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bewies jubelnder Empfang dem greisen König, daß
die Art, wie er die französischen Zumutungen zurück
gewiesen, von seinem Volke gutgeheißen werde, und
daß dasselbe in Treuen zu ihm stehen wolle in Not
und Tod.
Am 16. Juli begann die schleunige Vorbereitung
zum Kriege (Mobilisirung) des preußischen Heeres
und der mit demselben verbündeten norddeutschen
Truppen. Auch der König von Baiern und der
Großherzog von Baden gaben Befehl, ihre Soldaten
kriegsbereit zu machen. Der König von Württem
berg folgte bald. Diese drei Fürsten hatten 1866
mit dem preußischen König ein Schutz- und Trutz-
bündniß geschlossen, und sie bewiesen nun, daß sie
das damals gegebene Wort getreulich halten wollten.
Die Franzosen hatten aber darauf gerechnet, daß
' die Baiern und Württemberger aus Haß gegen
Preußen mit ihnen sich verbünden oder am Krieg
keinen Theil nehmen würden. Daß das Gegenteil
geschah, wartie erste sehr unangenehme Ueberraschung
für Kaiser Napoleon und seine Spießgesellen.
wurden in der Wesermündung 11 Schiffe
versenkt, um die französische Flotte an der Einfahrt
in dieselbe zu hindern. An demselben Tage kamen
die ersten Zuschriften an König Wilhelm aus deutschen
Städten an, die ihm treuen Beistand für den
schweren Kampf zusagten. Es folgten solche Adressen
aus allen Weltgegenden, wo Deutsche wohnen.
Ueberall begannen Geldsammlungen für den Krieg
und seine deutschen Opfer.
Am 17. Juli bedrohete Kaiser Napoleon die
Fürsten von Baiern, Württemberg und Baden mit
schwerer Strafe für den Fall, daß sie sich mit Preußen
im Krieg verbünden würden. Vergebens. Die Süd
deutschen hielten die gelobte Bundestreue.
Am 18. Juli bewilligte die Stadt Hamburg für
den Krieg 300,000, statt, wie beantragt war, nur
IM,000 Taler.
Am 19. Juli eröffnete König Wilhelm (an dem
selben Tage, an welchem vor 60 Jahren seine Mutter,
die edle Königin Luise, gleichfalls in schwerer Kriegs
zeit zum Frieden eingegangen war) den norddeutschen
Reichstag. Dieser bewilligte in freudiger Begeisterung
130 Millionen Taler für den Krieg.
erneuerte der König den von seinem Vater
1813 gestifteten Orden des eisernen Kreuzes, als
höchste Ehrengabe für ausgezeichnete deutsche Taten
>m Kriege.
überschritten französische Jäger bei Saar
brücken die deutsche Grenze, wurden aber sofort von
preußischen Ulanen zurückgejagt. Seitdem folgten in
den nächsten Wochen fast täglich kleine Gefechte in
derselben Gegend, bei welcher die Deutschen jeder
Zeit siegreich blieben.
Am 30. Juli bewilligte die Stadt Breinen
100,000 Taler fünden Krieg.
Am 22. Juli sprengten deutsche Truppen die Rhein-
brücke bei Kehl, damit der Feind dieselbe nicht zum
Uebergang benutze.
erließ Kaiser Napoleon eine Ansprache an
das französische Volk, der weitere an seine Armee
zu Lande und Wasser folgten. In diesen Schrift
stücken log der Kaiser mit dreister Großsprecherei
seinen Untertanen und Soldaten vor: Er sei zum
Kriege von Preußen gezwungen; er beginne ihn für
eine gerechte Sache; der Sieg könne nicht ausbleiben
und von diesem Siege hänge die Freiheit der Welt ab.
„Das Weltall hat seine Augen auf Euch gerichtet",
rief Napoleon seinen „in Afrika, in der Krim, in
Italien und Mexiko überall siegreich gewesenen" Sol
daten zu. (Es steht aber geschrieben: „den Demütigen
gibt Gott Gnade", und: „die Sünde ist der Leute
Verderben ").
Am 24. Juli ritten etwa 30 Ulanen des Rhein.
Ulanen - Regiments Nr. 7 in Frankreich hinein und
machten die* Eisenbahn zwischen Saargemünd und
Hagenau unfahrbar.
Am 36. Juli reiste der Kronprinz Friedrich Wil
helm von Preuße», als Oberbefehlshaber der „dritten
Armee", nach Süddeutschland ab. Unendlicher Jubel
begrüßte ihn hier überall zum Zeichen, daß die
Süddeutschen zu den Norddeutschen in brüderlicher
Treue in Not und Tod stehen wollten.
Am 27. Juli ward in Preußen aller Orten ein
Bettag gehalten, den der König angeordnet hatte,
damit von seinen Untertanen das schwere Kriegswerk
mit Gott begonnen werde.
Am 28. Juli begab sich Kaiser Napoleon von Paris
in die Mitte seiner „unüberwindlichen" Armee nach
Metz.
Am 31. Juli erließ König Wilhelm eine Amnestei
(Straferlaß) für alle politische Verbrechen, zur
Anerkennung der einmütigen patriotischen Erhebung
seines Landes gegen den Erbfeind. An demselben
Tage reiste der König (begleitet von seinem ersten
Minister, dem Kanzler des norddeutschen Bundes, Graf
Bismarck und dem großen Schlachtplanersinner General
von Moltke) von Berlin zum Heere nach Mainz ab.
Deutschlands Volkswehr war nun so verteilt: Am
Rheine zwischen Mainz und Landau rückten drei große