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Der Hauptmann machte große Augen und begierig,
zu erfahren, wem anders als seinem eigenen Muthe
allein er die Errettung schulde, hieß er den Ham
burger reden.
Ich war, so berichtete der, an jenem Tage, da
Ihr Euch, ohne mir ein Wort zu sagen, in die
Gaunerherberge der alten Kupplerin locken ließet, von
nnem Freunde zum Vesperbrod eingeladen und zwar
auf meine Leibspeise, eine Aalsuppe. Meine Frau,
ber ich, Eurem Befehl gemäß, nichts von unserer
Verabredung wegen Eurer Leute gesagt hatte, nahm
der Uebcrbringerin Euer Schreiben ab und gab ihr
>u gutem Glauben den Champagner mit. Inzwischen,
tote ich bei meinem Gevatter den ersten Löffel Suppe
dom Teller schöpfe, seh' ich, daß an dem Löffel ein
langes Frauenhaar hängt. Die Andern in der Ge-
lellschaft hatten nichts gemerkt. Mir aber — denn
f* ist eine Eigenheit von mir, gnädiger Herr, daß
ich so etwas nicht vertragen kann, indeni ich znm
^kel geneigt bin wie wenige Menschen — mir ward
iibel bei dem Anblick, daß ich aufstehen und das
Ämmer verlassen mußte. Da ich doch nicht hätte
toeiter essen können, schlich ich mich nach Hause. Welch'
sinen Schrecken aber jagte mir da meine Frau ein,
iabem sie mir Euren Zettel zeigte! Denn ich kannte
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die alte Hexe und wußte, wessen Ihr Euch bei der
zu versehen hattet. Darum rief ich alsbald Eure
Leute zusammen und schickte sie Euch zur Hülfe.
Dem Hauptmann wurde es bei diesem Berichte
wunderlich zn Muthe. Noch einmal durchlebte er die
Schrecken jenes Tages in rascher Erinnerung. Daß
sein Leben damals in buchstäblichem Sinne an einem
Haare gehangen, erfüllte ihn mit einem Gefühle ehr
fürchtigen Grausens. Es übermannte den starken
Mann, der in jener furchtbaren Stunde nicht gezittert,
nicht mit den Augen vor dem Tode gezuckt hatte,
nun zu hören, daß er bei allem seinem kühnen Muthe,
bei all' seiner entschlossenen List dem Tode unrettbar
verfallen gewesen wäre, wenn nicht durch wunderbare
Fügung ein Haar durch Unachtsamkeit einer Köchin
in eine Aalsuppe gerathen wäre. Es überkam den
hochgemuthen Mann ein demüthiges Verzagen bei
dent Gedanken, daß er bis dahin in stolzein Sinne
seine Rettung lediglich ans seine eigene Kraft und
Stärke und nicht zugleich auf die wunderbare Macht
gegründet hatte, die der Menschen Geschicke ordnet
und leitet, und fast wehmüthig sprach er, von deut
Wirthe Abschied nehmend, zu diesem die Worte: Ich
wollte, Ihr hättet mir das nicht gesagt.
6. 2s.
][.
Wie alt neue Erfindungen sind.
Wie jeder einzelne Mensch sich gar zu gern be
wundert sieht, so ist es auch mit der ganzen Menschheit
^ Fall. — Gar zu gern hört das Menschengeschlecht
leine Weisheit rühmen, seine Einsicht preisen und die
Vorzüge anstaunen, die den Menschen hoch über die
^>dern Wesen der Erde erheben.
Macht man inmitten eines solchen Lobes den
Einwand, daß all' dies gar herrlich, aber eigentlich
s°ch nicht ein eigen Verdienst des Menschengeschlechts,
sondern ein Gnadengeschenk sei, das ihm von unseres
Herrgotts Hand schon im Mutterleibe als Befähi
gung geworden, so flüchtet der sich selbst bewundernde
Mensch gar zu gern in das Gebiet seiner reichen
Erfindungen, um darzuthun, wie Tausende von
Geschlechtern vor uns gelebt, welche mit gleichen Be
rgungen dem Mntterschoß entsprungen, gar tief
suter uns gestanden haben, und wie es also ein
Weites Verdienst der Entwickelung der Menschheit
>E>n muß, der wir unsere schönen Einrichtungen, unsere
"uturbeherrschenden Erfindungen, unsere weltbezwin-
genden Maschinen verdanken.
Haben wir aber wirklich Ursache, hierauf so stolz
zu sein?
Nun das eben wollen wir einmal hier in Betracht
ziehen und zu diesem Zweck wollen wir den Blick
auf den Menschen und auf seine Erfindungen richten.
Was hat der Mensch nicht im Lauf der Zeit
erfunden, wovon die Menschengeschlechter vor ihm
nicht die geringste Ahnung hatten! Wir brauchen
gar nicht weit zu suchen, wenn wir uns von Bewun
derung wollen fortreißen laßen. Ueberall in unserer
Umgebung ist der Naturzustand bereits verschwunden,
und alles, was wir um uns erblicken, ist ein Werk
menschlicher Kunst, menschlicher Erfindungsgabe; ja,
es ist bereits so weit, daß wir in eine ferne Wildniß
fliehen müßen, wenn wir die Natur so sehen wollen,
wie sie war, ehe sie der Mensch umgestaltete.
Wie anders aber sieht cs um unsere großen Erfin
dungen auö, wenn wir uns die Dinge von einer andern
Seite betrachten! Und zu diesem Zwecke stellen wir
folgende Frage auf: Waö erfindet der Mensch, und
was brachte er schon vor Jahrtausenden mit zur Welt?