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Gutei
Der Acker ist dein Brodkorb, dein Schuldner,
der dich m : t Nahrung und Kleidung und mit Geld
versorgen soll.
Mache darum, daß er leistungsfähig
und gesund bleibe und dir dienen könne.
Krank ist ein nasser Acker; er leistet dir nichts.
Heile ihn durch zweckentsprechende Entwässerung.
In nassem Boden gedeiht kein Kulturgewächs;
i» ihm erzeugt sich Säure, weil ihn die Luft nicht
j» durchdringen vermag, und Säure bringt nur Binsen,
Riedgräser, Duwock, Schilf, Moose und andere
gehaltlose Pflanzen.
Ei» nasser Boden ist aber auch kalt. Die stauende
Nässe verhindert, daß ihn Sonne und Luft erwär
mend dnrchdringen, und die Wärme wird zur Per»
dunstung des Wassers aufgebraucht.
Nasser Boden ist ferner unthätig. Der Mist
bleibt unvollständig zersetzt in seinem Schooße liegen;
denn Wärme und Luft sind von ihm abgesperrt, und
vhne diese entwickelt sich keine Pflanzennahrung. Die
Wirkung des Mistes geht verloren.
Nasser Boden ist endlich schwer und stets nur
unvollkommen und mangelhaft zu bauen.
Ruhe nicht, bis dein Acker einen Schuh
lief vom Pfluge durchwühlt ist, bis du
->lso einen Schuh tief lockeren Ackerboden
be fixest; die Pflanze» können dir nur unter dieser
Bedingung den Dünger reichlich zahlen, den du ihnen
giebst, und die Arbeit lohnt sich auf's Beste.
Eine tiefe Krume nimmt mehr Wasser auf, als
eine flache, ohne davon überfüllt zu werden; denn
bas Wasser vertheilt sich auf eine größere Erdmasse;
eine flache Krume überfüllt sich dagegen mit Wasser,
welches mm Nachtheile der Pflanzen auf der Sohle staut.
Auf tiefer Krume ist ein dichterer Stand der
Gewächse möglich, weil sie ihre Wurzeln mehr senk
eecht in den Boden hinunter senden können. Auf
wachem dagegen sind sie genöthigt, die Wurzeln mehr
Ungerecht zu verbreite» Hierbei ist die Wurzel der
einen Pflanze der Wurzel der andern im Wege. Viele
Pflanzen verkümmern in Folge dessen.
Die Fehler eines schlechten Untergrundes treten
°e> tiefer Bearbeitung des Bodens weniger hervor,
^ine tiefe Krume gestattet eine größere Auswahl
Unter den anzubauenden Gewächsen. Auf ihr kommt
seltener Lagerfrucht vor.
Halte deinen Acker rein von Unkräu
tern!
Rath.
Vergiß nie, daß das Unkraut stärker ist als die
Pflanzen, welche du bauest, und daß es diese erstickt,
wenn du eö nicht bekämpfest. Wie du dein Vieh in
Schutz nimmst und hütest vor Raubthieren und Un
geziefer, also halte es auch mit deinen Pflanzen.
Nimm sie in Schutz vor den Schmarotzern, die sich
an der großen Wirthschaftstafel breit machen wollen,
vor den Räubern, die ihnen den besten Saft weg
nehmen. Die Unkräuter verdrängen die Kulturpflan
zen; sie nähren sich auf Kosten dieser und zehren sie
zuletzt auf, wie eö dem Pharao geträumt hat, da
sieben magere Kühe die sieben feilen verschlangen und die
sieben mageren Aehren die sieben volle», und man ihnen
nichts ansah, und eine Hungersnoth über's Land kam.
Baue so viel Futter als möglich und
halte nicht mehr Vieh, als du reichlich
ernähren kannst.
Futter giebt Mist; Mist giebt wieder Futter und
Korn; Korn giebt aber Geld und gut genährtes Vieh
desgleichen, und Geld — regiert die Welt.
Vermehre den Dünger, behandle ihn
richtig und wende ihn verständig an, d. h.
zur rechten Zeit und auf die rechte Frucht.
Vergiß nie, daß ein Landwirth, der den Mist
nicht sorgfältig sammelt und ihn nachlässig behandelt,
dem Bergmanne gleicht, der unscheinbares Silbererz
wegwirft, weil es nicht glänzt wie Helles, gediege
nes Silber. Bedenke, daß 100 Centner frischen
Mistes auf vierzig Centner zusammenschmelzen, wenn
man ihn sorglos liegen läßt, bis er sich zersetzt hat,
und daß dabei die werthvollsten Stoffe verloren
gehen. Der Mist enthält ganz frisch, wie er eben
aus dem Stalle kommt, die größte Menge von
Material zur Pflanzennahrung; eine Vermehrung
dieser letzteren durch irgend eine Aufbewahrungsweise
ist ein Ding der Unmöglichkeit. Fahre d'rum den
Mist immer hübsch frisch hinaus auf deinen Acker!
Lasse nur den einen Entschulvigungsgrund gelten,
wenn du bei nassem Wetter mit dem schweren Fuhr
werk den Acker verderben würdest. An Feldern zur
Aufnahme des frischen Mistes fehlt es ja auch dem
Dreifelderwirth nicht. Das Düngerkapital ist ein
hochwichtiges und die Grundlage einer jede» ein
träglichen Wirthschaft. Es muß daher stets auf
die sichersten Zinsen angelegt werden!
Wende bei Bebauung deines Ackers sol
ches Geräthe an, welches seinem Zweck in
möglichst vollkommener Weise entspricht.
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