sie zur Frau zu nehmen und mich mit einer halben
Million zu begnügen. Schneller können Sie die andere
halbe nicht verdienen!"
Ob das Geschäft zu Stande gekommen ist?
3.
In Wiesbaden wurde im vorigen Sommer ein
sehr bekannter und ausgezeichneter Arzt zu einer
adeligen Dame gerufen. „Nun wo fehlt es Ihnen,
meine Liebe?" redet er sie in seiner gewohnten Ge
mütlichkeit an. „Ich bin Baronin." erwiederte die
Gnädige gereizt und spitzig. — „O, das tut mir
sehr leid," versetzte der Arzt„aber von diesem
Uebel kann ich Sie nicht befreien." Damit nahm
er Stock und Hut und empfahl sich.
4.
Der vor einigen Jahren verstorbene König Ludwig
der Erste von Baiern hatte die Eigentümlichkeit, daß
er von einmal gefaßten Meinungen sehr schwer zu
rückzubringen war. Es ging dies so weit, daß er,
wobei freilich auch eine gewisse Zerstreutheit mit
wirken mochte, Personenverwechselungen, die bei ihm
häufig vorkamen, hartnäckig festhielt. So verwech
selte er beständig die beiden berümten, in München
lebenden Naturforscher Spix und Martins und
redete immer einen für den Andern an. Da geschah
es, daß Spix starb. Bald darauf begegnete der
König Martins und das erste Wort, das er an ihn
richtete war: „Ah, Spix! es ist doch gut, daß,
da nun dieser Martins todt ist, ich Sie doch nicht
mehr mit ihm verwechseln kann!"
5.
Vor Beginn des amerikanischen Freiheitskrieges
(im vorigen Jahrhundert) herrschte zwischen den
englischen und amerikanischen Ofsicieren eine gewisse
Eifersucht, die mancherlei Reibereien zur Folge hatte,
Ein englischer Major, der sich von dem Capitain
(späteren General) Putnam beleidigt glaubte,
schickte diesem eine Herausforderung zum Duell auf
Pistolen. Letzerer bat hierauf um eine Unterredung.
Der Major begab sich in das Zelt des Amerikaners
und fand ihn ruhig seine Pfeife rauchend, auf einem
kleinen Füßchen sitzen.
Ich bin im Pistolenschießen sehr ungeübt, begann
Putnam, Sie würden daher bei einem Pistolenduell
unverhältnißmäßig gegen mich im Vorteil sein. Ich
mache Ihnen deshalb einen andern Vorschlag. Hier
habe ich zwei Füßchen mit Pulver, in jedes der
selben habe ich ein Loch bohren und eine Lunte hinein
stecken lassen. Auf dem einen Fäßchen sehen Sie
mich hier sitzen, wollen Sie nun gefälligst dort auf
dem andern Platz nehmen, so werde ich die Lunten
anzünden lassen und wer von uns am Längsten sitzen
bleibt ohne zu zucken, soll als Sieger im Duell an
gesehen sein.
Das Zelt war voll von Officieren, welche sich
an dem Einfall des „alten Wolfs" (wie Putnam
gewöhnlich genannt wurde) höchlichst ergötzten. Der
Major konnte nicht umhin, auf den Vorschlag ein
zugehen; er mußte, um nicht für feige zu gelten,
gute Miene zum bösen Spiel machen und nahm seinen
bedenklichen Sitz auf dem zweiten Fäßchen ein. Das
Zeichen ward gegeben und die Lunten wurden ange
zündet. Putnam rauchte mit dem größten Gleichmut
seine Pfeife fort, ohne sich im Geringsten um die
brennenden Lunten zu kümmern, wärend der Major,
obschon er im Allgemeinen ein mutiger Mann war,
die seinige mit Unruhe beobachtete. Einer der Zu
schauer nach dem andern entfernte sich aus dem Zelt.
Zuletzt waren die beiden Gegner allein noch auf ihrem
Platze. Da, als das Feuer nur noch wenige Zoll von
seinem Fäßchen entfernt war, sprang der Major auf,
riß die Lunte heraus und rief: „hören Sie, Putnam,
das ist vorsätzlicher Selbstmord, ziehen Sie Ihre
Lunte heraus, ich will verloren haben."
„ Ruhig Blut!" entgegnete der Amerikaner, lang
sam aufstehend: „Die Sache ist nicht gar so schlimm.
Wissen Sie, was in den Fäßchen ist? Es sind —
unschuldige Zwiebeln!"
Rätsel.
1.
Wenn Du mich hast
Bin ich Dir eine Last,
Doch macht'« Dir noch viel größrcs Weh',
Sobald ich Dir verloren geh'.
2.
Ein >silbenpaar zieht jäilich hin und her,
Bald ist's bei uns, bald wieder über'm
Und kommt'« in's Land, lMcer,
Weiß von Gewand,
Dann wehe den Schlangen und Kröten;
Nur stille Flucht
Dahin, wo Niemand sie sucht,
Kann sie retten von furchtbaren Nöten.
Die Dritte wird nicht schwer mehr scheine»',
Zwei Großen wohnen drin mit ihren Kleinen,
Sie wandeln ein, sie wandeln aus,
Wie jeder pflegt im eigenen Haus.
Das Ganze ist ein künstliches Geflecht,
Für die Bewohner eben rechn
Dem Storchennest dies Rätsel gleicht?
Allein wir machen'« nicht so leicht.
Wir steigen nicht, wir bleiben aufd erErde,
Wenn fern von uns der Storch entfliegt,
Sich jeder wärmt am eigenen Hcrve,
Und Schnee im öden Neste liegt,
Wird erst das Ganze lieb und wert;
Oie Schnitterin es leicht entbehrt,
t Auflösung der Rätsel im nächstjährigen
Kalender,)