36
-
und Schaafe mit eintreibe. Er behaupte steif und
fest: das laufe durchaus wider seinen künftigen Stand;
deßhalb ihn denn die anderen Jungen im Dorfe,
weil er sich zu allen Landarbeiten so äußerst ungeschickt
anstelle, spottweise nur den kleinen Herrn Pfarrer
von Pöppendorf zu nennen pflegten. Die Leute
auf dem Lande seien nun einmal so. Wenn sie sähen,
daß ein Junge Halbweg ein Paar Buchstaben malen
könnte, so glaubten sie auch gleich, daß etwas ganz
Außerordentliches dahinter stecke. Wie F. dies aus
dem Munde des Vaters hörte, ließ er den kleinen
Poppendorfer näher kommen und fragte ihn, ob
Pöppendorf eine Stadt oder ein Dorf wäre. — Er
gab ihm zur Antwort: "Ein Dorf!« — »So wundert
mich, daß Du erst nach Weimar kommen mußtest,
um hier zu lernen, was eine Kuh sei. Oder weißt
Du etwa schon, was wir diesem edeln Thiere zu
verdanken haben? Es scheint mir nicht so. Um aus
etwas Anderes zu kommen, sage mir doch: Wenn
eine fromme Magd früh Morgens aufsteht, mit ihrem
Korb und ihrer Sichel auf die grüne Wiese geht
und das feuchte Gras abmäht: nicht wahr, das
rauscht?« — --Ja!« —"Und wenn ein reicher Lang
schläfer den schönen Morgen hinter seidenen Vorhängen
verschläft: nicht wahr, das rauscht auch?» —--Ja!«
„Und welches Rauschen glaubst Du wohl, mein
Sohn, daß Gott dem Herrn angenehmer zu hören sei:
das Rauschen der Sichel im feuchten Grase, die von
den Händen einer frommen Magd geführt wird, oder
das Rauschen der seidenen Vorhänge am Bette des
Müßiggängers?« — »Das Rauschen der Sichel!" —
„Gut! Aber warum wohl!« — Hier standen die Ge
danken des kleinen Poppendorfers am Berge und
konnten, wie es schien, nicht weiter. — »Ich will Dir
helfen, mein Sohn. Wenn jene seidenen Vorhänge auch
zehn oder zwölf Jahre rauschen: was wird daraus?« —
-- Nichts!« — »Wenn aber jene Sichel, von der
Morgenröthebeglänzt, sechs oder sieben Jahre rauscht,
und der Korb mit Klee, fleißig und treu, von der
Wiese in den Stall wandert: was wird wohl aus
den kleinen Kälbern und Jährlingen, die ihr blumiges
Futter aus dem Korbe der frommen Magd geduldig
erwarten und ihr dankbar die Hände lecken?-- —
»Große, schöne, gesunde Kühe!-- — »Und diese füllen
die Vorrathskammern mit Milch , Butter und Käse,
und die Kinder gedeihen, sind fröhlich und bekommen
rothe Backen, und die Horden springen auf der
grünen Weide dem Herrn zum Lobe, der sie und
uns Alle erschaffen hat, und die jener frommen Magd,
als eines Werkzeuges zu ihrer Erhaltung, keinesweges
entbehren können. Wie Junge? Und ein so edles
Thier, dem wir so Vieles zu verdanken haben, willst
Du, wenn ein liebes Wetter am Himmel steht, nicht
eintreiben helfen? Da wissen meine Jungen in der
Stadt wahrlich besser Bescheid, was es mit der edlen
Beschäftigung eines Landmannes für eine höhere
Bewandtniß hat. Auf ihr Bursche! Stimmt einmal,
daß der Poppendorfer es hört und sich seines Hoch
muths schäme, unser altes schönes Lied, zum Lobe
des Landlebens an!" Die Kinder sangen:
1.
„Was kann schöner sein,
Was kann edler sein,
Als von Hirten abzustammen:
Da zu alter Zeit
Arme Hirtenleut'
Selbst zu Königswürden kamen.
Moses war ein Hirt mit Freuden;
Joseph mußt' in Sichcm weiden;
Ja der Abraham
Und der David kam
Von der Heerd' und grünen Weiden.
2.
Sieh', der Herr der Welt
Kommt vom Himmelszelt,
Um bei Hirten einzukehren.
Laßt uns jederzeit
Arme Hirtenleut'
Halten drum in großen Ehren!
Die auf Seid' und Gold sich legen,
Sollen billig dies erwägen,
Daß der Hirten Tracht
Christus nicht veracht't,
Und in Krippen dagelegen." —
„Hast es verstanden, Poppendorfer? Wer war
Moses? Ein Mann Gottes. Und David? Auch ein
Mann Gottes, der Psalmen machte, die wir noch
jetzt in allen unsern Schulen auswendig lernen.
Du siehst mir eben nicht darnach aus, als ob Du
je ein David werden oder Lieder und Psalmen dichten
würdest; und doch schämst Du Dich in Weltdingen
zu thun, was jene zwei Männer Gottes unbedenklich
thaten; denn Moses hütete vierzig Jahre die Heerde
Jethro's, und David besorgte die Hut seines Vaters,
als seine Brüder mit Saul im Lager wider die
Philister standen. Geh'! Geh'! Du bist so einfältig
von Natur; daß Du nicht einmal weißt, was es
mit einer frommen Magd und einer irdischen Heerde
auf sich hat: wie sollte Christus, der Herr des Him
mels, Dir seine Schaafe anvertrauen, oder Dich zu
seinem Knechte annehmen?"
Ebener Erde ist gut wohnen.
Die meisten Eltern haben bei der Erziehung ihrer
Kinder im Sinn, daß dieselben viel besser gerathen
müßten, als sie selbst früher ihren eigenen Eltern
gerathen sind. Die Fehler der Alten sollen bei den
Jungen vermieden werden. Das ist vernünftig und
ehreizwerth, nur mögen sie sich hüten, daß die Kinder
nicht in die entgegengesetzten Fehler verfallen. Ost
aber meinen die Eltern, sie müßten ihre Kinder nicht
allein zu tüchtigeren Menschen, sondern auch zu einem
sogenannten höheren Stande heranbilden. Da soll
der
we
ein
Jc
ein
me
ein
ein
Hc
ein
der
M
Nc
Hw
ob-
ari
eil
ha
©■
all
„S
Ul
„3
„2
ba
sch
wi
zu
do
di;
I.
rü
de
B
sa-
nn
wc
ve
w,
de
D
un
D
M