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einschlugen. Jedermann im Lande Hannover wußte,
daß der lustige und listige Herr von S. des Königs
Liebling war, der sich viel herausnehmen durfte und
häufig Dinge durchzusetzen vermochte, wegen deren
Niemand anders auch nur leise auf den Busch zu
klopfen wagte.
Einmal war ein Büchsenmacher aus der Hanno
verschen Stadt Celle in die Residenz gekommen, um
eine kostbare Doppelflinte zu verkaufen, auf deren
Ertrag der in Geldnoth gerathene Mann die Hoffnung
gesetzt hatte, sich vor seinen andrängenden Gläubigern
zu retten. Aber wo er auch anfragte, wollte Niemand
den Preis, den er für das prachtvoll gearbeitete
Gewehr forderte, zahlen. Endlich rieth dem be
kümmerten Mann Jemand, die Flinte dem König
selbst anzubieten. Und, setzte der Rathgeber hinzu,
wenn Sie sicher sein wollen, daß Seine Majestät
Ihnen das Gewehr abkauft, müssen Sie den Herrn
von S. bitten, den Mittelsmann zu machen. Der
bringt's fertig.
Der General-Adjutant empfieng den Büchsen
macher freundlich, vernahm sein Anliegen und sagte:
Guter Freund, Sie sind zu schlimmer Zeit gekoinmen.
Der König ist seit einigen Wochen nicht zum besten
aufgelegt, und zudem hat er neuerdings so viel
Ausgaben für Hülfsbedürftige gehabt, daß er auf's
Strengste befohlen hat, ihm alle Bittsteller vorläufig
fern zu halten und seiner Gelbschatulle eine Weile
Ruhe zu laßen, daß sie sich wieder erholen kann.
Dem Büchsenmacher sank das Herz in der Brust.
Mit traurigen Mienen empfahl er sich dein Freiherrn
und war schon in der Thür, als der ihn nochmals
zurückrief. Es thut mir leid, daß ich Ihnen nicht
helfen soll, sagte er und ich wiü's doch versuchen,
auf Gefahr, Seiner Majestät Ungnade auf mich zu
laden. Heute Nachmittag von vier Uhr an ist
Hoftafel. Kommen Sie gegen sechs Uhr in's Schloß
und laßen Sie mich herausrufen. Ich will sehen,
was sich machen läßt.
Als am Nachmittag an der Hoftafel das Knallen
der Champagnerpfropfen anzeigte, daß die große
Eßschlacht ihrem Ende nahe, trat ein Lakai in den
königlichen Speisesaal und flüsterte dem General-
Adjutanten von S. etwas in's Ohr. Der Freiherr
erhob sich sogleich und verließ den Saal. Nach
einer Weile kam er zurück und nahm seinen Platz
gegenüber dem Könige wieder ein.
Was war denn? fragte der König den General-
Adjutanten, den dessen ungewohntes Aufbrechen neu
gierig auf den Grund der Entfernung gemacht hatte.
Nichts von Bedeutung, Majestät, erwiderte der
Freiherr, indem er Miene machte, das vorher abge-
brochene Gespräch wieder anzuknüpfen.
Gerade dies Ausweichen reizte den König, der
fraglichen Sache auf den Grund zu kommen. Er
verlangte jetzt bestimmt zu wißen, warum der Ge
neral-Adjutant von Tafel gerufen sei.
Wenn Majestät darauf bestehen, antwortete der, —
es war wieder einmal eine Attacke auf Eurer Majestät
Großmuth, was mich von Tisch aufstörte. Diese
Leute laßen einen nicht einmal in Ruhe eßen, und
sie meinen, Majestät, seien der kauflustigste Herr
unter der Sonne.
Was sollte mir denn wieder verkauft werden?
fragte der König, den des Freiherrn Art und Weise,
von der Angelegenheit zu sprechen immer gespannter
machte, Genaueres davon zu hören.
Eine Doppelbüchse, Majestät, — allerdings eine
sehr schöne Doppelbüchse, ein wahres Prachtstück
von Arbeit. Ich habe aber den Menschen, ob er
schon ein armer Teufel und in Noth scheint, ganz
rasch wieder weggeschickt. Majestät kaufen jetzt keine
Gewehre, habe ich ihm kurz und bündig gesagt;
Majestät können jetzt gar keine derartigen Sachen
kaufen; Majestät haben so viel Ausgaben für der
gleichen in neuester Zeit gehabt, daß cs ganz unver
antwortlich wäre, noch mehr Geld dafür auszugeben.
Der König sah seinen General - Adjutanten mit
großen Augen an.
Ei, Herr von S.! rief er in halb gereiztem/
halb heiterem Tone (er konnte seinem Günstling uu»
einmal nichts ganz übel nehmen). — Ei, Herr
von S.! seit wann haben Sie denn Vormundschaft
über meine Schatulle? Wer gibt Ihnen ein Recht/
mir zu verwehren, daß ich kaufe, was ich will? Wer
sagt, daß ich jetzt keine Gewehre kaufen darf? Ganz
gewiß will ich die Doppelbüchse kaufen, wenn sie
gut ist, und ich untersage Ihnen ein für allemal "
Aber, Majestät haben ja wirklich —
Ich sage Ihnen, ich will die Flinte haben. §ie
sind mir gut dafür, daß sie binnen einer Stunde in
meinem Kabinet liegt, sehen Sie zu, wie Sie de»
Mann wieder herbeischaffen, und ich wiederhole Ihne»/
daß kein Mensch auf der Welt mir vorzuschreiben
hat, was und wann ich kaufew-soll oder nicht.
Der Freiherr zuckte die Achseln, erhob sick
anscheinend verdrießlich und verließ abermals den
Saal.
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