Full text: Amtlicher Kalender für das Kurfürstenthum Hessen // Amtlicher Kalender für Kurhessen // Amtlicher Kalender für den Regierungsbezirk Cassel (1860-1873)

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Bei dieser Gelegenheit gerieten abermals über 700 unverwun 
dete Franzosen in deutsche Kriegsgefangenschaft, darunter 
2 Stabsofficiere und 16 Officiere. 
schlug Oberst Dannenberg bei Montbars 
mit 6 Bataillonen einen Angriff Garibaldischer Frei- 
schaaren zurück. 
Am 9. Jan. protestierte (lächerlicher Weise) die Pariser 
Regierung in einem schreiben gegen das Bombardement 
der Stadt Paris. Als ob diese Stadt, die schon so viel 
Unheil über die Welt und auch den furchtbaren jüngsten 
Krieg hauptsächlich zu Stande gebracht hat, heilig und un 
verletzlich wäre und eine andere Behandlung verdiene als 
andere Festungen! 
stieß das 14. deutsche Armeecorps bei Viller- 
sexel auf die Flanke der gegen Belfort (zum Entsatz 
dieser Festung) marschierenden Armee des Generals Bour 
baki. erstürmte Villersexel und nahm 2 Stabsofsiciere, 
14 Officiere und über 500 Mann gefangen, eroberte auch 
2 Adler. 
Am 10. Januar kapitulierte die Festung P Bronne, 
wodurch 8000 Mann französischer Besatzung in Kriegsge 
fangenschaft gerieten. 
drangen die gegen die Armee des Generals 
Chanzy ankämpfenden Kolonnen der 2. deutschen Armee 
unter fortwärenden siegreichen Gefechten bis auf 1 Meile 
Entfernung von der Sradt le Mans vor, eroberten dabei 
1 Geschütz und 4 Mitraitteusen, machten auch wieder einmal 
über 5000 Gefangene. 
Am 11. Jan. wurden durch neue vorgeschobene Batterien 
der deutschen Belagerungsartillerie die Kasernen des Forts 
Jssy (südlich von Paris) in Brand geschossen. 
siegten die gegen l e Mans vorrückenden Truppen 
der 2. deutschen Armee nach heftigen Kämpfen bei Com- 
bron und la Chapelle, eroberten 7 Geschütze und 
machten viele Gefangene. 
Am 12. Januar nahm Prinz Friedrich Carl mit 
dem 3. und 10. deutschen Armeecorps le Mans ein und 
erbeutete daselbst große Vorräte. Gleichzeitig warf der Groß 
herzog von Mecklenburg-Schwerin mit dem 9. und 13. 
Armeecorps die Franzosen aus ihren Stellungen bei St. 
Corneille, nordöstlich Le Mans. Die sich zurückziehende 
Armee des Generals Chanzy wurde unter General von 
Schmidt verfolgt. In den Kämpfen von dem 6. bis zum 
12. Januar waren allein von der 2. deutschen Armee 22000 
unverwundete Gefangene gemacht, 19 Geschütze und Mi- 
trailleusen, 6 Lokomotiven, 400 Wagen, 2 Fahnen, über 
1000 beladene Fahrzeuge, eine Menge von Waffen und 
Schießbedarf nebst sonstigen Vorräten erbeutet. 
Am 13. und 14. Jan. fanden Vorhut-Gefechte zwischen 
der 22. Division und der von ihr verfolgten französischen 
Armee bei Ballon und Beaumont Statt. Unsere Drei- 
undachtziger machten bei diesen Gelegenheiten 1500 Gefan 
gene und erbeuteten viel Gepäck und'Mundvorrat. 
Am 14. Januar teilte der König von Preußen den 
deutschen Fürsten in einem Schreiben mit, „er nehme die 
ibm angebotene deutsche Kaiserwürde an, mit dem festen 
Vorsatze — soweit Gott Gnade giebt — als deutscher Fürst 
der treue Schirmherr aller Rechte zu sein und das Schwert 
Deutschlands zum Schutze derselben zu füren." 
(in der Nacht zum 14. Jan.) heftige Ausfälle 
der Pariser Besatzung gegen die Stellungen der Garde bei 
le Bourget und Dräncy, des 11. Corps bei Meudon 
und des 2. baierischen Corps bei Clam art. Ueberall wurden 
diese Ausfälle siegreich zurückgeschlagen; an einzelnen Stellen 
artete der Rückzug der Franzosen in vollständige Flucht aus. 
— — jagte General v. Schmidt mit der 14. deutschen 
Cavallerie-Brigade bei Verfolgung der bei le Mans ge 
schlagenen Armee des Generals Chancy bei ChassilS 
eine feindliche Division in die Flucht und machte dabei 400 
Gefangene. Besetzung des Lagers von C^onlie und Er- 
beutung großer Vorräte an Waffen und Schießbedarf da 
selbst. 'Rach leichtem Straßengefecht wurde auch Beau- 
mont besetzt, und wurden dort 40 Munitionswagen erbeutet, 
1000 Franzosen gefangen genommen. 
Am 15. Januar Vorhut-Gefechte der 22. Division bet 
Alen^on. 
warf Major v. Köppen vom 77. Infanterie- 
Regiment 1000 französischeMobilgarden beiMaras (nord 
westlich von Lang res) in wilder Flucht auf LangreS. 
schlug das einzige 14. deutsche Armeecorps einen 
Angriff von vier französischen Armeecorps auf der Linie 
Delle-Montb6liard-H6ricourt-Lure zurück. Diese 
Tat gehört zu den glorreichsten des ganzen Kriegs, und die 
am 15. Januar und den beiden folgenden Tagen in der 
genannten Gegend von dem Armeecorps, welches General 
v. Werder befehligte, gestrittenen Kämpfe gegen eine unge 
heure französische Uebermacht werden in der deutschen Geschichte 
unvergeßlich sein. Die Franzosen unter General B o u r b a ki 
wälzten sich von Westen her in täglich mehr anschwellenden 
Maßen gegen das Werder'sche Corps, um zunächst dieses 
zu vernichten, dann die Festung Belfort zu entsetzen und 
hierauf einen verheerenden Einfall und Rachezug in's deutsche 
Gebiet zu unternehmen. Zur Hülfe gegen den gewaltigen 
Feind wurden dem General v. Werder das 2. und das 
7. Armeecorps zugesandt. Aber ehe diese sich mit dem 
Werderschen Corps vereinigen konnten, stand General 
Bourb aki mit vierfacher Uebermacht schon demselben gegen 
über. Die Werder'schen Heldenschaarcn wußten, wie 
ungeheuer viel darauf ankam, daß sie dem Feinde Wider- 
stanv leisteten. „Hier kommt Niemand durch", sagten sie 
todesmutig, und sie ließen auch keinen der Franzmänner 
durch, indem sie (zunächst am 16. Januar in neunstündigem 
Kampfe) unübertreffliche Tapferkeit bewiesen. 
Am 16. Januar (in der Nacht zum 16. Jan.) aber 
mals erfolgloser Ausfall der Parise^Garnison gegen le 
Bourget, nach welcher Richtung auch am Morgen des 
vorhergehenden Tages die Pariser Truppen gegen die preußische 
Garde und das 12. (König!, sächsische) Armeekorps einen 
vergeblichen Angriff versucht hatten. 
machte General v. Schm idt bei weiterer Ver 
folgung der Armee des Generals Chanzy wiederum über 
2000 Gefangene. 
dauerten die Kampfe zwischen der Bonrb ari 
schen Uebermacht und der verhältnißmäßig kleinen Helden 
schaar des Generals v. Werder südlich von Be! fort fort. 
Am 17. Januar wiesen die Brigaden v. Degenfeld 
und v. Keller (vom Werder' schen Armeecorps) den er 
neuerten Angriff der Franzosen abermals so entschieden und 
todesmutig zurück, daß General Bourbaki am nächsten 
Tage, als er noch einmal den Kampf versuchen wollte, seine 
Truppen in völliger Auflösung sah und nicht vermochte sie 
in das Treffen zu bringen. 
Am 18. Januar fand im großen Spiegelsaale des 
Schlosses zu Versailles die feierliche Proclamierung des 
deutschen Kaisers Statt. An demselben Tage wurde dies 
freudige Ereignis dem deutschen Volke in einem Erlasse ver 
kündigt, und durch einen solchen zugleich dem Kronprinzen 
von Preußen die Würde eines „Kronprinzen des deutschen 
Reiches" und der Titel „Kaiserliche Hoheit" verliehen.
	        
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