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3) Führe genaue Rechnung.
Durch's Rechnen werden Dir viele Fehler in
Deiner Wirthschaft klar werden! Durch's Rechnen
kannst Du erfahren, was Dich das Huhn und das
Ei, die Gaus, die Kuh, die Butter, das Kalb, der
Ochs, das Pferd, das Viertel Korn, der Zentner
Heu rc. rc. zu stehen kommen, und wie Du dl' diese
Produkte billiger erzeugen kannst. Das Rechnen wird
Dir's klar machen, wo Du zu viel ausgiebst, zu theuer
produzirst, und wie weit Du in einigen Jahren kommen
wirst, — auf's Stroh oder auf die Federn.
4) Sei nicht knickerig am unrechten Orte.
Das Sparen am unrechten Orte bringt lediglich
Schaden. Knickere nicht Deinen Dienstboten und
Arbeitern gegenüber; sie arbeiten Dir sonst ungenügend,
thun Dir schaden oder verhüten diesen wenigstens
nicht, wenn sie es auch könnten. Erhöhe den Lohn
guter Arbeiter in angemessener Weise und verabfolge
ihnen tüchtige Kost. Sie bringen Dir's ein. Knickere
nicht bei Anschaffung als zweckmäßig anerkannter Ge-
räthschaften; mit einem guten Werkzeug arbeitet sich's
leichter, wird mehr und schönere Arbeit erzielt. Ein
guter Pflug bereitet den Boden besser als ein man
gelhafter und strengt die Thiere weniger an als dieser.
Karge nicht am Futter. Nur gut genährtes Vieh
wirft Nutzen ab, halb gesättigtes dagegen keinen;
denn nur bei vollständiger Sättigung verwerthet sich
das Futter. Ungenügendes Füttern ist Verschwendung.
5) Nimm die Zeit wohl in Acht und versäume
den rechten Zeitpunkt nicht.
Das Jahr läuft mit seinen vier Jahreszeiten
schnell ab. In der Landwirthschaft ist jede Thätig
keit an eine bestimmte Jahreszeit gebunden. Sie
kann nur zu dieser und zu keiner andern Zeit gut,
zu einer andern nur ungenügend oder gar nicht mehr
ausgeführt werden. Oft ist Eile nöthig, oft dagegen
auch Zögern am Platz. Suche stets den rechten Zeit
punkt zu treffen. Du kannst Dir weder die Zeit,
noch die Witterung machen, wie Du sie brauchst,
mußt beide nehmen, wie sie kommen. Drum wache,
damit Du keinen günstigen Augenblick vernachlässigst
und keinen ungünstigen dafür gebrauchst.
6) Behandle Deine Dienstboten wie der Vater
seine Kinder. Reicht dies nicht aus, so übe verstän
dige Strenge gegen sie; hilft auch diese nicht, so
entferne die unverbesserlichen aus Deinem Hause.
Die Klage über die Verdorbenheit der Dienst
boten ist heutigen Tages eine allgemeine. Es soll
hier nicht untersucht werden, wer oder was daran
Schuld ist; das steht aber ganz fest, daß auch die
Dienstherrschaften gegen die Dienstboten nicht mehr
so sind, wie sie ehedem waren. Die Dienstboten sind
unentbehrlich in der Wirthschaft. Sie sind Deine
Gehülfen, und da ihnen viel anvertraut werden muß,
so können sie, wenn sie schlecht und böswillig sind,
auch viel verderben. Güte wirkt nun oft mehr, als
herrisches Wesen. Versuche sie deshalb mit Liebe an
Dein Familienwesen zu fesseln. Verschmähe es nicht,
sie an den Freuden. und dem Glück Deiner Familie
Theil nehmen zu lassen, und sie werden gern die
Trübsal mit Euch theilen. Ein Sprichwort sagt:
"wenn es auf die Herrschaft regnet, muß es auf die
Dienstboten tröpfeln--; befolge die Regel, welche darin
enthalten ist, und Du wirst ihre Herzen dadurch ge
winnen. Hältst Du selbst mit den Deinigen noch
an der alten christlichen Sitte der Hausandacht und
des gemeinschaftlichen Gebetes fest, so laß ja Deine
Dienstboten daran Theil nehmen; es wird sie williger
und eifriger in ihrer Pflichterfüllung machen. Helfen
Liebe und Milde nicht, so bleibt freilich nur das
harte Mittel der Strenge übrig, das aber nur selten
gute Folgen hat. Ein altes Wahrwort sagt: "wie
der Herr, so der Knecht--. Es gibt auch noch brave
Dienstboten, und nicht viel weniger, als gute Herr
schaften.
7) Halte lieber weniger und gut genährtes, als
vieles und schlecht genährtes Vieh.
Bei der Viehhaltung gilt das Sprichwort: "es
muß sich jeder strecken nach seiner Decken«. Die
Decke ist hier das Futter. Freilich sind die Meisten
schuld, daß sie nur eine kurze Decke, d. h. wenig
Futter haben. Es ist ein gar schlechter Stolz, wenn
Du Dich mit sieben dürren Kühen gegen Deinen
Nachbar berühmst, der zwar nur vier oder fünf, aber
wohlgenährte Kühe besitzt. Vergleiche die Milch von
Deinen sieben Kühen der Güte und Menge nach »nt
der Deines Nachbars, und Du wirst Dich von Deiner
falschen Wirthschaft überzeugen. Rufe einen Metzger,
laß Deine sieben Kühe und die fünf Deines Nach
bars taxiren. Du wirst zu Deiner Beschämung ver
nehmen, daß jene fünf Deines Nachbars weit mehr
werth sind, als Deine sieben. Betrachte dann die
Düngstätte Deines Nachbars und vergleiche sie w»
der Deinigen; auch hier wirst Du den Vortheil aus
Seiten Deines Nachbars sehen.