Full text: Amtlicher Kalender für das Kurfürstenthum Hessen // Amtlicher Kalender für Kurhessen // Amtlicher Kalender für den Regierungsbezirk Cassel (1860-1873)

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bewies jubelnder Empfang dem greisen König, daß 
die Art, wie er die französischen Zumutungen zurück 
gewiesen, von seinem Volke gutgeheißen werde, und 
daß dasselbe in Treuen zu ihm stehen wolle in Not 
und Tod. 
Am 16. Juli begann die schleunige Vorbereitung 
zum Kriege (Mobilisirung) des preußischen Heeres 
und der mit demselben verbündeten norddeutschen 
Truppen. Auch der König von Baiern und der 
Großherzog von Baden gaben Befehl, ihre Soldaten 
kriegsbereit zu machen. Der König von Württem 
berg folgte bald. Diese drei Fürsten hatten 1866 
mit dem preußischen König ein Schutz- und Trutz- 
bündniß geschlossen, und sie bewiesen nun, daß sie 
das damals gegebene Wort getreulich halten wollten. 
Die Franzosen hatten aber darauf gerechnet, daß 
' die Baiern und Württemberger aus Haß gegen 
Preußen mit ihnen sich verbünden oder am Krieg 
keinen Theil nehmen würden. Daß das Gegenteil 
geschah, wartie erste sehr unangenehme Ueberraschung 
für Kaiser Napoleon und seine Spießgesellen. 
wurden in der Wesermündung 11 Schiffe 
versenkt, um die französische Flotte an der Einfahrt 
in dieselbe zu hindern. An demselben Tage kamen 
die ersten Zuschriften an König Wilhelm aus deutschen 
Städten an, die ihm treuen Beistand für den 
schweren Kampf zusagten. Es folgten solche Adressen 
aus allen Weltgegenden, wo Deutsche wohnen. 
Ueberall begannen Geldsammlungen für den Krieg 
und seine deutschen Opfer. 
Am 17. Juli bedrohete Kaiser Napoleon die 
Fürsten von Baiern, Württemberg und Baden mit 
schwerer Strafe für den Fall, daß sie sich mit Preußen 
im Krieg verbünden würden. Vergebens. Die Süd 
deutschen hielten die gelobte Bundestreue. 
Am 18. Juli bewilligte die Stadt Hamburg für 
den Krieg 300,000, statt, wie beantragt war, nur 
IM,000 Taler. 
Am 19. Juli eröffnete König Wilhelm (an dem 
selben Tage, an welchem vor 60 Jahren seine Mutter, 
die edle Königin Luise, gleichfalls in schwerer Kriegs 
zeit zum Frieden eingegangen war) den norddeutschen 
Reichstag. Dieser bewilligte in freudiger Begeisterung 
130 Millionen Taler für den Krieg. 
erneuerte der König den von seinem Vater 
1813 gestifteten Orden des eisernen Kreuzes, als 
höchste Ehrengabe für ausgezeichnete deutsche Taten 
>m Kriege. 
überschritten französische Jäger bei Saar 
brücken die deutsche Grenze, wurden aber sofort von 
preußischen Ulanen zurückgejagt. Seitdem folgten in 
den nächsten Wochen fast täglich kleine Gefechte in 
derselben Gegend, bei welcher die Deutschen jeder 
Zeit siegreich blieben. 
Am 30. Juli bewilligte die Stadt Breinen 
100,000 Taler fünden Krieg. 
Am 22. Juli sprengten deutsche Truppen die Rhein- 
brücke bei Kehl, damit der Feind dieselbe nicht zum 
Uebergang benutze. 
erließ Kaiser Napoleon eine Ansprache an 
das französische Volk, der weitere an seine Armee 
zu Lande und Wasser folgten. In diesen Schrift 
stücken log der Kaiser mit dreister Großsprecherei 
seinen Untertanen und Soldaten vor: Er sei zum 
Kriege von Preußen gezwungen; er beginne ihn für 
eine gerechte Sache; der Sieg könne nicht ausbleiben 
und von diesem Siege hänge die Freiheit der Welt ab. 
„Das Weltall hat seine Augen auf Euch gerichtet", 
rief Napoleon seinen „in Afrika, in der Krim, in 
Italien und Mexiko überall siegreich gewesenen" Sol 
daten zu. (Es steht aber geschrieben: „den Demütigen 
gibt Gott Gnade", und: „die Sünde ist der Leute 
Verderben "). 
Am 24. Juli ritten etwa 30 Ulanen des Rhein. 
Ulanen - Regiments Nr. 7 in Frankreich hinein und 
machten die* Eisenbahn zwischen Saargemünd und 
Hagenau unfahrbar. 
Am 36. Juli reiste der Kronprinz Friedrich Wil 
helm von Preuße», als Oberbefehlshaber der „dritten 
Armee", nach Süddeutschland ab. Unendlicher Jubel 
begrüßte ihn hier überall zum Zeichen, daß die 
Süddeutschen zu den Norddeutschen in brüderlicher 
Treue in Not und Tod stehen wollten. 
Am 27. Juli ward in Preußen aller Orten ein 
Bettag gehalten, den der König angeordnet hatte, 
damit von seinen Untertanen das schwere Kriegswerk 
mit Gott begonnen werde. 
Am 28. Juli begab sich Kaiser Napoleon von Paris 
in die Mitte seiner „unüberwindlichen" Armee nach 
Metz. 
Am 31. Juli erließ König Wilhelm eine Amnestei 
(Straferlaß) für alle politische Verbrechen, zur 
Anerkennung der einmütigen patriotischen Erhebung 
seines Landes gegen den Erbfeind. An demselben 
Tage reiste der König (begleitet von seinem ersten 
Minister, dem Kanzler des norddeutschen Bundes, Graf 
Bismarck und dem großen Schlachtplanersinner General 
von Moltke) von Berlin zum Heere nach Mainz ab. 
Deutschlands Volkswehr war nun so verteilt: Am 
Rheine zwischen Mainz und Landau rückten drei große
	        
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