Full text: Amtlicher Kalender für das Kurfürstenthum Hessen // Amtlicher Kalender für Kurhessen // Amtlicher Kalender für den Regierungsbezirk Cassel (1860-1873)

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Bernhard von Weimar den linken Flügel, und auf 
diesen sollte auch der Oberbefehl über das ganze Heer 
übergehen, falls den König ein Unglück treffen würde. 
Das schwedische Heer verrichtete sein Morgengebet 
und erhob Herz und Hände zu dem, in dessen Namen 
allein unsere Hilfe steht; Trompeter bliesen das KriegS- 
lied der evangelischen Kirche: Ein feste Burg ist unser 
Gott, ein starke Wehr und Waffen, und der König 
selbst stimmte den Psalm an: Verzage nicht, du Häuflein 
klein! dessen kräftiger, erhebender Schluß: Gott ist mit 
uns und wir mit Gott, den Sieg wolln wir erlangen! 
aller Herzen mit Muth und froher Siegeshoffnung 
erfüllte. Eine früher erhaltene Wunde machte es 
ihm schwer, einen Stahlharnisch zu tragen. Als man 
ihn bat, doch an einem Tage, wie dem heutigen, eines 
solchen sich nicht zu entschlagen, rief er vertrauens 
voll und im Gefühl seiner Kraft: "Gott ist mein 
Harnisch!» Nur in einem Tuchrock mit einem Lederkoller 
darunter, und ohneFrühstückstiegerzu Pferde. Ernst und 
sinnend durchritt er die Reihen; weilten seine Gedanken 
an den Pforten der Ewigkeit? »Liebe Freunde und 
Landsleute,« sprach er zu den Finnen und Schweden, 
»heute ist der Tag gekommen, wo ihr euere Kraft 
zeigen sollt! Haltet euch wohl, wie es tapfern Soldaten 
gebühret, stehet fest zu einander und fechtet redlich 
für Gott, König und Vaterland. Werdet ihr solches 
thun, so werdet ihr vor Gott und der Welt Gnade 
und Ehre haben, und ich will es euch redlich lohnen. 
Werdet ihr es aber nicht thun, so schwöre ich euch, 
daß eueres Gebeins nicht soll wieder in Schweden 
kommen!« Darnach wendete er sich zu den Deutschen 
und sagte: „Und ihr, redliche deutsche Brüder, Offiziere 
und gemeine Soldaten, ich bitte euch sämmtlich, haltet 
euch auch männlich und fechtet wacker mit mir, weichet 
nicht, wie ich denn Leib und Blut für euer Bestes ein 
setze. Werdet ihr mir beistehen, so wird uns Gott — 
des getroste ich mich — den Sieg verleihen, und 
werdet ihr und euere Nachkommen es zu genießen 
haben; wo nicht, so ist es um eueren Glauben und 
euere Freiheit geschehen.« Wallenstein durchritt auch 
die Reihen seiner Soldaten, aber heute ernst und 
schweigend. Sein strenger Blick verkündigte dem Feigen 
und Schwachen unnachsichtliche Strafe, dem Muthigen 
und Tapfern Lob und Lohn. 
Bis gegen Mittag lag ein dichter Nebel auf dem 
Blachfeld, also daß man nur seinen nächsten Nachbar 
sah. Da zerriß die Sonne das Gewölk, und die blitzenden 
Waffenreihen des Feindes standen kampfbereit den 
Schwedenjgegenüber. Wallenstein war im Vortheil durch 
die größer» Streitkräfte und die festere und günstigere 
Stellung. Sein rechter Flügel lehnte sich auf Lützen 
und die vor demselben liegenden Windmühlen, im 
Centrum standen vier massenhafte, aus mehreren 
Regimentern Fußvolk zusammengesetzte Vierecke, und 
den linken Flügel, der sich ins Feld hinauserstreckte, 
nahmen Piccolominis Kürassiere ein. 
Als Schweden und Deutsche das mahnende Wort, 
des Königs mit Wasiengeklirr und freudigem Zuruf 
erwidert hatten, hob er sein Auge zum Himmel 
und rief mit heller Stimme: --Nun wollen wir daran! 
Das walt der liebe Gott; Jesu, Jesu, Jesu, hilf 
mir heute streiten zu deines heiligen Namens Ehre!" 
schwang das Schwert über dem Haupt und komandirte: 
Vorwärts! Kampfesmuthig rückte die Masse des 
schwedischen Heeres zu gleicher Zeit gegen den Feind. 
Während Herzog Bernhard mit dem linken Flügel 
gegen die Windmühlen sich wendete, drängte das 
Fußvolk mit der Reiterei des rechten Flügels gegen 
die Landstraße. Sofort eröffneten die Musketiere in 
den Gräben und die Kanonen zweier feindlichen Batterien 
ein mörderisches, zerstörendes Feuer auf die, Andringen- 
den. Der daher fliegende Kugelregen heminte den 
Ungestüm der schwedischen Reiter, aber nur für einen 
Augenblick. Dann folgten sie fest und entschlossen 
ihrem Könige, der als einer der ersten über die 
Gräben setzte. Als Gustav Adolf die kaiserlichen 
Kürassiere vom Regiment Piccolomini in ihren dunkeln 
Rüstungen erblickte, rief er dem Obersten Stalhantsch 
zu: „Greif mir sie an, die schwarzen Gesellen da, sie 
werden uns übel bekommen!« Und furchtbar zermal 
mend war der Zusammenstoß, die Friedländer hielten 
nicht Stand, und in kurzer Zeit wich der ganze linke 
Flügel Wallensteins vor.dem siegreichen rechten Flügel 
des Königs. Inzwischen war es auch dem Fußvolk 
heiß geworden, es hatte die Schützen aus den Gräben 
getrieben, die Landstraße überschritten und eine 
Batterie von sieben Kanonen erstürmt und ihren ehernen 
Mund nun gegen den Feind gerichtet. Schon war 
es ihm gelungen, zwei von den ungeheuern Vierecken 
zusammenzustoßen und es schickte sich eben an, auch das 
dritte auseinander zu treiben, als dies.friedländische 
Reiterei in Verbindung mit noch frischen Reserve- 
truppen mit gewaltiger Wucht gegen die bereits er 
matteten Sieger stürmte, ihnen die Kanonen wieder 
abnahm und sie über die Landstraße zurückwarf. Auf 
die Nachricht, daß das Fußvolk weiche, flog der König 
an der Spitze des Smaländischen Regiments demselben 
zu Hilfe. In gestrecktem Lauf.trägt ihn sein wüthiges 
Roß über die Gräben und — in die Nähe des 
Feindes. Mit brennender Begierde ringen die Sma-
	        
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