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verlaufen sind, nicht mehr ganz klar, wer von ihnen
und ob Einer von ihnen Schuld hatte, daß in der
Nacht, welche auf die Einsetzung des Erzbischofs
Willigis folgte, auf die Wände seines Palastes lauter
Wagenräder gemalt waren, um seinen Bewohner in
hämischer Weise daran zu erinnern, sein Vater sei
ein armer Stellmacher in Braunschweig gewesen.
So viel aber ist noch jetzt ganz klar und läßt sich
geschichtlich beweisen, daß die, welche die Wagen
räder gemalt haben in jener Nacht, wach gewesen
sind und nicht geschlafen haben. Willigis aber hat
gar wohl geschlafen, und als er am Morgen erwachte,
sich auch durch den Anblick der Wagenräder nicht
stören oder ärgern lassen. Denn er schrieb selbst
unter diese nächtlichen Wandgemälde das Sprüchlein:
„£> Willigis, o Willigis,
Denk' oft, woher du kommen sis!"
Und der geneigte Leser meint gewiß, das Sprüch
lein sei auch noch jetzt, Anno 1864, wohl zu ge
brauchen, und wer nicht blos oft denke, woher er
gekommen sei, sondern auch, wohin er kommen
werde und wolle, der thue zwiefach wohl daran.
Erzbischof Willigis aber, um nie diese Mahnung zu
vergessen, verlieh der Stadt Mainz ein Wagenrad
als Stadtwappen, und sie führt es noch bis auf
diesen Tag, und es ist an allen Thoren zu sehen,
steht auch in manchem schönen Bilde, oder auf Leichen
steinen der Erzbischöfe, die im Dome begraben sind.
Erzbischof Willigis liegt jedoch nicht im Dome be
graben, obgleich er ihn selbst erbauet hat, und zwar
deßhalb nicht, weil er einmal das Sprüchlein ver
gessen hat:
„O Willigis, o Willigis,
Denk' oft, woher du kommen sis!"
Er begann nämlich den Dom im Jahre 978 zu
erbauen, und hatte ihn in sechs Jahren schön und
herrlich vollendet. Bei der Einweihung aber, die
mit ungemeinem Pompe stattfand, war ihm keine
Pracht und Verschwendung zu groß, und selbst in
der Nacht des Festes mußte der ganze Dom von den
Grundmauern bis zur höchsten Spitze des Thurmes
illuminirt werden, und der Rhein spiegelte die tausend
und aber tausend Lichter wieder, und selbst der fernere
Main war hell von dem Schimmer. Aber bald
wurde er noch Heller und Heller, denn der Wind
machte sich auf, und die Flammen züngelten an dem
Holzwerke, und das ganze Riesengebäude ward zur
lichten Feuergarbe, und der Dom brannte nieder bis
in den Grund und heller als am Tage die Fest
klänge rauschten, tönte das Angstgeheul und das
Jammergeschrei durch die Nacht hin. Willigis aber
brach mit dem Thurme des Domes zugleich zusammen
und starb in derselben Nacht und ward nicht begra- j
ben im Domchore, sondern liegt im Schiffe von I
St. Quintin.
Und es ist gewiß gut und heilsam und nöthig, !,
fein demüthig zu sehn, nicht blos in den dunkeln '
Tagen des Kreuzes, sondern auch an den Jlln-
minationstagen des Glückes und der Freude.
Räthsel.
1.
Mich verhüllet dunk'le Tracht;
Lässest Du in Gluth mich sterben,
Werd' ich glänzender mich färben
In des Purpurs Heller Pracht.
Suchst Du mich so forsche nur,
Wo die kühlen Wellen schäumen;
Doch auch in des Himmels Räumen,
Triffst Du nächtlich meine Spur.
2.
Die Zauberwaffe nenne jetzt.
Die, wenn der.Böse tückisch zielt,
Den fernen Feind, noch eh' er's fühlt,
Mit gift'gen Stichen tief verletzt;
Sie lauert hinter Perlenreih'n,
Verschlossen vom Korallenschrein.
Doch von dem Weisen gut geführt,
Wird sie zum holden Talisman;
Nicht mehr verwundet, sanft gerührt,
Lockt sie die Herzen an.
Kannst Du die Zauberwaffe finden?
So brauche sie, mir's zu verkünden!
Auflösung der Räthsel im vorjährigen
Kalender.
1. Der Apfelkern.
2. Der Fcuerfunke.
3. Die Zwiebel.