Full text: Amtlicher Kalender für das Kurfürstenthum Hessen // Amtlicher Kalender für Kurhessen // Amtlicher Kalender für den Regierungsbezirk Cassel (1860-1873)

ver- 
nter 
ilter 
kleb 
irte, 
welche Butter zum Verkauf bringen, wird nur ein- 
oder zweimal in der Woche gebuttert. Hier kommt 
es nun ganz besonders darauf an, den Schmand in 
dem süßen Zustande zu erhalten, den er bei'm Ab 
nehmen hat. Dies kann gerade im Winter vollstän 
dig erreicht werden, wenn der Schmand in einem 
Gelasse aufbewahrt wird, in welchem er dem Gefrie 
ren nahe ist. Wenn derselbe eine Temperatur von 
einem oder ein Paar Graden über den Gefrierpunkt 
hat, so bleibt er wochenlang in unverändertem süßen 
Zustande. Häufig wird aber der abgenommene Schmand 
zu seinem Schaden im geheizten Zimmer oder in einem 
warmen Keller aufbewahrt. Viel besser, als der 
Keller, eignet sich im Winter eine kalte Vorrath 
oder Speisekammer dazu; denn es wirkt auf eine gute 
Butter durchaus nicht nachtheilig, wenn der Schmand 
auch eine Eiskruste bekommen hat. Wenn man von 
dem gesammelten Schmand nach und nach so viel 
erhalten hat, daß man buttern kann, so kommt es 
nun hauptsächlich darauf an, ihm die geeignete Tem 
peratur zu geben. Man stellt ihn zu diesem Zwecke 
gewöhnlich einen oder zwei Tage vor dem Buttern 
in ein geheiztes Zimmer. Da der Schmand aber 
ein schlechter Wärmeleiter ist, so werden die in der 
Mitte des Gefäßes befindlichen Theile des Schmandes 
in dieser Zeit kaum hinreichend erwärmt, während der 
oben und an den Wänden des Gefäßes ruhende sauer 
wird. Man erhält auf diese Weise mehr oder min 
der sauere und unangenehm schmeckende Butter. 
Daß das Buttern in einem warmen Locale vor 
genommen werden muß, ist bekannt. Dagegen wird 
! nicht immer die Temperatur eingehalten, die der 
Schmand bedarf, und diese beträgt 12 — 14° R. 
Erreicht der Schmand diese Temperatur nicht, so 
dauert es oft mehrere Stunden, bis die Butter sich 
abscheidet. Ist der Schmand wärmer, so wird die 
Butter sowohl dem Geschmack als dem Aussehen nach 
käßig und weiß. Man bringe deshalb den Schmand 
in einer großen, flachen Schüssel, oder noch besser 
in einem blechernen Gefäß über das Feuer oder aus 
einen warmen Ofen, unter beständigem Umrühren. 
Auf die richtige Temperatur gebracht, ist dann die 
Butter in ungefähr £ Stunden richtig beisammen. 
Daß die Buttermilch durch Wässern und Bearbeiten 
der Butter möglichst vollkommen entfernt werden muß, 
versteht sich von selbst. Eine auf diese Weise berei 
tere Butter hat ganz den reinen, süßen Geschmack 
der aus frisch abgenommenem süßen Schmand berei 
teten Butter, wie sie in größeren Wirthschaften, in 
denen das Buttern täglich geschieht, gewonnen wird. 
g. Genießbarmachung ranziger Butter. 
'Man kann sie durch wiederholtes Auswaschen mit 
irischem, jedesmal gewechselten Wasser wohl ver 
bessern, ihr aber den guten Geruch und Geschmack 
nur dadurch verschaffen, daß man sie mit ganz fri 
scher Kuhmilch durchknetet und dann mit Wasser 
auswäscht. 
3) Mittel gegen den Koriiwnrm. 
a. Man reibe den Boden, wo Getreide aufge 
schüttet werden soll, mit Zwiebeln ein, stecke einige 
durchschnittene Zwiebeln in die Fruchthaufen und decke 
frisches Heu über dieselben, 
b. Mai 
kan stecke in die von diesem Jnsect heimge 
suchten Getreidehausen einige Wermnthzweige. 
ä) Pfropfreiser vor dem Vertrocknen zu schützen. 
Erhält man sehr trockene Pfropfreiser, so legt 
man dieselben in Wasser, doch so, daß sie ganz damit 
bedeckt find, und läßt sie 24 Stunden darin liegen. 
Das Gefäß muß dabei, wenn es möglich, der Sonne 
ausgesetzt werden; kann dies nicht geschehen, so stelle 
man es in einen Raum, dessen Temperatur etwas 
erhöht ist. Nach 24 Stunden steckt man die Reiser 
an einem schattigen Orte in die Erde. Haben sie 
alsdann nach 48 Stunden noch ein frisches' Ansehen, 
so sind sie nicht vertrocknet und man kann damit 
veredeln. 
5) Das Aufbewahren der Pfropfreiser. 
Am bestm halten sie sich im Freien an einem 
schattigen Orte, in fetten Boden oder in Lehm gesteckt. 
Beides muß aber fest angedrückt werden. In ge 
schlossenem Raume und in Sand gesteckt halten sie 
sich nicht gut. 
6) Das Begießen und Düngen der Bäume. 
a. Das Begießen unmittelbar am Stamme ist 
fehlerhaft. Jeder Baum bildet unten am Stamme 
einen Hügel, damit das Wasser ablaufen kann. Dies 
ist schon ein Wink der Natur; außerdem ist aber auch 
der Stamm gegen den Regen durch das Laubdach 
der Krone geschützt. Daher findet man im natür 
lichen Zustande die Erde am Stamme stets beson 
ders trocken. Begießt man deshalb die Bäume unmit 
telbar am Stamme, so werden zuerst die feineren 
nach unten gehenden Wurzeln schimmeln und ver 
kommen, und die Krankheit wird häufig das Abster 
ben der Bäume zur Folge haben. 
Muß man also die Bäume begießen, so richtet 
man sich am besten nach dem Umfange der Krone 
und bleibt mindestens die Hälfte eines Halbmessers 
derselben vom Stamme entfernt. 
I». Das Düngen. Auch mit der Düngung darf 
man dem Stamme niemals näher kommen, weil es 
hauptsächlich darauf ankommt, daß die an den äußeren 
Theilen der größeren Wurzeln, somit vom Stamme 
entfernt sich findenden Saugwürzelchen die Nahrung 
aufnehmen, und darf scharfe Düngstoffe nur ver 
dünnt anwenden, wenn man die Bäume nicht krank 
machen oder tödten will. Besonders zuträglich sind 
den Bäumen alter, >verrotterter Mist, guter, fetter 
Kompost, reines, d. h. nicht mit Kalk verfälschtes 
Knochenmehl, auch verdünnte Gülle (Jauche). Das 
Knochenmehl verwendet man als Guß, und nimmt 
dabei etwa eine Hand voll auf etwa anderthalb Maaß
	        
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