Full text: Amtlicher Kalender für das Kurfürstenthum Hessen // Amtlicher Kalender für Kurhessen // Amtlicher Kalender für den Regierungsbezirk Cassel (1860-1873)

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und mit ihm manche freie Stunde. Benutzet die 
eine oder andere dazu, Euren kleinen Freunden 
künstliche Bruthöhlen anzufertigen und nagelt diese 
zu Ausgang des Winters an geeignete Plätze Eurer 
Gärten und an Eure Häuser. Verwendet zu solchen 
Bruthöhlen längere oder kürzere Stücke von hohlen 
Aesten oder Baumstämmen, alten Brunnenröhren rc., 
oder fertigt Brutkästen an. die mit einem den 
Regen abhaltenden, festen Deckel, mit einem Flug 
loch, welches der Größe der betreffenden Vogelart 
entsprechend groß (ja nicht zu groß) sein soll und 
vor dem Flugloch mit einem Sitzstäbchen versehen 
sein müssen. Finden sich in Euren Gärten hohle 
Bäume, so reinigt die Höhlungen von Moder und 
dank, und wenn diese zu senkrecht sind, so nagelt 
ein gegen den Regen schützendes Brettchen darüber. 
Die Brntvorrichtnngen hänget, wo thunlich, gegen 
Morgen hin; die für Staare bestimmten mindestens 
30 Fuß vom Boden entfernt, an Häuser, Bäume 
(die aber so stark sein müssen, daß sie der Wind 
nicht allzusehr bewegt), und die für Meisen, Specht 
meisen , Baumläufer rc. 8 bis 10 Fuß hoch von der 
Erde. Ihr werdet Euch wundern, wie bald sic be 
lohnt sein werden. 
, Folgt meinem Rath, hängt Brutkästchen in Menge 
auf; aber schützt auch deren Bewohner und sorgt 
dadurch für möglichste Vermehrung derselben. Der! 
Euch diesen Rath ertheilt, wohnt in Cassel; er hat? 
seit dem Jähre 1856 drei Staarenkästen vor den- 
Fenstern seiner Wohnung angebracht. In diesen 
Kasten haben seit jenem Jahre 337 junge Staare 
bas Licht der Welt erblickt und sind unbehindert 
hinausgeflogen in Gottes schöne Natur, wo sie ein 
getreten sind in jenes fröhliche, in Euern Diensten 
stehende Jägerkorpö. 
Erbarmet Euch aber auch im Winter, wenn 
tiefer Schnee liegt. Eurer kleinen gefiederten Freunde! 
Alles für sie Genießbare ist ihnen alsdann unzu- 
Nänglich geworden, und bei der meist dazu kommenden 
Kalte müssen die meisten erliegen, wenn ihnen nicht 
und zwar in recht weiten Kreisen beigesprungen 
Mrd. Hülfe ist auch in diesem Falle so leicht zu 
beschaffen. Legt Fütterungen für die armen Thierchen 
mr Freien an. Streuet an vor Katzen gesicherter 
Stelle auf ein altes Brett Hafer für die Körner 
svessenden Vögel, Drcdkrümlein, gesottene Kartoffeln 
s"r alle. Legt Ihr die Fütterung in der Höhe an, 
>v gebt, wenn Jhrs recht gut machen wollt, dem 
Futterbrette ein Dach, welches auf zwei Brettchen 
Mihen muß. Ein alter hölzerner Kasten, dessen 
Boden entfernt würde, ist ebenso gut. Das Fntter 
verschneit dann nicht, und die Thierchen haben einigen 
Schutz vor'm Sturm. Wird die Fütterung auf der 
Erde angelegt, so haben die Vögel das meiste Zu 
trauen, wenn der Fntterraum mit einem spannenhohen 
Wall von Mist oder Stroh umgeben würde. Erbarmet 
Euch der Vögel; streuet ihnen von Eurem Ueberflusse; 
sie bringen's Euch doppelt und dreifach wieder ein! 
Die gefährlichsten Feinde der Vögel sind die 
Katzen. Katzen, welche Gärten und Felder durch 
schleichen — s. g. Feldkatzen — vernichten tausende 
und abermals tausende der nützlichsten Vögel, wie 
Lerche», Nachtigallen, Grasmücken, aller Art rc. Tödtet 
solche Fcldkatzen in Euerm eigenen Interesse! Aber 
in dieser Beziehung sieht es gar traurig aus. Es 
ist kaum glaublich, aber wahr, daß von vielen Ge 
meinden in den Jagdpachtverträgen die Hegpng der 
Feldkatzen ausdrücklich und sogar meist unter Con- 
ventionalstrafen bis zu 5 Thlr. zur Bedingung ge 
macht wurde! Bei anderen derartigen Jagdver 
pachtungen hat die Jagdverwaltnng sogar das Weg 
schießen »der Vögel« im Allgemeinen contractlich 
übernehmen müssen! Was soll man dazu sagen? 
Daß unter solchen Umständen Hopfen und Malz 
verloren ist; daß alles Schreiben und aller gute 
Rath eitel ist; denn wenn man Thoren selbst im 
Mörser zerstoßen wollte, die Thorheit würde doch 
nicht von ihnen lassen! 
Brechet die Stoppel vor Winter um! 
Die Zahl derer, welche die Stoppelfelder den Winter 
über ungepflügt liegen lassen, ist leider! noch immer 
groß genug. Sie mögen Nachstehendes beherzigen: 
1) Bor Winter umgebrochene Felder lassen die 
beim Abgang des Schnees sich anhäufende Wasser 
menge in den gelockerten Boden hiuuiiter dringen, 
wodurch dieser den zur Frühlingssaat gerade geigneten 
Feuchtigkeitsgrad erhält. Vor Winter nicht umge 
brochene Felder gestatten dagegen bei ihrer Geschlossen 
heit dem Wasser nicht, in die Tiefe des Bodens 
hinab zu sickern; das Wasser bleibt vielmehr oben auf 
stehen; die Felder bleiben in ihrer Oberfläche zu 
naß und deshalb zu kalt. 
2) Im Spätjahr umgepflügter Boden, der den 
Winter über in rauher Furche lag. wird vom Frost 
gehörig durchdrungen und zeigt sich in Folge dessen 
im Frühjahr mild und mürbe. Es kann um des 
willen und da ein solcher Boden schneller in gewünschter 
Weise abtrocknet und somit wärmer ist, frühzeitig 
aus denselben gesäet werden. Die Folge davon ist, 
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