rüstete sich im Gebet zu Gott auf seinen letzten Gang.
In dem Glauben, er sei allein, betete er daher mit
lauter Stimme:
Heiliger und allmächtiger Gott, barmherziger lieber
himmlischer Vater, Dir sei ewig Lob und Dank ge
sagt, daß Du aus lauter Gnade ohne mein Verdienst
und Würdigkeit mich von meiner Jugend au bis
hierher von allem Bösen und sonderlich von diesen
Schmerzen und Schwachheiten, damit Du mich väter
lich heimgesucht, soweit wieder erlöset hast. Ach
Herr, Du hättest ja Ursache genug, mich wegen meiner
vielfältigen Sünden zu verstoßen, dennoch hast Du
mitten in Deiner Strafe den Blick Deiner Gnade
gegen mich spüren lassen. Und ob ich wohl, allgütigster
Gott, in dieser meiner Schwachheit nicht, wie ich
wohl gesollt, mit meinem Gebete Dir habe dienen
können, so hast Du doch die innerlichen Seufzer
meines Herzens angesehen und erhöret. Laß doch
ferner meinem schwachen Herzen und matter Seele
Hilfe wiederfahren und verleihe Gnade, daß ich
diese Deine väterliche Züchtigung mit Geduld ertragen
möge. Denn Du weißt, daß ich ein armer Mensch,
ja Staub, Erde und Asche bin. Siehe mich all mit
den Augen Deiner Barmherzigkeit und hilf mir, daß
ich die übrige Zeit meines Lebens, die Du, o frommer
Gott, mir gönnen wirst, zu Deines heiligen Namens
Ehr' und Besserung meines Lebens anwenden möge.
Ist es aber ja Dein göttlicher Wille, daß ich aus
diesem Jammerthal scheiden soll, so schicke Du es
mit mir, wie es Dir wohlgefällig und mir nütz und
selig ist. Solches verleihe mir um Jesu Christi
Deines allerliebsten Sohnes willen durch die Kraft
des heiligen Geistes. Amen.
Seine ihm gleichgesinnte Gemahlin, Amalie
Elisabeth, die bei der Bedrängniß des Landes in
Bremen Zuflucht und Sicherheit gefunden hatte, war
alsobald von da auf die Kunde von seiner Krankheit
mit ihren Kindern zu ihm geeilt. Aber der geliebte
Gatte sollte ihr nicht erhalten bleiben, sanft und mit
dem Frieden des Herrn im Herzen starb er (21. Sep
tember 1637) in einem Alter von noch nicht 36
Jahren in ihren Armen, nachdem er 10 Jahre, 6
Monate und 4 Tage regiert hatte.
Nach seinem Tode erhob sich der Verdacht, daß
ruchlose Hände ihm Gift beigebracht und so sein
frühes Ende herbeigeführt hätten, allein die gedruckten
ausführlichen Berichte über seine letzten Stunden
wissen nichts davon, und bei der Oeffnung seines
Leichnams ergab sich's, daß Lunge und Leber
gleich verbranntem Zunder auseinanderfielen. Mit
! Wilhelm V. schied einer der edelsten und tüchtigsten
Regenten aus diesem Leben; seine Zeitgenossen können
nicht genug rühmen, wie fromm, wie bieder, wie
tapfer und friedliebend er gewesen sei, und wahrlich,
dieses Lob gebührt ihm als einem treu erfundene»
Fürsten, als einem wackern Streiter Christi und als
einem unwandelbaren Anhänger und Verfechter des
evangelischen Glaubens mit vollstem Recht. Und eben
dieses Festhalten an der Sache seiner Glaubensgenossen
erwarb ihm den ehrenvollen Beinamen des Stand
haften. Er, »den seine Unterthanen verehrten, seine
Freunde liebten und seine Feinde fürchteten,« liegt
in der fürstlichen Gruft der Set. Martinskirche zu
Cassel begraben. Möge der Beschützer unseres
Glaubens bei einem jeden von uns unvergeßlich
bleiben, und kommst du in die Nähe des Ortes,
wo seine Gebeine ruhen, dann weihe ih^i in stillem
Herzen den Dank, den er für seine Treue verdient.
- Die deutsche Bibelübersetzung durch
vr. Martin Luther.
Es war am Abend des 18. April im Jahre 1521,
als Luther in glänzender Versammlung vor Kaiser
und Reich mit lautem, freudigem Wort bekannte,
daß er zu dem, was er in Sachen des Glaubens
bisher gepredigt und geschrieben habe, auch fortan
von ganzem Herzen stehen und auf die allerheiligste
Lehre unseres Herrn Jesu Christi leben und sterben
wolle. Und als man von ihm eine runde, richtige
Antwort verlangte, ob er widerrufen wolle oder nicht,
so sprach er getrost und unverzagt: Weil denn
Kaiserliche Majestät eine schlichte, einfältige und
richtige Antwort begehren, so will ich eine solche
geben, die weder Hörner noch Zähne haben soll,
nämlich also: es sei denn, daß ich mit Zeugnissen
der heiligen Schrift oder mit öffentlichen klaren und
hellen Gründen überwunden und überwiesen werde,
(denn ich glaube weder dem Pabst noch den Concilien
alleine nicht, weil es am Tag und offenbar ist, daß
sie oft geirret und sich selbst widersprochen haben),
so bin ich überwunden durch die Sprüche, so ich
angezogen und angeführt habe, und gefangen in meinen:
Gewissen in Gottes Wort, und kann und mag darum
nicht widerrufen, weil weder sicher noch gerathen ist,
etwas wider das Gewissen zu thun; hier stehe ich,
ich kann nicht anders, Gott helfe mir! Amen.
Mit diesem ewig denkwürdigen Bekenntniß, das in
der evangelischen Kirche wie einen Siegesruf ein