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bracht. Und haben unsere unschädlichen, ja sogar
Nutzen schaffenden Frösche, Eidechsen und Schlangen
nicht ein gleich trauriges Loos? Sollen aber die
Jungen dafür gestraft werden, was sie so häufig die
Alten thun sehen? Denn Eltern, Knechte und Mägde,
überhaupt die meisten Erwachsenen rufen beim An
blick eines dieser Thiere, als wenn sie es von einander
gelernt hätten: »Schlagt doch das giftige Thier
todt!» In dem Garten des Kalendermanns hielt sich
eine Kröte in der Nähe der Rinnsteine auf, welche
das Wasser von dem Brunnen führten. Er ließ sie
gewähren, denn er wußte,' daß die lästigen, schädlichen
Schnecken nicht vor ihr sicher waren. Eines Tages
aber kam ein Fuhrmann in den Garten, vor dem
fand das arme Thier keine Gnade. Ein Schlag mit
dem schweren Peitschenstiel traf es zu Tode, und
als ob er eine Heldenthat verrichtet hätte, rief er
noch dazu: So nun hast du dein Theil, du Giftbalg!
Ein Landsmann von uns, der die Kröte auch
in seinen Schutz nimmt, schreibt in seinem Büchlein
»aus der Natur« zur Beherzigung also: Es ist nicht
zu leugnen, daß diese kriechenden Thiere wegen ihrer
unheimlichen Aufenthaltsorte, ihrer schleichenden Be
wegung, ihres kalten Körpers und wegen des Giftes,
das einige von ihnen besitzen, für Viele widerliche und
gefürchtete Thiere sind, und daß daher ein Jeder, der
sie nicht so genau, wie der Naturforscher, kennt, ihre
Nähe flieht oder ein verdienstliches Werk zu ver
richten meint, wenn er diese giftigen Bestien von
dem Erdboden vertilgt. — Das ist nun einmal nicht
anders, giftig müssen selbst die unschuldigsten
Amphibien sein und zu diesen gehören auch die Kröten.
Fragt man aber „wo sitzt denn bei der Kröte das
Gift? wer hat schon durch ihr Gift Schaden ge
nommen?" so erhält man die Antwort: „ja sie ver
giften die Gartengewächse, über welche sie hinkriechen
und später werden dann Menschen und Thiere durch
den Genuß derselben krank. Auf dem Lande glaubt
man sogar, daß die Kröten, weil man sie zuweilen
in Ställen antrifft, den Kühen die Milch aussögen,
was denn eine Anschwellung der Euter zur Folge
habe. Die Sache verhält sich aber nicht so, denn
die Flüssigkeit, welche die Kröten, wenn man sie reizt
oder verfolgt, von sich spritzen, ist ihr Urin, der
allerdings stark nach Knoblauch oder Schießpulver
riecht, aber eben so wenig giftig ist, als die weiße
Feuchtigkeit, welche sie in der Angst aus den Hals
wülsten treiben, und noch niemals ist jemandes Ge
sundheit dadurch gefährdet worden. Uns was die
anderen Reptilien betrifft, welche sich bei uns finden,
so ist weder die gemeine Eidechse, noch die Blind- >
schleiche, weder die Ringelnatter noch die ghatte '
Natter, weder der Feuermolch, noch der Wasser
salamander giftig.. In vielen deutschen Wäldern,
Schluchten und Thälern findet sich kein giftiges
Thier der Art. Dagegen ist die Kreuzotter,
die am Harze, im Thüringer Walde und in ander»
Gebirgsgegenden vorkommt, wirklich giftig. Allein
man kann sie mit leichter Mühe erkennen an den
zwei dunklen hufeisenförmigen Flecken auf dem Kopfe,
und an dem schwarzbraunen Zickzackband, das längs des I
Rückens hinläuft und an den neben demselben auf
beiden Seiten sich befindenden Fleckenreihen.
Aber noch eins. In England hegt und pflegt '
man dis Kröte schon seit Jahren zur Vertilgung der !
Insekten in Gärten und Treibhäusern. Daß man
aber mit diesen verächtlichen, kriechenden Thieren, welche >
die Natur noch obendrein mit einem aufgedunsenen, •
warzigen Körper bedacht hat, sogar mit gutem
Erfolg Handel treiben würde, wie derselbe jetzt wirk
lich zwischen Großbritannien und dem Festlande besteht, >
daran hat gewiß Niemand vor zehn Jahren gedacht, '
Aber die Erfahrung hat den englischen Gemüsegärtner
gelehrt, daß die Hauptfeinde seiner Anlagen die '
Schnecken und die Hauptfeinde der Schnecken und
andere, dem Anbau der Gemüse nachtheiligen Insekten
die Kröten sind. Deshalb schlägt er diese nützliche»
Thiere, wenn er ihnen auf seinem Eigenthum begegnet,
nicht mit dem Spaten todt, sondern stellt dieselben ,
unter seinen besonderen Schutz. Und da sie gewöh»' ;
lich nur in so geringer Anzahl vorkommen, daß l* e
die zahlreichen Schnecken nicht alle bewältigen könne» '
und man sie nicht auf ihre Eier setzen kann, dam»
man eine ansehnliche Brut erziele, wie dieses >»>t ^
dem Hausgeflügel geschieht, so läßt er dieselbe» |
tonnenweise vom Festlande kommen und bezahlt da» '
Dutzend mit sechs Schillingen. Das ist wirklich wahr. -
Die Hammerschmiedin. ]
Im Leid und im Tode bricht die Feindschafl
entzwei, die Nähe des Grabes ruft die, welche >»
Schlacht und Kampf feindselig sich gegenüberstanden,
zur Versöhnung und zum Frieden; wenn die Pforte»
der Ewigkeit sich aufthun, da beginnt die Liebe wieder \
ihr heiliges Werk und hält ihren Siegeseinzug >» j
die stille gewordenen Herzen. Hierzu gibt uns nach' (
stehende Geschichte einen sprechenden Beweis. ]
In dem schleswig-holsteinischen Befreiungskriege- ,
den die vereinigten Preußen und Oesterreicher gege»