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Am 11. Sept. verlieh ein Teil der berümten
französischen Flotte, welche im Krieg gar Nichts
ausgerichtet hat, die Nordsee und kehrte rühmlos
heim. Die französischen Schiffe in der Ostsee folgten
bald nach.
Am 13. Sept. verkündigte die neue (republi
kanische) Regierung Frankreichs, welche der alten
an Großmäuligkeit es noch zuvortut, daß kein Fuß
breit Landes und kein Stein einer Festung den
Deutschen abgetreten werden solle. Schon am 6. Sep
tember war diese hohle Prahlerei von einem der
neuen französischen Minister ausgesprochen worden.
Die Zukunft wird die Antwort darauf geben.
Am 17. Sept. begann in. der Gegend von Paris,
welches um diese Zeit von den Deutschen beinahe
völlig eingeschloßen war, eine Reihe von Gefechten,
die stets mit Zurückweichen der Franzosen endeten.
In der Stadt wurden Vorbereitungen getroffen, die
Deutschen, wenn sie einziehen wollen, durch Feuer
und Schwefel zu vernichten.
Am 7. Octbr. brachte ein geringer Teil des 14ten
Armee-Corps ungefähr 14,000 Franzosen bei Stremy
zu eiligem Davonlaufen. An demselben Tage machte
Marschall B a za i ne abermals einen vergeblichen
Ausfall ans Metz. Derselbe wurde von deutscher
Seite (namentlich durch die Division Kummer,
welche in diesem Kriege schon oft ihre Tapferkeit
bewärt hatte und welcher auch Kürhelsen zugehören)
siegreich zurückgeschlagen.
Am 8. Octbr. jagten Truppen des 14. deutschen
Armee-Corps (welches nach der Uebergabe von Straß
burg den Vormarsch von dieser Festung nach Westen
gegen die Loire hin angetreten hatte) ansehnliche
Massen französischer Soldaten und Franctireurs, d. i.
Freischärler, in die Flucht. Zahlreiche deutsche Siege
änlicher Art folgten in de» nächsten Wochen.
erließ die provisorische Regierung der fran
zösischen Republik ein Schreiben, worin ausgeführt
wurde, daß das liberale Frankreich niemals Erobe
rungsgelüste gehabt und die deutsche Einheit niemals
bekämpft habe. Es ist dies die alte Geschichte vom
Lamm und vom Wolf.
Am 9. Octbr. begann die Belagerung der Veste
Neu-Breifach im Elsaß.
Am 11. Octbr. wurde nach neunstündigem Kampfe
die französische Ost-Armee über die Loire zurück
geworfen und Orleans (die berümte Stadt der
Ieanne d'Arc) von deutschen Truppen erstürmt.
Auch an der Ehre dieses Sieges haben kurhessische
Soldaten ihren rümlichen Anteil. Es wurden in der
Schlacht bei Orleans wie fast in jedem der zahl
reichen Gefechte dieser Tage Tausende von Franzosen
zu Gefangenen gemacht.
Am 12. Octbr. begann die Belagerung der Festung
Soissons.
Am 13. October schossen die Verteidiger von
Paris ohne jede Veranlassung das herrliche Schloß
Saint-Cloud, die ehemalige Sommer-Residenz des
Kaisers Napoleon (welche die deutschen Soldaten
gänzlich verschont hatten), in Brand.
Am.14. Octbr. traf der berümte italienische Frei«
schaarenheld Garibaldi (der „Befreier Italiens")
in Besanyon ein, nach Frankreich von der repu
blikanischen Regierung gerufen, um die französischen
Freischaaren gegen die Deutschen zu füren. Er wird
seinem Ruhmeskranze in diesem Kampfe für eine
schlechte Sache schwerlich neue Lorbeeren zufügen.
Am 16. Octbr. ergab sich Soissons nach vier
tägiger hartnäckiger Artillerie-Verteidigung. Aber
mals sielen Tausende von Gefangenen und weit über
hundert Kanonen den deutschen Siegern in die Hände.
Am 18. Octbr. schlug die 22. Division (zu der
vorzüglich Kurhessen gehören) bei Chateaudun den
Feind, erstürmte die Stadt und machte viele Ge
fangene.
Am 24. Octbr. capitnlierte (ergab sich) die Festung
Schlettstadt.
Am 27. October erfolgte nach zweimonatlicher
Belagerung die Uebergabe der für uneinnehmbar ge
haltenen Festung Metz, in welcher seit dem 18. Aug.
MarschallBazaine von den Deutschen eingeklammert
war. 173,000 Gefangene, darunter 3 Marschälle
und über 6000 Officiere streckten die Waffen, sodaß
nun über 300,000 Franzosen in deutsche Gefangen
schaft geraten sind. Die Bezwingung von M e tz,
welche auch unermeßliche Borräthe von Waffen u. s. w.
den Deutschen zufürt, ist eines der glorreichsten
Ereignisse des ganzen Feldzugs.
(Die hoffentlich erfreuliche Fortsetzung und der
Schluß der Chronik sollen im nächstjärigen Kalender
folgen, da zur Zeit, in welcher dieser abgeschlossen
werden muß, der Krieg leider »och fortdauert).