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gehen fab, hielt er sie für Kaufleute und ging daher
seines Weges, ohne die geringste Notiz von ihnen
zu nehmen.
Der Kaiser fragte ihn, bei welcher Gelegenheit
er den Orden verdient und erhalten hätte?
Berwundert über die ohne Veranlassung an ihn
gerichtete Frage, antwortete der Capitain: „Herr!
was haben Sie für ein Reckt, mich darnach hier
auf der Straße zu fragen? Bon schwer errungenen
Gnaden-Erweisungen Seiner Majestät meines Kai
sers Paul spricht man nicht auf der Straße gegen
Unbekannte."
Der Köniz von Preußen befürchtend, daß der
Capitain noch heftiger werden könnte, sagte ihm:
„Sie wissen nicht, mit wem Sie reden; der Herr,
welchem Sie so unbescheiden antworten, ist Seine
Majestät der Kaiser von Rußland!"
Ehrfurchtsvoll verneigte sich der Capitain, ent
schuldigte sich mit seiner Unwissenheit und wollte sich
empfehlen, als der Kaiser zn ihm sagte: „Wissen
Sie auch wohl, wer dieser Herr ist? Cs ist Seine
Majestät der König von Preußen!"
Da wurde dem Capitain die Sache doch zu
abenteuerlich und konnte er sich des Lachens nicht
enthalten, indem er in seiner gewohnten Ceemanier
sagte: „Run, Ihr beiden seid mir auch die Rechten!
Der Eine will ein Kaiser, der Andere ein König
sein, und das hier in Memel mitten im Frieden.
Bindet das einem Andern auf die Rase, mir nicht;
so streiche ich meine Segel nicht!" Damit ging er weiter
Beide Monarchen lachten herzlich über die so
höchst amüsante Scene.
Als aber der Capitain Mittags darauf vom
Kaiser zur Tafel geladen wurde, und beim Ein
treten jene beiden Herren erblickte, ward er ganz
bestürzt, indem er gar nicht glauben konnte, daß
zwei Herrscher in so einfacher Kleidung ohne alle
Abzeichen und Bedienung spazieren gehen könnten.
Ich bin mehr.
Auf einer sehr zahlreich besuchten Redoute im
Opernhause zu Berlin, woselbst König Friedrich
Wilhelm II. zugegen war, erregte eine Charakter
maske wegen ihres eleganten Kostüms und ihrer her
vorstechenden Persönlichkeit allgemeine Aufmerksam
keit. Alles war gespannt, zu wissen, wer die schöne
Maske sei; schaarenweise umzingelte man sie, scherzte,
spöttelte u. s. w., jedoch alle Versuche, ihren Namen
zu erfahren, waren vergebens, und selbst die durch
Maskenfreiheit erlaubten sathrischen Redensarten
scheiterten an den äußerst witzigen unb treffenden
Antworten des begabten Darstellers. Stundenlang
amüsirten sich nicht allein säinmtliche Masken, son
dern auch die i» den Logen weilenden Zuschauer
ergötzten sich an den komischen Spiele», spanischen
Exercitien und Vorträgen aller Art, besonders aber
a» den höchst geschmackvoll aufgeführten Tänzen,
so daß zuletzt der König von seiner Loge aus eben
falls aufmerksam wurde, einen seiner Adjutanten
hinunter schickte und fragen ließ, wer die sciöne
Maske sei. Als dieser nun an die Maöke heran
trat und fragte: „Maske, wer bist Du?-" erhielt er
die Antwort: „Wer bist Du?" — „Ich bin Adju
tant des Königs!" — „Ich bi» mehr!" — unv da
mit ließ sie den Fragenden stehen. Ueber diesen
höchst naiven Bescheid lachte der König und sandte
einen zweiten Adjutanten mit demselben Aufträge,
allein auch er erhielt die Antwort wie sein Vor
gänger. Nunmehr ging der jiönig selbst in höchst
eigener Person hinunter und fragte den trefflichen
Darsteller: „Maske, wer bist Du?'" — „Wer bist
Du?" war die Antwort. — Ich bin der König
von Preuße»!"" — „A la honheur, ich bin nur
Schützenkönig!" — und die Maske verneigte sich
tief. Ein allgemeines Gelächter und brav« erscholl
durch das ganze Opernhaus.
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Ziethen und stine Schildwacbe.
Als der General Ziethen in Schweidnitz einge
rückt war und sich und seine Soldaten einquartirt
hatte, gab er den Befehl, daß ihn Niemand für den
Nachmittag stören dürfe, da er sehr ermüdet sei;
nur in dem Falle, daß sich etwas Außerordentliches
ereigne, sollten ihm Meldungen gemacht werden.
Ungeachtet der vor seinem Hause stehenden Schild
wache gelang es dennoch einem Bettler, in das Zim
mer teö Generals zu dringen und ihn um eine
Gabe zu ersuchen.
Ziethen aufgebracht darüber, daß man so wenig
seinen Befehl respekrire und ihm nicht einmal die
nöthige Ruhe gönne, fuhr den Bettler in kriege
rischem Tone an: „Wer ist Er? Was will Er? Und
wie kommt Er hier zu mir in's Zimmer?""
„Ich bin ein Ziethenscher, wurde bei der Ein
nahme von Schweidnitz gefangen, bin den Kaiser
lichen wieder entwischt und komme — wie mein
General in Schweidnitz — auf geradem Wege in
dies Zimmer, um mich wieder anzumelden!" war
die in zwar hartem, aber doch mit mititairischeM
Anstande gegebene Antwort.