Full text: Amtlicher Kalender für das Kurfürstenthum Hessen // Amtlicher Kalender für Kurhessen // Amtlicher Kalender für den Regierungsbezirk Cassel (1860-1873)

so 
wurden Abteilungen der französischen Nordarmee 
unter General-Prahlhans Faidherbe von der 1. deutschen 
Armee unter Genera! v. Go eben nach St. Quentin 
hin zurückgeworfen unter Verlust von 500 Mann an Ge 
fangenen. 
Am 19. Jan. Ausfall bedeutender französischer Streit- 
kräfte vom Mont Valerien aus gegen das 4. und 5. deutsche 
Armeecorps. Heftiger Kampf von Vormittags 11 Uhr bis 
zum Einbruch der Dunkelheit; Verlust auf deutscher Seite 
gering, aus französischer 6- bis 7O00 Mann Tote und Ver 
wundete, 15 Officiere und 250 Mann Gefangene. General 
Trochu, der Oberbefehlshaber von Paris/bat um einen 
Mündigen Waffenstillstand, welche Bitte aber deutscher 
Seits abgeschlagen wurde. In Folge des abermaligen 
Mislingens feines Massenausfalls sah sich GeneralTro chu , 
welcher bei der täglich furchtbarer wachsenden Not der 
Pariser Bevölkerung durch Hunger und sonstiges Elend die 
Notwendigkeit der Uebergabe der Riesenstadt nahe erkannte, 
veranlaßt, sein Commando niederzulegen. 
Am 19. Januar schlug General v. Go eben mit der 
1. deutschen Armee und sächsischen Truppen die französische 
Nordarmee vor St. Quentin in siebenstündigem Kampfe 
und machte über 4000 Gefangene. Am Abend stürmten 
Truppen des 19. Regiments den Bahnhof von St. Quentin, 
worauf die Stadt besetzt ward. Es wurden dabei ferner 
2000 verwundete und 10000 unverwundete Franzosen ge 
fangen genommen und 6 Geschütze erobert. 
Am 20. Januar verfolgte General v. Go eben die in 
gänzlicher Auflösung und elendem Zustand sich nach Norden 
und Osten zurückziehende französische Nordarmee des „alle 
zeit siegreichen" Generals Faidherbe. 
Am 21. Januar genehmigte die baierische Ständekammer 
nach zehntägigen heftigen Redekämpfen die deutschen Bundes- 
veuräge mit *102 gegen 48 Stimmen. Die Stadt München 
schmückte sich am folgenden Tage zur Feier der Vereinigung 
Baierns mit dem deutschen Reiche festlich. 
— — nahm General v. Kettler bei Dijon 500 
Garibaldianer gefangen. 
Am 22. Jan. wurde das Wiedererstehen des deutschen 
Kaiserreichs in den freien Städten Bremen und Hamburg 
festlich gefeiert. 
— — machte ein Teil der Pariser einmal wieder eine 
kleine Revolution, die jedoch durch Waffengewalt bald wieder 
unterdrückt wurde. 
Am 23. Jan. traf das Mitglied der französischen Re 
gierung Herr Jules Favre (der im September erklärt 
batte, Frankreich werde nie und nimmermehr auch nur einen 
Stein seiner Festungen oder einen Zoll breit Landes an 
Deutschland abtreten) in Versailles ein, um mit dem 
eisernen Grafen über die Capitulation von Paris zu unter 
handeln. 
machte General-Major v. Kettler mit der achten 
Infanterie-Brigade einen Vorstoß gegen Dijon und nahm 
5 Offiziere mit 150 Mann gefangen. In der folgenden 
Nacht wurde der Fahnenträger des 2. Bataillons des Olsten 
Infanterie-Regiments im Waldgefecht erschossen, die Fahne 
vermißt. (Siehe S. 32 des Kalenders.) 
Am 24. Januar capitulierte die Festung Long wy. Bei 
der Besetzung derselben durch deutsche Truppen am nächsten 
Tage wurden 4000 Franzosen zu Gefangenen gemacht, 2()0 
Geschütze erbeutet. 
Am 26. Januar wurde ein Angriff des 2. Bataillons 
des 3. Pommerschen Landwehr-Regiments Nr. 14 auf die 
Forts Baffes-Percheö und Hautes-Perches (Vorwerke der 
sehr stark bewehrten Festung Belfort) abgeschlagen. 
Am 27. Januar (in der Nacht zum 27. um 12 Uhr) 
wurde in Folge der zwischen dem Grafen Bismarck und 
Herrn Jules Favre stattgehabten Verhandlungen das 
Feuern bei Paris von deutscher wie französischer Seite 
vollständig eingestellt. 
Am 28. Jan. Abends unterzeichneten in Versailles 
Graf Bismarck und Herr Jules Favre eine Ueberein- 
kunft, wonach ein dreiwöchiger Waffenstillstand (bis zum 
19. Febr.) zu Lande und zu Wasser eintreten, die Besatzung 
von Paris mit Ausnahme von 12000 Mann kriegsgefangen 
sein und in der Stadt, nach Ablieferung sämmtlicher Waffen, 
eingeschlossen bleiben, die Festungswerke um Paris von 
deutschen Truppen besetzt, von der Stadt wieder Lebens 
mittel von auswärts bezogen, und von derselben 200 Mill. 
Francs — also über 50* Millionen Taler — Knegssteuer 
bezahlt werden sollten. Zugleich wurde bestimmt, daß binnen 
14 Tagen durch das französische Volk eine gesetzgebende 
Versammlung zu wälen sei, die ihre Beratungen in Bor 
deaux zu halten habe. Inzwischen sollten die deutschen 
und französischen Armeen in Frankreich die von ihnen zur 
Zeit des Waffenstillstandabschlusses besetzten Landstrecken 
innebehalten. 
übernahm an Stelle des von General v. W e rd er 
so glorreich geschlagenen Generals B o u rb a ki (der in Folge 
seiner Niederlagen den Versuch gemacht hatte, sich das Leben 
zu nehmen) der General Clinch ant den Oberbefehl über 
die französische erste Armee, welche vom 14. deutschen Armee 
corps und andern mit diesem inzwischen vereinigten deutschen 
Truppenteilen gegen die Schweiz bin verfolgt wurde. (Die 
französische Ost-Armee und die deutsche ihr gegenüber waren 
einstweilen noch nicht in den Waffenstillstand eingeschlossen.) 
Am 29. Jan. besetzten die deutschen Truppen die um 
die Stadt Paris gelegenen Festungswerke (Forts): den 
Mont Valerien, von den Deutschen scherzweise das Fort 
Baldrian oder Boüerjahn genannt, die Forts Jssy, Vanvres, 
Montrouge, Bicetre u. s. w. 
erreichte die Vorhut der 14. deutschen Division 
die abziehende französische Armee eine Meile westlich von 
Pontarlier, nahm die Dörfer Sombacourt und 
Ehaffois mit S>turm, machte 2 Generäle, 46 Offiziere 
und 5000 Mann zu Gefangenen und eroberte 10 Geschütze 
und 7 Mitrailleusen. 
wurde die Feier der Capitulation von Paris in 
vielen deutschen Orten festlich begangen. 
Am 30. Jan. nahm die 7. Brigade (deutsche Südarmee) 
im Kampf gegen die Nachhut der sich zurückziehenden fran 
zösischen Ostarmee Fr äsn e bei Pontarlier ein, machte 
abermals 3000 Gefangene und erbeutete 2 Adler. 
Am 31. Jan. erließ der türkische Sultan ein Schreiben 
an den deutschen Kaiser, in welchem er ihm zu den Kriegs 
taten seiner Heere und zur Erneuerung der deutschen Kaiser 
würde beglückwünschte. 
- — erklärte das Mitglied der französischen Regierung 
Herr Gambetta, daß er den von der Pariser Negierung 
mit Graf Bismarck geschlossenen Waffenstillstand nicht an 
erkenne, sondern den Krieg dis aufs Aeußerfte fortsetzen wolle. 
Am 1. Februar ging die von der deutschen Südarmee 
umstellte erste französische (ehemals B o ur b a tische) Armee 
in einer Stärke von 1776 Offizieren und 79,789 Mann, un 
fähig ferner Widerstand 'zu leisten, über die schweizer Grenze, 
worauf sie — wie es das Völkerrecht gebietet — von den 
Schweizern entwaffnet und damit völlig kampfunfähig ge 
macht wurde.
	        
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