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diesen Morgen gebunden mit sich fortgeführt. Nun
habe ich den Mann wieder, aber des Kindes bin ich
beraubt.«
Wie ein Donnerschlag, schwer und gewaltig, traf
den unglücklichen Vater diese Botschaft. »So bin
ich denn schuld,« rief er in überwältigendem Schmerze,
"an dem traurigen Geschick des Knaben, mein Eifer,
mein heißes Blut hat ihn harter Gefangenschaft oder
Mehl gar schmählichem Tod überliefert. Ich will
,sart, vielleicht kann ich ihn noch retten; alles, was
ich habe, — und müßte ich noch in meinem Alter
dahingehen wie ein Bettler — will ich geben für die
Lösung des Sohnes. Hat denn kein einziger in der
üanzen Gemeinde das Herz gehabt, den schändlichen
mäubern ihre Beute zu entreißen?"
"Faße dich, Vater,« bat die Frau unter Thrä
nn, „und hör' mich an. Du gehst nicht fort, dein
schmerz und dein Eifer könnten alles verderben, und
soll ich dich vielleicht noch dazu verlieren? Eine Hoff
nung bleibt uns noch, der Meierhöfer und der Ge
meindewirth sind hinter den Franzosen her, ihnen
den Knaben abzujagen, und beide haben mir ihr Wort
Abgeben, das .«ind mir zurückzubringen, und wenn
e8 einem gelingt, so ist es der Meierhöfer, der Kopf
m>d Herz auf dem rechten Fleck hat. Auf ihre Rück-
"hr wenigstens laß uns erst warten!"
Wohl zehnmal ging der Vater hinaus vor das
^arf und spähte mit forschendem Auge, ob die beiden
Rachbarn noch nicht kommen, ob sie, den Sohn in
ü>rer Mitte, noch immer nicht um die Waldecke bie-
M wollten. Auch viele im Dorfe hatten aus gleicher
.Mach' ihrx Schritte hinausgelenkt, und jede Stunde
Mit vermehrte die Zahl der um das Schicksal des Knaben
besorgten und bangenden Dorfbewohner. Männer,
Mauen und Kinder bildeten jetzt dichte Gruppen und
a Uer Herzen bewegte nur der eine Gedanke: ob.sie ihn
Abringen! Schon hatte der Tag sich geneigt und
Ichweigend und in sich gekehrt saßen die betrübten
Eisern in der noch von keinem Licht erhellten Stube.
Wiederum wollte der Vater seine Wanderung begin-
, eu i da auf einmal — horch — was ist das? Ein
umpfes Rauschen ließ in der Ferne sich vernehmen
m das Brausen wallender Fluthen, und einzelne
^-Hunnen wurden laut und riefen: sie kommen! —
u m angehaltenem Athem lauschten Vater und Mutter,
li^ ' mmer näher kam's und näher, und immer deut-
cher klangs: sie kommen, sie haben ihn! Wie aus
>wm Munde riefen die beiden Alten mit gefalteten
fanden einander zu: »Sie haben ihn, Gott und unser
vouand sei gelobt!» Und nicht lange dauerte es, so
wurde es vor dem Schulhaus lebendig, und eS füllte
sich der Hof mit dichten Menschenhaufen und laut
und freudig jubelte und jauchzte es durch einander:
»Er ist wieder da, und es ist ihm kein Leids geschehen!«
Und aus den Händen der beiden Männer empfin
gen die hocherfreuten Eltern den schon verloren ge
glaubten Sohn gesund und wohlbehalten.
»Was ihr mir gethan habt. Freunde,« rief der
Vater mit tiefer Rührung, »kann ich euch nicht ver
gelten, aber Gott im Himmel wird es euch lohnen.
Habt Dank, tausend Dank. Wahrlich, getreue
Nachbarn sind Goldes werth!"
Schont auch die Kröte!
Der Kalendermann hat schon vor einigen Jahren
dem Spatz das Wort geredet, daß man ihn nicht
wegfange oder todt schieße, wo man ihn finde, weil
er als ein respektabler Iusektenvertilger betrachtet
werden müße und er den Schaden, den er mit seinen
Näschereien und Diebereien in Hof und Scheuer, in
Garten und Feld anrichte, durch seine Jagd auf
allerlei Raupen und Larven, von denen er bei seinem
immerwährenden Hunger ein nicht unbeträchtliches
Quantum verspeise, wohl zehnfach wieder gut mache.
Wir wollen annehmen, in einem Dorfe wohnen etwa
hundert Sperlingspaare. Nun brütet jedes Paar
jährlich dreimal, und damit es seine Jungen auf
bringe, verbraucht es in einer Zeit von 22—24 Tagen
täglich gegen dreihundert Insektenlarven. Also werden
durch die Sperlinge eines Dorfes in Jahresfrist
tewa zwei Millionen ein hundert sechzig tausend
schädliche Insekten vertilgt. In der That ein schönes
Sümmchen, und dafür sollte man doch dem eifrigen
Larvenjäger etliche Kirschen, Waizenkörner, Erbsen
oder des etwas von Herzen gönnen.
Wie manche vierfüßigen, kriechenden und fliegenden
Thiere fallen noch Jahr aus Jahr ein dem Aber
glauben, dem Unverstand, dem Muthwillen zum Opfer,
ohne daß man im mindesten deren Nutzen sich vor
die Seele stellte. Da ist z. B. die häßliche, wat
schelnde, von den meisten geflohene Kröte. Wie
geht's nicht gleich über sie her, sobald sie sich in
unsern Feldern und Gärte», an Mauern oder an
Wegen blicken läßt. Der Furchtsame wendet sich
zwar mit Abscheu von ihr weg, und das ist noch das
Beste, ist aber einer da, dem der Muth nicht gleich
entfällt, oder geräth sie unter eine Schaar lärmender
und schreiender Knaben, so wird sie auch mit Stöcken
und Steinen rc. qualvoll vom Leben zum Tode ge-