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droben am Firmaments prangen? Wenn dem Ka
lenderleser die Aufgabe gestellt würde, diese leuch
tenden Himmelspunkte zu zälen, er würde verzagen
und vielleicht meinen, den Sand am Meere zu ad-
diren sei noch ein leichteres Stück. Und doch ist
die Zahl der Fixsterne, welche wir mit unbewaffne
tem Auge wirklich sehen, nicht so groß als es scheint.
Vielmehr trügt auch hier der Schein, wie so oft
in der Welt. Gerade das Flimmern und Glitzern
der Sterne bewirkt, daß man bei längerem Hinauf-
schauen auch da welche zu sehen glaubt, wo keine
sind oder wenigstens wo man in Wahrheit keine
sieht. Die Himmelskundigen haben die Fixsterne
nach ihrer scheinbaren Größe in solche erster, zweiter,
dritter Größe u. s. w. eingetheilt^ und sie steigen
dabei bis zu zur zwanzigsten Klaffe herab, welcher
die anscheinend kleinsten angehören. Mit bloßem
Auge nun sehen die meisten Menschen nur Sterne
der ersten sechs Größenklassen. Rur Augen von
ausgezeichneter (ganz seltener) Sehschärfe erkennen
auch noch Sterne der siebenten Klasse. Solche unge-
wönlich scharfe Augen hat zum Beispiel der Professor
Heis in Münster. Er hat sich viele Jahre hindurch
mit dem Zälen der ihm wahrnehmbaren Sterne be
schäftigt und dabei gefunden, daß die Summe der
selben noch nicht volle 6000 beträgt. Ein Mensch
mit gewöhnlichen guten Augen erblickt dagegen, wenn
er etwa von der Berliner Sternwarte aus das Fir
mament betrachtet, nicht mehr als ungesär 4000 der
goldnen Himmelslichter. Diese Zahl ist erstaunlich
viel geringer, als man in der Regel vermutet.
Dagegen wächst die Ziffer der Sterne ins Un
geheure, wenn man zu ihnen hinaufschaut durch ein
vorzügliches Fernrohr (ein Teleskop). Die Gesammt-
zahl der Sterne erster bis sechzehnter Größe am
ganzen Himmel (wie er sich über der nördlichen und
der südlichen Erdhälfte wölbt) ist von einem sehr kun
digen und zuverläßigen Gelehrten auf 1283 Millionen
berechnet worden. Das ist eine sehr große Summe,
aber sie gewinnt erst ihre volle Bedeutung, wenn man
in Anschlag bringt, durch welche Entfernungen diese
leuchtenden Weltkörper von einander getrennt sind.
Eine Locomotive, welche in der Stunde sechs
Meilen durcheilt, würde bis zur Sonne (welche der
uns nächste Fixstern und von der Erde nur die Klei
nigkeit von etwas über 20 Millionen Meilen entfernt
ist) etwa vierhundert Jahre fahren. Das Licht der
Sonne dagegen — denn das Licht ist überhaupt der
schnellste unter allen Boten der Welt — braucht bis
zu uns nicht mehr als 8 Minuten und 18| Secun
den. Denn es legt binnen einer Stunde ungefähr
41,000 Meilen zurück. Hiernach kaun mail sich eine,
obschon nur dunkle, Borstellung davon machen, wie
groß die Wegstrecke ist, welche ein Lichtstrahl inner
halb des Zeitraums eines Jahres durcheilt. Dieser
Weg ist 63,280 mal so lang als der Weg von der
Erde zur Senne. Wie aber wird dem Leser zu
Sinne, wenn er, nach sicherer Berechnung erfärt,
daß die Entfernung von uns zu dem nach der Sonne
zweitnächsten Fixstern über viermal so groß ist als
die Strecke, die ein Lichtstrahl binnen einem Jahre
zurücklegt; also über vier mal 20 Millionen mal
63,280 Meilen. Und dann gar, daß di • nächsten
Sterne der Milchstraße noch über tausendmal weiter
von uns fern sind.
Bei solchen Zahlen überläuft einen wol ein Schauer
unendlicher Ehrfurcht und aus dem tiefen Gefül unserer
eigenen Kleinheit stimmen wir demütig ein in des
Psalmisten lobpreisendes Wort: Herr, wie sind deine
Werke so groß und viel!
Allerlei kleine Geschichten.
1.
Ein Pechvogel fuhr auf der Eisenbahn. Der Zug
jagte, ohne anzuhalten, an einer kleinen Station
vorüber, auf deren Perron Jemand fortwährend
„Meyer! Meyer!" brüllte. Unser Herr steckt den
Kopf zum Fenster heraus und — erhält eine tüchtige
Ohrfeige. Grimmig beklagt er sich bei dem Zug-
fürer. Ganz gelassen fragt dieser: „heißen sie denn
Meyer"? „Nein," lautet die Anwort. „Nun,"
erwiedert jener ruhig: „dann geht die Sache Sie ja
gar nichts an!"
2.
Zu einem steinreichen Banquier kommt in etwas
schäbigem Anzug ein Herr, dem man ansieht, daß
er guter Leute Kind ist und nur das Unglück hat,
viel mehr Geld zu brauchen als er hat. „Ich gebe
mir die Ehre" (redet er den Geldmann an) „Ihnen
meine Aufwartung zu machen, um Ihnen ein vor
teilhaftes Geschäft rorzuschlagen; ein Geschäft, bei
dem Sie binnen fünf Minuten eine halbe Million
gewinnen können, und das ganz sicher und ohne Ge
fahr". — „Das wäre!" antwortete mit ironischem
Lächeln der Börsenkönig und bietet dem Gast einen
Platz auf dem Sopha und eine seiner feinen Cigar
ren an. „Die Sache ist ganz einfach," färt der
Besucher fort, indem cr'ö sich bequem macht und die
Havannah anbrennt. „Wie man bestimmt versichert,
beabsichtigen Sie Ihrer Fräulein Tochter eine Million
Taler zur Mitgift zu geben. Ich bin gern erbötiz,