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den dänischen Uebermuth führten, hatte ein österrei-!
chischer Soldat vom Regiment „König der Belgier",
Karl Stempf mit Namen, tapfer mitgefochten. Aber
den einer feindlichen Kugel darniedergeworfen, mußte
er Pflege und ärztliche Hülfe in dem Hospitale der
Stadt Schleswig suchen. Da lag er nun mit seiner
stechenden und schmerzenden Wunde in- der Brust.
Trübe Ahnungen durchzogen seine Seele, daß er sein
theuereö Vaterland, wo er als munterer Bursche die
Gemse gejagt und den Horst des Adlers aufgesucht,
- , twhl nie wieder sehen werde. Bittend wandte er
auf I sich an einen Kameraden, daß er seiner Mutter, einer
j>icht unbemittelten Hammerschmiedin in Steiermark,
in seinem Namen Nachricht von seiner Verwundung
kleben und sie bitten möge, ihn doch eiligst hier im
Nazareth aufzusuchen, wenn sie ihn noch einmal sehen
tvollte. Die Bitte wurde von dem Kameraden ge-
tvissenhaft erfüllt. Vierzehn Tage vergingen indessen
bem armen Verwundeten in trostloser Einsamkeit.
Men ihm jammerte in großen Schmerzen ein ge
sungener Däne, welcher gleichfalls schwer verwundet
^ar und so viel deutsch redete, daß er sich ziemlich
^stündlich machen konnte. Der Steiermärker erfuhr
°°n ihm, daß er Vater zweier Kinder sei und mit
bangen Sorgen daran denke, wie es den armen Kleinen,
tvenn er nicht wieder genese, ergehen würde.
Bor Jahren schon war die Mutter eingegangen
den ewigen Frieden, und legte er jetzt sein Haupt
Zum Sterben nieder, so standen die, nach denen sein
M sich sehnte, allein und verlassen in der Welt.
Bittere Thränen stürzten aus seinen Augen. Da
Wete sich die Thür und zwei hübsche Kinder wur-
ben von einem Wärter in das Krankenzimmer geführt.
Tengsilich suchten ihre Blicke umher. Plötzlich
Wandte sich das größere, ein Knabe, mit einem
basbunterdrückten Schrei dem Bette des Dänen zu.
hr. | Ihm folgte die kleinere Schwester. Voll Schmerz
and Wehmnth schloß der Verwundete die Kinder in
'k>ne Arme, indem er für einen Augenblick seiner
sassetzlichen Qualen vergaß. Bald aber sank er er-
Mpft auf sein Schmerzenslager zurück; doch die
dande der Kleinen hielt er mit den seinigen fest
Mammert. — Da trat auch die Hammerschmiedin
ut Wer vermöchte aber den Schmerz einer Mutter
jjl schildern, die ihren einzigen Sohn, der vor wenigen
Lochen noch als ein blühender, kräftiger Jüngling
1 den Kampf zog, am Sterben findet! Ihre Seele
d? .^^brübt bis in den Tod. Doch ruhte ihr Auge
^bki mit inniger Theilnahme auf dem sterbenden
ater und den weinenden Kindern. Und bebenden
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Herzens flüsterte sie leise: «Heilige Maria, bitte für
meinen Sohn. Ich will mit Freuden die Kinder
dieses armen Mannes zu mir nehmen und treu für
sie sorgen, wenn mir nur mein Karl nicht stirbt.«
Der Sohn hatte die Worte vernommen, und wäh
rend er sich halb aufrichtete, sagte er mit schwacher
Stimme: «Schau, Mutterl, gräm di nit, mir hilft
nichts mehr, ich fühle, daß der liebe Gott hats so
haben wollen. Und ob etwas früher oder später,
das macht nit gar ein so gewaltiger Unterschied.
Ich muß einrücken und mein Nachbar mit mir.
Willst mir a Gefallen thun, so nimm dir seine
Kinder, sie werden dir den Karl ersetzen, und viel
leicht erlebst du mit ihnen gerade die Frend', als
mit dem eignen Sohn.«
Mit gwaltsam unterdrücktem Schluchzen stand die
unglückliche Mutter auf und trat zu dem Bette des
seiner Auflösung von Stunde zu Stunde näher rücken
den Dänen. «Sorgt Euch nicht um Euere Kinder,
guter Mann,» sprach sie sanft; «sie sind von dieser
Stund' an die meinen.« Ein unaussprechlich dank
barer Blick war die einzige Antwort des Schwer
verwundeten, er hatte nicht mehr die Kraft, ein
Wort hervorzubringen. Dann glitt ei» heiteres,
zufriedenes Lächeln über feine blaffen Lippen, ein
letzter, tiefer Athemzug und — die Kinder hatten
keinen Vater mehr.
Wieder saß die Mutter des Steierers an dem
Schmerzenlager des Sohnes, und die beiden Kinder
hatten sich weinend an sie gelehnt. — Da erhob der
Kranke plötzlich sein Haupt in die Höhe und hauchte
mit letzter Kraft die Worte: «Lieb Mutterl', nimm
mich auch mit nach Haus; hier mag ich als Todter
nit liegen.« . Dann starb er.
Zwei Tage darauf reiste die Hammerschmiedin
mit den beiden Kindern des Dänen in ihre Heimath
ab. Ihr folgte in einem einfachen Sarge die Leiche
des Sohnes. Gott segne die wackere Frau.
Räthst l.
Ein Frühlingsbote bin ich, mit süßem Dust getränkt,
Bis mir die hohe Sonne mein prächtig Kleid versengt.
Die eigennützige» Menschen verfolgen meine Spur,
Mit Messern und mit Gabeln, mich zu verderbe» nur;
Dann andre ich meinen Namen und meine Färb' geschwind,
Und bring' mich so verwandelt dem reichen Menschenkind.
Doch rückwärts biet' ich weise dem oft so müden Gast
Nach einer kurzen Reise dann eine lange Rast.
Auflösung des Räthsels im vorjährigen Kalender.
- Waldmeister.