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Handschuh nach dem andern ins Gesicht zu werfen.
Schärfer, muthiger und sprachgewaltiger ist kaum
jemals auf dem Papier gesprochen worden, als damals
Ernst Moritz Arndt in seinem Buche „Geist der
Zeit" und in anderen Schriften mit seiner in den
heiligen Zorn der Vaterlandsliebe getauchten Feder
wider den wälschen Länderwürger gesprochen hat.
Nach der unglücklichen Schlacht bei Jena flüchtete
Arndt nach Schweden. Dort saß er einige Jahre
meist in gelehrte Arbeiten vertieft, dann nach allerlei
abenteuerlichen Wagnissen (er hatte den Muth, sich
mitten unter die Franzosen nach Berlin zu begeben)
reiste er im Sommer 1812 nach Rußland.
Dahin — nach Petersburg — hatte ihn der Frei
herr vom Stein gerufen, der große Staatsmann und
edle Patriot, der gewaltigste persönliche Gegner des
Bonaparte, welcher von diesem, weil er als Minister
König Friedrich Wilhelms des Dritten den gefallenen
Preußenstaat hatte wieder aufrichten wollen, geächtet
und aus dem Vaterlande verbannt worden war.
Der Freiherr hatte den Arndt gerufen, weil er
dessen Feder benutzen wollte. „Ich mag die Wort
schnitzler nicht, die weitschweifigen Umwickler, Ent
wickler und Äuswickler; die hauen meist in die Lust,
statt die Sache zu treffen." So sagte der Edelmann
zu Arndt. Von dem wußte er aber, daß er mit
seinen geschriebenen Worten den Nagel auf den Kopf
zu treffen verstand. Der Nagel, den's zu treffen galt,
hieß Napoleon. Gegen ihn sollte Arndt von Peters
burg aus die unter der Asche glimmenden Funken
der Vaterlandsliebe in Deutschland zur lodernden
Flamme entfachen helfen, und das hat Arndt redlich
gethan. Wenn schließlich dem Bonaparte das Ge
bäude seiner Riesenmacht über dem Kopfe lichterloh
angegangen ist, so haben die Wortgranaten und Schrift
bomben, die Arndt aus Rußland über die Weichsel
herüber hatte fliegen lassen, ein gut Theil dazu bei
getragen.
Als dann der Brand von Moskau dein vermes
senen Eroberer fürchterlich heimgeleuchtet, und an der
Beresina und den ganzen Weg bis ins deutsche Land
hinein der Tod mit seinen grimmigen Helfershelfern,
dem Schwert, der Kälte und dem Hunger die Schaaren
des vor Kurzem noch ungeheueren französischen Heeres
zu einem Haufen Jammergestalten gelichtet hatte (auch
mancher kurhessischen Mutter mitgeschleppter Sohn
kam nimmer wieder), und als dann die unsterblich
kühne That des Generals Jork in Tauroggen den
Anstoß gab zum Erwachen des deutschen Volkes ans
langem schmachvollen Schlummer — da war natürlich
auch für den Freiherrn v. Stein und seinen getreuen
Feder-Adjutanten Arndt des Bleibens in Rußland
nicht länger gewesen; sie waren den Franzosen auf
den Fersen gefolgt, und der Freiherr hatte mit rathen
dem Wort, der Arndt mit mahnenden Schriften
den Brand geschürt und in die rechte Gasse lenken
helfen. Beinahe ein halbes Jahrhundert später, als
er nenn und achtzig Jahre zählte, hat Arndt von
jenen Tagen noch geschrieben: „Ich werde das Schwir
ren, Klingen und Ringen dieser Morgenröthe deut
scher Freiheit, diesen so leuchtenden Aufgang eines
neuen jungen Lebens nimmer vergessen."
In dieser Zeit des Morgenroths von 1813 ließ
Ernst Moritz Arndt die schmetternden Lerchenlieder
erschallen, die, wie auf Sturinesfittigen getragen,
durch alle deutschen Gauen flogen und in alle»
deutschen Herzen lauten begeisterten Wiederhall fanden.
Da sang er das Lied: Was ist des deutschen Vater
land? Die Lieder von Dörnberg (dem braven Hessen-
mann), von Gneisenau, vom Blücher („Was blasen die
Trompeten"), von der Leipziger Schlacht, das Trost
lied: „Deutsches Herz verzage nicht"! Diese Gesänge
werden nicht vergehen werden, so lange das deutsche
Volk sich nicht selbst vergißt.
Im Jahre nach der Leipziger Schlacht, als die
Hauptarbeit gethan war, ruhte auch Arndt eine
Weile von den Stürmen der letzten Jahre aus,
nämlich was bei dem "starken, heißen Arndtsblut»
ausruhen hieß. Er that seiner allen Wanderlust
einmal wieder Genüge, besuchte im Sommer und
Herbst 1814 den Rhein, seinen Lieklingsstrom, und
wanderte dann durch die Wetterau, Hessen und West)
phalen nach Berlin. Es geht, sagte er, keine Lust
und Freiheit über die des Fußgängers, und wer die
Sitten, Arten und Weisen der Menschen recht erkunden
will, soll, wo nicht Wüsten und Räuber es ihm
verbieten, nimmer anders pilgern.
Als Napoleon im Februar 1815 aus dem Käsig
zu Elba ausgebrochen war und einen neuen Raub
vogelflug angehoben hatte, begab sich Arndt schleunigst
an den Rhein. Er begann in Köln sogleich eine
Zeitschrift herauszugeben, den..-Wächter»;' denn der
getreue Eckhart wollte an seinem Theil auch wache»
helfen, daß der wälsche Feind nicht wieder das kau>»
erstandene Vaterland abermals zu Boden stürze-
Jm Jahre der Waterlooschlacht hat Arndt auch
wieder manch' ein schönes Lied gesungen, vor alle»
das köstliche Bundeslied: