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Aber es war das, wie schon erwähnt, nicht eitle
Ehre, nach der er strebte, nicht Ruhmsucht, die ihn
dazu trieb. Er selbst verwahrt sich gegen einen
solchen Vorwurf, wenn er sagt: das kann ich mit
gutem Gewissen bezeugen, daß ich meine höchste
Treue und Fleiß darinnen erzeiget und nie keinen
falschen Gedanken gehabt habe, denn ich habe keinen
Heller dafür genommen, noch gesucht, noch damit
gewonnen. So habe ich auch meine Ehre nicht
darinnen gemeint, das weiß Gott, mein Herr, sondern
ich habe es zu Dienst gethan den lieben Christen
und zu Ehren Einem, der droben sitzt, der mir
alle Stunden so viel Gutes thut, daß, ob ich auch
tausendmal soviel und fleißig dollmetsche, ich dennoch
nicht eine Stunde verdient hätte, zu leben, oder ein
gesund Auge zu haben. Es ist alles, was ich bin
und habe, seiner Gnade und Barmherzigkeit, ja es
ist seines theuren Blutes und sauren Schweißes.
Darum soll es auch alles ihm zu Ehren dienen mit
Freuden und von Herzen.
Die Uebersetzung der"Bibel war die bedeutendste
und folgenreichste Arbeit für die von Luther begonnene
Reformation, sie ward der kräftigste Halt- und Stütz
punkt für sein heiliges Werk. Die Ursprachen, in
denen die Bibel die Geschichte und Lehre Gottes
erzählt, waren der großen Masse des Volkes, ja den
meisten Gelehrten der damaligen Zeit unbekannte
und unverstandene Dinge. Jetzt aber konnte auch
der gewöhnliche Mann Gottes Strafen und Gerichte
in der Sprache lesen, in der er geboren und groß
geworden war, jetzt traten ihm auch die göttlichen
Dröstungen und Verheißungen, Gottes Gnade und
Barmherzigkeit und alle seine Thaten und Veran
staltungen zur Erlösung der Menschen in den Lauten
entgegen, die ihm vernehmlich und verständlich
klangen; jetzt konnte er verstehen und begreifen, mit
eigenen Augen sehen und forschen, ob das, was
Luther gelehrt und gepredigt, im Einklang stehe mit
den Worten des tbeueren, werthen Evangeliums,
kknd da man nun in Luthers deutscher Bibel nichts von
einem zu Rom befindlichen Mann, der eine dreifache
Krone trage und über Leib und Seele der Menschen
gebieten könne, nichts von Mönchen und Klöstern,
von Bann und Fegfeuer, von Ablaß und Messelesen,
von Kreuzzügen und Ketzerverfolgungen las, so traten
auf einmal in allen Landen unzählige Menschen
wüthig und kühn hervor, warfen von sich das uner
trägliche Joch des Pabstthumö und stellten ihren
Glauben, ihre Hoffnung, ihre Zuversicht, ihr Leben
und ihre Werke allein auf Gottes Wort. Die Bibel
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Luthers war die nie wankende, ewige Grundlage der
deutschen Kirche! Mit welcher Begierde wurde jetzt
die heilige Schrift gelesen, die bis daher fast den
meisten ein mit sieben Siegeln verschlossenes Buch
gewesen war. Sie konnte Seelen so recht erquicken
und mit unversiegbarem Troste erfüllen, konnte auch
dem Ungelehrten die dunklen Fragen des Lebens mit
Bestimmtheit und Klarheit lösen; was waren dagegen
die lateinischen Messen und Predigten. Daher kam
sie, durch die Buchdruckerkunst vervielfältigt, bald in
vieler Millionen Hände; auf drei Pressen wurden
täglich tausende von Bogen gedruckt. Im Jahr
1555 gab es schon 17 Wittenberger, 13 Augsburger,
12 Baseler, 1 Erfurter, 1 Grimmaer, 1 Leipziger,
13 Straßburger Abdrücke von Luthers Uebersetzung.
Von Antwerpen gingen auf einmal drei Schiffe voll
Bibeln nach Spanien, ja sogar nach Asieil kam
Luthers Bibel. Auch dem Unbemittelten war jetzt
das heilige Buch zugänglich. Hatte früher eine ge
schriebene Bibel 300 Thlr. (eine Summe, welche in
unseren Tagen gewiß 1000 Thlr. ausmacht) gekostet,
so konnte man jetzt eine gedruckte für einen meißnischen
Gulden bekommen.
Zum Schlüsse stehe noch das Wort des Fürsten
Georg von Anhalt, der zugleich Domprobst zu
Magdeburg war: Luther hat die Bibel nicht anders,
denn aus sonderlicher Gnade und Gabe des heiligen
Geistes so reinlich, klar und verständlich in unsere
deutsche Sprache gebracht!
So wollen auch wir sprechen und den Gott der
Barmherzigkeit für dieses theuere Kleinod Lob und
Dank sagen ewig und immerdar.
Der Geiz macht hart und elend.
_ Es war Sonntagnachmittag, und wiedernm saßen
viele aus dem Dorfe bei dem Schusterkonrad
versammelt und sprachen von diesem und jenem, von
dem neuen Pfarrer und dem gestrengen Herrn Amt
mann, von Hochzeiten, Güterverkauf und Viehsterben,
von Mißwachs und Ernte. Und als sie des reichen
Segens gedachten, den Gott das Jahr zuvor auf
die Felder gelegt hatte und der in vollen Garben,
so daß einem das Herz im Leibe lachte, unter Dach
gebracht worden war, und die Jähre durchgingen,
in denen Gott sich ebenfalls nicht unbezeugt gelassen
und mit milder Hand seine Gaben gespendet hatte,
kamen sie auch an das Noth- und Hungerjahr von
1817, welches bei manchem noch in recht lebhafter
Erinnerung stand. Anhaltende Nässe und Kälte