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und mit ihm manche freie Stunde. Benutzet die
eine oder andere dazu, Euren kleinen Freunden
künstliche Bruthöhlen anzufertigen und nagelt diese
zu Ausgang des Winters an geeignete Plätze Eurer
Gärten und an Eure Häuser. Verwendet zu solchen
Bruthöhlen längere oder kürzere Stücke von hohlen
Aesten oder Baumstämmen, alten Brunnenröhren rc.,
oder fertigt Brutkästen an. die mit einem den
Regen abhaltenden, festen Deckel, mit einem Flug
loch, welches der Größe der betreffenden Vogelart
entsprechend groß (ja nicht zu groß) sein soll und
vor dem Flugloch mit einem Sitzstäbchen versehen
sein müssen. Finden sich in Euren Gärten hohle
Bäume, so reinigt die Höhlungen von Moder und
dank, und wenn diese zu senkrecht sind, so nagelt
ein gegen den Regen schützendes Brettchen darüber.
Die Brntvorrichtnngen hänget, wo thunlich, gegen
Morgen hin; die für Staare bestimmten mindestens
30 Fuß vom Boden entfernt, an Häuser, Bäume
(die aber so stark sein müssen, daß sie der Wind
nicht allzusehr bewegt), und die für Meisen, Specht
meisen , Baumläufer rc. 8 bis 10 Fuß hoch von der
Erde. Ihr werdet Euch wundern, wie bald sic be
lohnt sein werden.
, Folgt meinem Rath, hängt Brutkästchen in Menge
auf; aber schützt auch deren Bewohner und sorgt
dadurch für möglichste Vermehrung derselben. Der!
Euch diesen Rath ertheilt, wohnt in Cassel; er hat?
seit dem Jähre 1856 drei Staarenkästen vor den-
Fenstern seiner Wohnung angebracht. In diesen
Kasten haben seit jenem Jahre 337 junge Staare
bas Licht der Welt erblickt und sind unbehindert
hinausgeflogen in Gottes schöne Natur, wo sie ein
getreten sind in jenes fröhliche, in Euern Diensten
stehende Jägerkorpö.
Erbarmet Euch aber auch im Winter, wenn
tiefer Schnee liegt. Eurer kleinen gefiederten Freunde!
Alles für sie Genießbare ist ihnen alsdann unzu-
Nänglich geworden, und bei der meist dazu kommenden
Kalte müssen die meisten erliegen, wenn ihnen nicht
und zwar in recht weiten Kreisen beigesprungen
Mrd. Hülfe ist auch in diesem Falle so leicht zu
beschaffen. Legt Fütterungen für die armen Thierchen
mr Freien an. Streuet an vor Katzen gesicherter
Stelle auf ein altes Brett Hafer für die Körner
svessenden Vögel, Drcdkrümlein, gesottene Kartoffeln
s"r alle. Legt Ihr die Fütterung in der Höhe an,
>v gebt, wenn Jhrs recht gut machen wollt, dem
Futterbrette ein Dach, welches auf zwei Brettchen
Mihen muß. Ein alter hölzerner Kasten, dessen
Boden entfernt würde, ist ebenso gut. Das Fntter
verschneit dann nicht, und die Thierchen haben einigen
Schutz vor'm Sturm. Wird die Fütterung auf der
Erde angelegt, so haben die Vögel das meiste Zu
trauen, wenn der Fntterraum mit einem spannenhohen
Wall von Mist oder Stroh umgeben würde. Erbarmet
Euch der Vögel; streuet ihnen von Eurem Ueberflusse;
sie bringen's Euch doppelt und dreifach wieder ein!
Die gefährlichsten Feinde der Vögel sind die
Katzen. Katzen, welche Gärten und Felder durch
schleichen — s. g. Feldkatzen — vernichten tausende
und abermals tausende der nützlichsten Vögel, wie
Lerche», Nachtigallen, Grasmücken, aller Art rc. Tödtet
solche Fcldkatzen in Euerm eigenen Interesse! Aber
in dieser Beziehung sieht es gar traurig aus. Es
ist kaum glaublich, aber wahr, daß von vielen Ge
meinden in den Jagdpachtverträgen die Hegpng der
Feldkatzen ausdrücklich und sogar meist unter Con-
ventionalstrafen bis zu 5 Thlr. zur Bedingung ge
macht wurde! Bei anderen derartigen Jagdver
pachtungen hat die Jagdverwaltnng sogar das Weg
schießen »der Vögel« im Allgemeinen contractlich
übernehmen müssen! Was soll man dazu sagen?
Daß unter solchen Umständen Hopfen und Malz
verloren ist; daß alles Schreiben und aller gute
Rath eitel ist; denn wenn man Thoren selbst im
Mörser zerstoßen wollte, die Thorheit würde doch
nicht von ihnen lassen!
Brechet die Stoppel vor Winter um!
Die Zahl derer, welche die Stoppelfelder den Winter
über ungepflügt liegen lassen, ist leider! noch immer
groß genug. Sie mögen Nachstehendes beherzigen:
1) Bor Winter umgebrochene Felder lassen die
beim Abgang des Schnees sich anhäufende Wasser
menge in den gelockerten Boden hiuuiiter dringen,
wodurch dieser den zur Frühlingssaat gerade geigneten
Feuchtigkeitsgrad erhält. Vor Winter nicht umge
brochene Felder gestatten dagegen bei ihrer Geschlossen
heit dem Wasser nicht, in die Tiefe des Bodens
hinab zu sickern; das Wasser bleibt vielmehr oben auf
stehen; die Felder bleiben in ihrer Oberfläche zu
naß und deshalb zu kalt.
2) Im Spätjahr umgepflügter Boden, der den
Winter über in rauher Furche lag. wird vom Frost
gehörig durchdrungen und zeigt sich in Folge dessen
im Frühjahr mild und mürbe. Es kann um des
willen und da ein solcher Boden schneller in gewünschter
Weise abtrocknet und somit wärmer ist, frühzeitig
aus denselben gesäet werden. Die Folge davon ist,
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