlossen. Unter den dort 
Versammelten war auch l)r. Groß mann aus Leipzig, 
welcher gerade zu der Zeit als Mitglied des Const- 
storiums daselbst aus den Akten die große Noth der 
armen evangelischen Gemeinde Fleißen in Böhmen 
kennen gelernt hatte, die früher zur sächsischen Pfarrei 
Brambach eingepfarrt gewesen war, der aber plötzlich 
der Kirchen- und Schulbesuch im Auslande verboten 
worden war und die sich zum Nothbehelf ein bret- 
ternes Bethaus und Schulhaus hatte herstellen und 
zum Pfarrer und Lehrer einen gewesenen Schuhmacher 
aus Gera, der nie dazu vorgebildet worden war, 
hatte annehmen müssen. Di - . Großmann wußte, 
daß noch eine Menge evangelischer Gemeinden in katho 
lischen Ländern in ähnlicher Noth an allen Mitteln 
des kirchlichen Lebens seufzten, er hatte gehört, wie 
gar mancher Hilferuf von ihnen vergeblich in die pro 
testantischen Länder gedrungen war. Jetzt kam ihm 
unwillkührlich der Gedanke: wäre es nicht besser, 
dem Gustav Adolph zu Ehren, statt eines Denkmals 
von Stein oder Erz, eine durch freiwillige Beiträge 
gegründete Anstalt zu stiften, die auch, wie Gustav 
Adolph, den bedrängten Glaubensgenossen Hilfe bringt 
in ihrer kirchlichen Noth, die zerstreuten Glaubensge 
nossen sammelt und verbindet und die Evangelischen 
der verschiedenen Landeskirchen einigt und in ihrer 
Vereinigung stärkt? 
Er theilte seinen Gedanken Anderen mit, er fand 
allgemeinen Beifall. In Leipzig und in Dresden 
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