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überantwortet, die seine Beförderung übernommen
haben.
In den meisten Hafenstädten, besonders in Ham
burg und Bremen, ist indessen ein Nachweisungs
bureau der Auswanderer-Behörde errichtet worden,
worin den Auswanderern unentgeltliche Auskunft
, über alles ertheilt wird, was sie in Betreff der Aus
wanderung selber zu wissen wünschen. Für Hamburg
befindet sich dies Nachweisungsbüreau aus dem Bahn
hof der Berlin-Hamburger-Eisenbahn und an der
Landungsbrücke der Harburger Dampfschiffe, und in
Bremen, wenn ich nicht irre, ebenfalls auf dem Bahnhöfe.
Dort sind Beamte znm Schutz und Rath der
Auswanderer den ganzen Tag stationirt; die ewige
Klage aber ist, daß sie so wenig in Anspruch genom
men werden, und entweder wissen die Auswanderer
nicht, daß sie dort Leute treffen, die sich ihrer unei
gennützig annehmen, oder — sie sind auch wol von
anderer Seite, aus leicht zu errathenden Gründen,
vor solchen Bureaux gewarnt worden.
Im Interesse der Auswanderer liegt es nun ganz
besonders, sie auf diese Nachweisnngsbüreaux in den
deutschen Hafenstädten aufmerksam zu machen und ihnen
wieder und wieder zuzurufen, derartige Plätze auszu
suchen. Sie erfahren dort nicht allein, wo sie am
besten und billigsten logiren können und zu welchem
Preis, sondern auch, was die Bedürfnisse kosten, die
'sie auf der Seereise brauchen, was sie für den Trans
port ihres Gepäcks zu zahlen haben rc. rc. Außer
dem werden den Auswanderern nicht allein gedruckte
Rathschläge für ihr Verhalten bei der Ankunft an
überseeischen Landungsplätzen gegeben, sondern die
Beamten sind ihnen auch zur raschen Erledigung etwai
ger Beschwerden behülflich. Wünschenswerth wäre es,
wenn sich diejenigen unserer Landsleute, die es beson
ders auf dem Lande und in kleinen Städten mit den
Auswanderern zu thun haben, der Sache ein wenig
annähmen und die Abreisenden auf diese Nachwei-
sungsbureaux ernstlich aufmerksam machten. Es ist
ja doch das Einzige, was sie ihren bisherigen Lan
deskindern mitgeben können, einen wirklich guten Rath.
Ganz genau das Gegenstück zu diesen Privat
verträgen bilden in neuerer Zeit einige Ankündigun-
Aen in kleinen Städten, die zur Auswanderung nach
Australien mit vollkommen freier Passage und ohne
weitere Verbindlichkeit einer irgend zu leistenden Arbeit
auffordern. Mit der "vollkommen freien Passage"
'st es nun allerdings nicht so ganz richtig, denn 5 Thaler
Handgeld für den Agenten und andere Spesen fallen
allerdings noch davon ab, wie außerdem die Reise
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bis zum Hafenplatz und die Einrichtung an Bord,
was sich, der Angabe nach, auf circa 25 Dollars
für eine Person beläuft, aber selbst damit bleibt die
Verlockung noch eine ganz große für den armen Mann,
der sich hier in Sorgen und Noth herumquält und
der plötzlich eine Gelegenheit geboten bekommt, ver-
hältnißmäßig sehr billig nach einem fernen Welttheile
auszuwandern und damit der Sorgen daheim frei und
ledig zu werden. Und doch möchte ich allen denen,
die hier auch nur noch die Möglichkeit haben, sich zu
erhalten, abrathen, selbst unter solchen Bedingun
gen nach Australien zu gehen.
Ich will ihnen einfach sagen, weshalb. Australien
ist seit der Entdeckung des Goldes das Ziel von Tau
senden von Auswanderern gewesen, und noch jetzt
suchen es viele auf und befinden sich wohl dort.
Weshalb aber bietet man da noch deutschen Arbei
tern freie Passage?— Weil die Stationshalter dort
an einzelnen abgelegenen Stellen in Bnsch und Wild-
niß keine Arbeiter freiwillig bekommen können und
nun zu diesem Mittel ihre Zuflucht nehmen. Der
Einwanderer hat, dort angekommen, keine Verpflich
tung weiter, als sich selber am Leben zu erhalten,
aber um das zu thun, muß er Arbeit suchen, und
an der Stelle, wo er gelandet wird, findet er die
nur bei den dortigen Stationshaltern. Fort von da
kann er nicht wieder ohne Mittel. Eine Fußwande
rung in jenem Welttheile, aus einem District in den
andern, liegt außer jeder Möglichkeit, die Schiffe
nehmen ihn nicht wieder mit fort, und er muß also dort
gerade aushalten und Schäfer oder Hüttenwächter werden.
Oft und oft habe ich schon das elende Leben
dieser Art Leute geschildert, zu denen der Deutsche
nun einmal vor allen anderen Nationen -gar nicht
paßt, und bringt er gar Familie mit, so möchte die
Frau im einsamen --Busch" drinnen mit den Kindern
gar verzweifeln. Aber cs bleibt ihm, wie gesagt,
nichts Anderes übrig, und er ist gezwungen, eine
solche Stellung für sich und die Seinigen anzuneh
men und darin auszuhalten, bis er sich selber nach
Jahren genug verdient hat, von dort wieder fortzu
kommen und in bevölkerten Districten ein neues Leben
zu beginnen. Er ist dort allerdings nicht der Gefahr
ausgesetzt, von betrügerischen Pflanzern hintergangen
und übervortheilt zu werden. Der englische Stations
halter giebt ihm den festen ^bestimmten Preis für seine
Arbeit — etwa 24 Pfund Sterling jährlich und seine
Ration an Mehl, Thee und Zucker, aber er wird sich
trotzdem elend und unglücklich fühlen und die Stunde
segnen, wo er jenen Ort wieder verlassen kann.