Full text: Amtlicher Kalender für das Kurfürstenthum Hessen // Amtlicher Kalender für Kurhessen // Amtlicher Kalender für den Regierungsbezirk Cassel (1860-1873)

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seines Gemüths, wo Luther, dieser Gewaltige vor 
dem Herrn an Kraft und Fülle des Geistes, manchmal 
wohl allzumächtig darein fuhr. So hat denn Luther 
in vielen Anfechtungen und manchen Fehden um der 
evangelischen Lehre willen des Beiraths seines Freundes 
sich getröstet; und als Luther vor dem Drohen und 
Schnauben seiner Feinde von dem edlen Kurfürsten 
zu Sachsen auf der Wartburg geborgen wurde, hat 
Melanchthon dem Herrn geduldig stille gehalten in 
aller Fährlichkeit, die über die neu gewonnene Wahr 
heit selbst durch diejenigen kam, welche sich zu ihr 
bekannten, in ihrem menschlichen Fürwitz aber es 
nicht abwarten mochten, bis der Herr seiner Kirche 
zu der reinen Lehre auch eine neue und gereinigte 
Ordnung des Gottesdienstes bescheeren würde, sondern 
mit täppischer Hand Gott zu helfen sich unterfingen. 
Da, und abermals in dem Bauernkriege, an welchem 
auch die Evangelischen Schuld sein sollten, hat 
Melanchthon festgehalten an dem Gute der reinen 
Lehre, hat, ob ihm gleich das Wasser der Trübsal 
bis an die Seele ging, durch Anrufung des Herrn 
um Stärkung seines Kleinglaubens solches Gottver 
trauen gewonnen, daß er die Bekümmerniß seiner 
Freunde mit tröstlicher Zusprache hat lindern können. 
Und als dann das evangelische Bekenntniß vor einem 
mächtigen und zornmüthigen Kaiser, Carl V., und 
vor Gewaltigen des Reichs bezeugt sein wollte, näm 
lich auf den Reichstagen, wo die von den Reforma 
toren an das Licht gezogene Lehre abgehandelt wurde, 
da hat Melanchthon niemals gefehlt; und die pro 
testantische Kirche dankt ihm, als es darauf ankam, 
auch schriftlich vor Kaiser und Reich und vor der 
gesammten Christenheit Rechenschaft abzulegen von 
dem neuen Bekenntniß, das köstliche Buch, darinnen 
die Summe des evangelischen Glaubens einfältig und 
mild, aber sonder Hehl und Menschenfurcht beschrieben 
ist, nämlich die Augsburgische Confession, d. h. Be-, 
kenntniß, und deren Apologie, d. h. Vertheidigung. 
Als dann der Kaiser Carl V. den Evangelischen mit 
den Waffen des Geistes nicht beikommen konnte, und 
sie mit fleischlichen Waffen, mit großer Heeresmacht, 
bedrohte, hat Melanchthon abermals dem Herrn 
vertraut, daß er es den Schwachen und Elenden 
werde gelingen lassen, und zu unverzagter Gegenwehr 
gerathen um Gottes willen. Und am Ende hat auch 
Gott der Herr, nachdem er seinen treuen Knecht 
Luther schon vor des Krieges Ausbruch gnädiglich 
zu sich gerufen, unserm Melanchthon über alle 
Kriegsnöthe hinüber geholfen und ihn erleben lassen, 
wie seine Glaubensbrüder nach mancher schweren 
Trübsal zuletzt doch noch obsiegten und ihnen voll 
kommene Glaubensfreiheit gewährt wurde (Religions 
friede zu Augsburg 1555). Und so hätte denn 
Melanchthon noch heitere Tage und Jahre verleben 
‘ können. Aber noch war ihm schmerzliche Heimsuchung 
nicht erspart. Er hatte noch Schmähung und Ver 
folgung von Vielen der eigenen Glaubensbrüder zu 
erdulden, die da meinten, Christum lieb haben, seiner Pp 
allein sich freuen und getrösten, und diese Herzens- tta 1 
gemeinschaft mit ihm in Thaten der Liebe bezeugen, xx 
sei noch lange nicht hinreichend, um Erbe feinet hol 
Reiches zu werden, sondern man müsse gerade i« Ta 
der von ihnen selbst ersonnenen Form den Herr» pxZ 
aufnehmen im Wort und im Abendmahl, und mar xx 
dürfe nicht mit Melanchthon den Frieden, den er lies 
in Christo gefunden, auch mit Anderen gemein habe« nw 
wollen, die nicht begehrten Paulisch noch Apollisch, Dc 
nicht Lutherisch noch Calvinisch, sondern Christi z« am 
sein und zu bleiben bis an das selige Ende. Solch die 
Lästerungen und Schmähreden konnten Mela nch tho« the 
wohl tief betrüben, aber auf seinem Wege nicht beirren grii 
Nach wie vor ist er ohne Wandel in der lautere« bes 
Predigt von Christus, als dem alleinigen Seligmacher abz 
beharrt und hat gedacht, köstlicher als Dank und sei: 
Undank der Menschen sei es, der Verheißung des ern 
Herrn immer gewisser zu werden, nach welcher di« noc 
Friedfertigen sollen Gottes Kinder heißen. Wenn ei Ca 
ihn alle seine Lebenstage hindurch herzlich verlangt läu 
hat, daß solche Verheißung an ihm und au alle« sag 
Christen möchte wahr werden: so ist diese himmlisch 40 
Sehnsucht, dabei aber auch der fröhliche und fest! hat 
Glaube, daß sie würde erfüllt werden, vornehmlich uni 
in seiner Sterbestunde nicht von ihm gewichen und uni 
hat ihm zu einem seligen Heimgang verholfen. Das geb 
soll dem christlichen Kalenderleser in Folgendem noch sie: 
hal 
gle 
All 
aus 
erzählt werden. 
Nichts als den Himmel sollen ächte Christe« Ta 
wollen. So stand es bei. Melanchthon. Vieles sei, 
hatte bei ihm zusammengewirkt, um ihn von der Welt 
loszulösen und zum Trachten nach dem, was drobe« 
ist, zu ermuntern. Sein Weg war immer einsamer 
geworden, sein Luther, sein Bugenhagen und (K 
andere seiner eng verbundenen Freunde hatten das „C 
Kleinod schon erlangt. Der im Dienste des Herr« 
abgearbeitete Mann war dieses Lebens satt, schon 
lange zum Sterben gerüstet, sein Denken auf ein 
anderes Leben zu seinem lieben Herrn Jesu Christi 
gerichtet. Er tröstete sich dessen, daß er es getreu 
lich und gut gemeint, und darin auch ein fröhliches, 
gutes Gewissen habe, welches er unverletzt zu seinem 
lieben Heiland zu bringen gedächte, unangesehen, was 
die undankbare Welt dazu sage. Die Leibesschwächen 
nahmen überhand, seine Augen wurden blöder, man 
sah, wie der Herr im Begriffe stand, seine Leibes 
hütte abzubrechen. Das geschah denn auch im Jahre 
1560. In den ersten Tagen des April verfiel er 
sichtbar, durch Fieber, Husten, Brustbeklemmung und 
Schlaflosigkeit geplagt. Dennoch ließ er nicht ab in 
seiner Arbeit. Am 8. April bat er Gott um einen 
fröhlichen Abschied. Trotz seiner Mattigkeit, welche 
ihn ausrufen ließ: „Ich werde auslöschen, wie ein 
Licht", begann er doch um 9 Uhr seine Vorlesung 
welche von der Hauptsache eines ChristeniuenscheN 
eld, dargebv 
von Christi Lösegeld, dargebracht mit seinem theueren
	        
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