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Wie ein Sonnenstrahl fuhr es bei' diesen Worten
des ehrlichen Bauern über das Antlitz des milden
Mannes, und seine Lippen zitterten vor innerer Bewe
gung. Und wie sie so dastanden, die beiden, der
Professor und der Bauer, und hielten sich wie alte
Bekannte die Hände umfaßt, da war's für einen jeden
ein heiliger und feierlicher Augenblick, den wohl keiner
von ihnen in seinem Leben wieder vergessen hat.
Sie hatten sich beide — verstanden.
Der Kirchenschlüßel.
Es steht ein lieber, frenndlicher Greis mir noch
"> frischer Erinnerung, und sein Andenken wird, so
iange ich lebe, nicht aus meinem Herzen weichen.
Ein schwarzes Sammetmützchen bedeckte sein silber
weißes Haupt, und unter der hohen Stirn leuchteten
»wei helle Augen, aus denen mehr Güte und Wohl
wollen, als Ernst und Strenge blickten. Manches
3ahr lag schon hinter ihm, aber seine Gestalt war
»och ungebeugt, und mit Kraft und Rüstigkeit verrich
te er immer noch sein schweres Tagewerk. Gar
oftmals hat er mich, sein Enkelkind, auf den Knieen
geschaukelt, das ABC mich gelehrt und mir die Hand
üun Schreiben geführt. Und wie lauschte ich seinen
Worten, wenn er mir aus der heiligen Geschichte
von den Männern Gottes erzählte, von Noah, Abra
ham und Moses, und von dem Hirtenknaben David,
oer den Löwen und Bären schlug und den gewaltigen
miesen Goliath, und von dem Jesuskinde, das zur
Erde herniedertäm in der Nacht, da die Engel sangen:
Ehre sei Gott in der Höhe, Friede auf Erden und
os>' Menschen ein Wohlgefallen. Auch aus seinem
^!t>vegten Leben, das mit in jene Zeit der fran
zösischen Schreckensherrschaft und der tiefen Erniedri-
?ung, aber auch der glorreichen Erhebung des deut
en Vaterlandes fiel, machte er mich mit manchen
Begebenheiten bekannt, die meistens nicht heiterer,
vielmehr oft gar ernster Natur waren. Noch sehe
^ ihn, wie er Sonntags in kurzer manchesterner Hose,
leidenen Strümpfen und Schnallenschuhen und mit
oinem großen Schlüße! in der Hand zur Kirche ging,
|* m die heiligen Räume zu öffnen und alles zu ordnen
Kr Abhaltung des sonntäglichen Gottesdienstes. Denn
Kein Großvater war Lehrer in dem Dorfe, wo ich
as Licht der Welt erblickte, und hatte außer den
Verrichtungen, die ihm als Kantor und Küster ob
igen, auch noch die Verpflichtung, an jedem zwei
te Sonntage den Gottesdienst selbstständig zu leiten,
a der Pfarrer bei seinem ausgedehnten Kirchspiel
nicht alle Filialgemeinden allsonntäglich mit der Ver
kündigung des göttlichen Wortes versorgen konnte.
Und diesen Theil seines Berufes pflegte mein Groß
vater mit aller Liebe und Hingebung in Einfalt des
Herzens, und darum gelang es ihm auch, wenn er
mit seiner lauten, wohlklingenden Stimme den aus
gewählten Bibelabschnitt und die daran sich schließende
Auslegung und Betrachtung vorlas, die Herzen seiner
Gemeindeglieder zur Andacht und Erbauung zu führen.
Außerdem wachte er mit treuer Sorgfalt über
das Gotteshaus und den um dasselbe sich hinziehen
den und mit einer Mauer umgebenen Kirchhof, der
nach alter Sitte die Gräber der Verstorbenen mit
den einfachen, schlichten Leichensteinen in sich schloß.
Daneben erfuhr auch die Dorflinde, welche zwischen
her Kirchhofsmauer und dem Schulhaus auf einem
freien Platze stand, seine besondere Aufmerksamkeit.
Es war aber auch ein herrlicher, prächtiger Baum,
diese Linde. Während sein mächtiger Stamm weithin
seine starken und knorrigen Wurzeln in das Erdreich
streckte, erhob sich sein Wipfel licht und stolz zum
blauen Himmel. Die zahlreichen Aeste waren in vier
über einander sich erhebende und nach oben immer
kleiner werdende Bogen künstlich gezogen; der untere
Bogen aber ruhte auf acht hölzernen Pfosten und
bildete ein weites, gegen Sonne und Regen schützendes
Dach. Rings um den Stamm lief noch ein steinerner
Sitz, der nach den Mühen des heißen Sommertages
in schattiger Kühle zum Ausruhen und zur Erholung
einlud. Niemals zweigten sich die Aeste des Baumes
wirr durcheinander oder dehnte sich sein Blätterkleid
ungebürlich aus, immer gaben Scheere und Meßer
ih»n ein schmuckes, zierliches Aussehen.
Gleichwie Seele und Leib, Geist und Körper
unzertrennlich mit einander verbunden sind, so gehören
auch, möchte ich sagen, in jedem Dorfe Kirche und
Linde aufs engste zusammen. Denn wie die Kirche
hinauf zum Himmel zeigt und die Güter des ewigen
Lebens pflegt, so weiset die Linde herab auf die Erde
und pflegt die irdische Seite des menschlichen Lebens.
Sie ist für Jeden im Dorfe ein wichtiger, bedeu
tungsvoller, geliebter Baum, ist wie das Gotteshaus
mit seinen Erinnerungen verwachsen. Die Linde hat
wohl manchen Tauf- und Brautgang gesehen, aber sie
ist auch wieder Zeuge gewesen von so manchem Grab
geleite; bald hat sie die Männer versammelt zu ernster
Rede und sorgender Berathung, bald zu Luit und
Freude, zu Scherz und Fröhlichkeit; alle im Dorfe,
Männer und Frauen, Bursche und Mädchen, Jung
und Alt haben unter ihr geseßen und bald den rau-
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