Full text: Amtlicher Kalender für das Kurfürstenthum Hessen // Amtlicher Kalender für Kurhessen // Amtlicher Kalender für den Regierungsbezirk Cassel (1860-1873)

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- ~ beschloß der Senat der freien Stadt Lübeck, die 
seit dem Jahre 1806 ausgelassene Fürbitte für den deutschen 
Kaiser wieder tn's Kirchengebet aufzunehmen. 
Am 4. Februar protestierte Exkaiser Napoleon in einem 
Aufruf an die Franzosen. 
nahm Monsieur Gambetta als Mitglied der 
französischen Regierung seine Entlassung, weil er eingesehen 
hatte, daß es mit dem von ihm angekündigten Widerstand 
bis aufs Aevßerste (s. d. 31. Jan.) nicht geben wolle, indem 
seine Landsleute selbst — eine Anzahl Hitzköpfe und Aber 
witzige ausgenommen — nachgerade müde geworden waren, 
einen hoffnungslosen, aber furchtbare Opfer kostenden Kampf 
gegen deutsche Tapferkeit fortzusetzen. 
Am 5. Februar wurde auf Befehl des deutschen Kaisers 
in Berlin, wegen des Uebertritts der französischen Ostarmee 
auf schweizerisches Gebiet und für die vollzogene Besetzung 
der Festungswerke um Paris durch die Deutschen, Victoria 
geschossen. 
Am 7. Februar begann vor Paris die Ablieferung der 
Geschütze und Waffen der Armee von Paris. 
Am 8. Februar wurden die Festungswerke Hautes- 
Perches und Baffes-Perches bei Belfort von der deutschen 
Belagerungs-Armee genommen. (Auch die Festung B elfort 
und deren Belagerer waren vom Waffenstillstand ausdrücklich 
ausgeschlossen.) 
Am 9. Februar stellte der schweizerische Bundes-General 
Herzog in einem Tagesbefehl den Schweizertruppen den 
Zustand der französischen Armee, die sich über die Schweizer 
grenze gerettet hatte, als ein abschreckendes Beispiel mili 
tärischer Unordnung und Zuchtlosigkeit vor. 
Am 12. Febr. wurde die französische Nationalversamm 
lung, welche unter Anderem über die wichtigste Frage, ob 
der Krieg zwischen Frankreich und Deutschland fortdauern 
solle oder nicht, zu beraten berufen war, in Bordeaux 
eröffnet. 
Am 13. Febr. nahm der einst hochberümte, nunmehr aber 
durch seine unberufene Beteiligung an dem gottlosen Kriege 
der Franzosen gegen die Deutschen, sowie durch viele alberne 
Redereien und Schreibereien, auch.durch das gänzliche Mis- 
lingen seiner beabsichtigten Befreiung Frankreichs zum Ge- 
spötte gewordene General Garibaldi seine Entlassung 
als Oberbefehlshaber der sogenannten Vogesen-Armee und 
begab sich wieder heim aus seine Ziegen-Jnsel (Caprer a), 
auf der er besser ruhig sitzen geblieben wäre. 
Am 16. Febr. kapitulierte die Festung Bel fort. Der 
12000 Mann starken Garnison derselben wurde in Anbe 
tracht ihrer tapfern Verteidigung freier Abzug mit militäri 
schen Ehren bewilligt, welche Auszeichnung keiner einzigen 
unter den übrigen Besatzungen französischer Festungen, deren 
so sehr viele in diesem Kriege kapituliert hatten, zu Teil 
geworden war. 
wurde der Waffenstillstand mit Frankreich bis zum 
24. Februar Mittags 12 Uhr verlängert. 
Am 17. Febr. ernannte die französische National-Ver 
sammlung Herrn Thiers zum Haupt der vollziehenden 
Gewalt für die französische Republik. 
Am 18. Febr. hielten die deutschen Belagerungstruppen 
feierlichen Einzug in Belfort. 280 Geschütze wurden in 
der Festung als Kriegsbeute vorgefunden. 
Am 20. Febr. traf Herr Thiers mit den ihm durch 
die französische Nationalversammlung beigeordneten diplo 
matischen Bevollmächtigten in Versailles ein, um mit 
Graf Bismarck über den Frieden zu unterhandeln. 
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Am 22. Febr. wurde der Waffenstillstand mit Frankreich 
bis zum 26. Februar, Mitternacht, verlängert. 
Am 24. Febr. übernahm General v. Bose, von seinen 
in der Schlacht bei Wörth erhaltenen Wunden hergestellt, 
wieder das Kommando des 11. Armeekorps. 
Am 26. Febr., Nachmittags zwischen 5 und 6 Uhr, 
wurden in Versailles die vorläufigen Verabredungen über 
den Friedensschluß (Friedenspräliminarien) unterzeichnet, 
vorbehaltlich der Genehmigung derselben durch die National 
versammlung zu Bordeaux. Zugleich fand Verlängerung 
des Waffenstillstandes bis zum 12. März Statt. 
Am 1. März hielten Truppenteile des 6. und 9. Armee- 
corps und des 2. bairischen Corps Einzug in Paris, 
nachdem sie zuvor von dem deutschen Kaiser auf dem Long- 
champ in Parade besichtigt waren. 
Abends genehmigte die französische National 
versammlung in Bordeaux mit-546 gegen 107 Stimmen 
den Friedenspräliminarvertrag. Sodann nahm die Ver 
sammlung unter lebhaftem Beifall einen Beschluß an, durch 
welchen Napoleon für Frankreichs Unglück in Folge des 
Kriegs verantwortlich (das heißt: zum Sündenbock) gemacht, 
und die gegen ihn ausgesprochene Absetzung wiederholt 
wurde. 
Am 2. März besuchte der Kronprinz des deutschen 
Reichs (und von Preußen) in Begleitung des Großherzogs 
von Baden die deutschen Truppen in Paris. 
dankte General-Major v. Wittich Namens der 
22. Division den Bewohnern des Regierungsbezirks Cassel 
für die der Division wärend des Krieges zugewandten 
Liebesgaben. , Es ist uns allen", so hieß es in dem an 
den Ober-Präsidenten v Möller gerichteten Schreiben v. 
Witt ichs, „ein erbebendes Gefül gewesen, zu wissen, daß, 
wärend auf dem Schlachtfclde die hessischen Truppen ihren 
altbewährten Ruhm so glänzend erneuerten, auch daheim 
das hessische Volk mit althessischer Vaterlandsliebe und 
Warmhcrzigkeit seiner Söne gedachte und bestrebt war, sie 
in dem heiligen Kampfe, den wir zu bestehen hatten, zu 
unterstützen." 
Am 3. März wurde in Folge des Abschlusses des vor 
läufigen Fnedensvertrages Paris von den deutschen 
Truppen wieder geräumt. 
erhielten die deutschen Truppen demselben Ver 
trage zufolge Befehl, den Marsch hinter die Seinelinie an 
zutreten. 
Am 6. März erließ Napoleon von Wilhelmshöhe aus 
einen Protest gegen seine von der Nationalversammlung 
ausgesprochene Absetzung. 
Am 7. März wurden die von den deutschen Truppen 
vertragsmäßig geräumten Forts auf dem linken Seineufer 
von den Franzosen wieder in Besitz genommen. 
wurde das kaiserliche Hauptquartier von Ver 
sailles nach Ferriöres verlegt. 
Am 11. März löste das 11. Armeecorps die bisherige 
deutsche Besatzung der auf dem rechten Seineufer gelegenen 
Forts ab. 
traf der Kriegsminister von Roon vom Kriegs 
schauplatz wieder in Berlin ein. 
Am 12. März wurde Versailles von den deutschen 
Truppen geräumt. 
Am 13. März verließ Kaiser Wilhelm Ferriöres und 
traf, begleitet von General Graf Moltke, in Nancy ein.
	        
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