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Am 15. März hielt der Kaiser mit seinem Hauptquartier
feierlichen Einzug in Frankfurt am Main.
Am 17. März desgleichen in Berlin.
Am 19. März verließ Exkaiser Napoleon, durch den
vorläufigen Fricdensvertrag aus der Kriegsgefangenschaft
entlassen, sein schönes Gefängnis Wilhelmshöhe.
Am 21. März wurde der erste Reichstag des neu ge
einigten deutschen Reiches in Berlin durch den Kaiser-
König, in Gegenwart vieler verbündeter deutscher Fürsten,
feierlich eröffnet.
wurde Graf Bismarck zur Anerkennung seiner
großen Verdienste um das deutsche Vaterland wärend des
verflossenen Krieges vom deutschen Kaiser in den Fürsten-
stanb erhoben.
Am 14. April nahm der deutsche Reichstag den Gesetz-
Entwurf, betreffend die Verfassung des deutschen Reiches, mit
allen gegen 7 Stimmen an.
Am 10. Mai wurde zu Frankfurt am Main im
Gasthof „zum Schwan" von Fürst Bismarck und den
französischen Bevollmächtigten der endgültige Friedensver-
traa zwischen dem deutschen Reich und Frankreich unter
zeichnet. Hiermit sind die schon in den Friedenspräliminarien
zu V e r sa i l l e s vorläufig vereinbarten Friedensbedingungen
bestätigt, wonach Frankreich zu Gunsten des deutschen
Reiches auf ein Fünftel von Lothringen, einschließlich der
Festungen Metz und Thionville, ferner auf den Elsaß,
ausschließlich der Festung B elfort, Verzicht leistete und
sich verpflichtete, fünf Milliarden Francs — das sind über
1300 Millionen Taler — Kriegskosten an das deutsche
Reich zu zahlen.
Am 16. Mai genehmigte der deutsche Kaiser den end
gültigen Abschluß des Friedensvertrags, welchen am Tage
zuvor auch die Vertreter Baierns, Württembergs, Badens
in Frankfurt unterzeichnet hatten.
Am 20. Mai erfolgte die Genehmigung des Friedens-
Vertrags durch die Nationalversammlung in Versaille-
mit 440 gegen 98 Stimmen. Und hiermit hat der am 15ten
Juli 1870 begonnene große glorreiche Krieg der Deutschen
gegen die Franzosen sein Ende gefunden. Wir schließen
unsere Chronik mit den Worten, welche Kaiser Wilhelm am
2. März 187t nach Unterzeichnung des vorläufigen Friedens-
Vertrages an die Kaiserin-Königin Augusta richtete: Mer
Herr der Heerschaaren hat überall unsere Unternehmungen
sichtlich gesegnet und daher diesen ehrenvollen Friedens
schluß in Seiner Gnade gelingen lassen. Ihm sei die Ehre!"
G
Nach
In unserer Kriegschronik ist unter dem 23. Januar 1871 I
erwäut, daß im Gefecht bei Dijon die Fahne des 2ten
Bataillons des 61. Regiments verloren ging. Wärend die
Franzosen in dem letzten Feldzuge nicht weniger als 120 Adler
(das sind die französischen Fahnen) einbüßten, hatten die
deutschen Heere bis zu jenem Tage, ebenso wie die Preußen
im Kriege 1866, nicht eine einzige Fahne sich vom Feinde
abnehmen lassen und die bei Dijon verlorene ist auch die
einzige im ganzen letzten Krieg auf deutscher Seite vermißt
gebliebene. Sie ist aber in für uns sehr ehrenvoller Weise
in die Hände der Franzosen geraten und zwar verhält es
sich damit also:
Wärend jenes heftigen und hartnäckigen Gefechts am
23. Januar war der Feind von der 5., 6. und 7. Com
pagnie des 6l. Regiments in eiliger Flucht bis in die Vor
stadt von Dijon gejagt worden. Hier angekommen wurden
aber die genannten Truppenteile von einem so mörderischen
Feuer aus den Häusern der Vorstadt empfangen, daß sie sich
zum augenblicklichen Schutz in einen dem Feind so eben
mit Sturm abgenommenen Steinbruch warfen. Haupt
sächlich kam das Feuer aus einem großen, etwa 150 schritt
entfernten Fabrikgebäude. Die 5. Compagnie erhielt gegen
6 Uhr Nachmittags den Befehl, diese Fabrik zu nehmen,
welcher Befehl sofort in Ausführung gebracht wurde. Kaum
aber 25 Schritt gegen die Fabrik vorgegangen, wurde der
Fahnenträger, Sergeant P i onkc, wie die ganze Abteilung
neben ihm, todt zu Boden gestreckt. Der Seconde-Lieutenant
Schultze erhob sofort die Fahne und eilte der Compagnie
etwa 20 Schritte voran, fiel aber auch nach wenigen Augen
blicken, durch 2 Schüsse in den Kopf getroffen. Nun sprang
der Seconde-Lieutenant von Puttkammer, schon am
Backen verwundet, vom Pferde, erhob die Fahne, wurde
aber gleichfalls durch einen Schuß in den Kopf getödtet.
Dasselbe Schicksal hatten 2 Musketiere, welche die Fahne
trag.
! nach ihm erhoben. Als nun auch der Compagniesürer,
Premier-Lieutenant Weiße, verwundet fiel, wich die fast
ganz zusammengeschmolzene Compagnie in den Steinbruch
zurück, ohne in der Finsterniß und dem starken Pulverdampf
zu bemerken, daß die Fahne zurückgeblieben war. Sobald
dies entdeckt wurde, brach eine zweite Abteilung vor, um
die Fahne zu suchen, aber kein Mann kehrte zurück, und
ebenso erging es einer Patrouille, von der nur 1 Mann
entkam, dem der Feind auf dem Fuß folgte. Der Rest der
Compagnie mußte sich, schwer sechlend, zum allgemeinen
Sammelplatz durchschlagen.
So ging die erste und letzte deutsche Fahne verloren.
Daß es in ehrenvollster Weise geschah, ergibt sich aber auch
noch aus der von dem französischen General Ricciotti
Garibaldi am nächsten Tage dem deutschen Anführer
durch einen Parlamentär gemachten Meldung (welche auch
den feindlichen Feldherrn ebrt), daß die Fahne von den
Franzosen unter einem Leichenhügel, mit Blut getränkt,
zerschossen und zerbrochen aufgefunden sei.
Und so hat denn auch Kaiser Wilhelm, als oberster
Kriegsherr, durch eine Kabinetsordre vom 9. August 1871,
in welcher er dem 2. Bataillon des 61. Regiments eine neue
Fahne an Stelle der bei Dijon eingebüßten verlieh, rümend
anerkannt, daß das Bataillon an jenem 23. Januar mit
heldenmütiger Tapferkeit gefochten habe, und daß der Verlust
der Fahne eines jener beklagenswerten Ereignisse gewesen sei,
die als das R,sultat widriger Umstände Niemandem zum
Vorwurf gereichen. „Die Fahne (heißt es weiter im karser-
lichen Erlaß) ist weder durch einen siegreichen Feind erobert,
noch durch eine entmutigte Truppe aufgegeben worden; ihre
Stätte unter den Leichen ihrer tapferen Verteidiger ist auf
dem Schlachtfelde noch ein ehrendes Zeugniß gewesen für
die Truppe, welcher sie vorangeweht hatte, brs die einbrechende
Nacht sie den hütenden Blicken entzog."
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