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Bernhard von Weimar den linken Flügel, und auf
diesen sollte auch der Oberbefehl über das ganze Heer
übergehen, falls den König ein Unglück treffen würde.
Das schwedische Heer verrichtete sein Morgengebet
und erhob Herz und Hände zu dem, in dessen Namen
allein unsere Hilfe steht; Trompeter bliesen das KriegS-
lied der evangelischen Kirche: Ein feste Burg ist unser
Gott, ein starke Wehr und Waffen, und der König
selbst stimmte den Psalm an: Verzage nicht, du Häuflein
klein! dessen kräftiger, erhebender Schluß: Gott ist mit
uns und wir mit Gott, den Sieg wolln wir erlangen!
aller Herzen mit Muth und froher Siegeshoffnung
erfüllte. Eine früher erhaltene Wunde machte es
ihm schwer, einen Stahlharnisch zu tragen. Als man
ihn bat, doch an einem Tage, wie dem heutigen, eines
solchen sich nicht zu entschlagen, rief er vertrauens
voll und im Gefühl seiner Kraft: "Gott ist mein
Harnisch!» Nur in einem Tuchrock mit einem Lederkoller
darunter, und ohneFrühstückstiegerzu Pferde. Ernst und
sinnend durchritt er die Reihen; weilten seine Gedanken
an den Pforten der Ewigkeit? »Liebe Freunde und
Landsleute,« sprach er zu den Finnen und Schweden,
»heute ist der Tag gekommen, wo ihr euere Kraft
zeigen sollt! Haltet euch wohl, wie es tapfern Soldaten
gebühret, stehet fest zu einander und fechtet redlich
für Gott, König und Vaterland. Werdet ihr solches
thun, so werdet ihr vor Gott und der Welt Gnade
und Ehre haben, und ich will es euch redlich lohnen.
Werdet ihr es aber nicht thun, so schwöre ich euch,
daß eueres Gebeins nicht soll wieder in Schweden
kommen!« Darnach wendete er sich zu den Deutschen
und sagte: „Und ihr, redliche deutsche Brüder, Offiziere
und gemeine Soldaten, ich bitte euch sämmtlich, haltet
euch auch männlich und fechtet wacker mit mir, weichet
nicht, wie ich denn Leib und Blut für euer Bestes ein
setze. Werdet ihr mir beistehen, so wird uns Gott —
des getroste ich mich — den Sieg verleihen, und
werdet ihr und euere Nachkommen es zu genießen
haben; wo nicht, so ist es um eueren Glauben und
euere Freiheit geschehen.« Wallenstein durchritt auch
die Reihen seiner Soldaten, aber heute ernst und
schweigend. Sein strenger Blick verkündigte dem Feigen
und Schwachen unnachsichtliche Strafe, dem Muthigen
und Tapfern Lob und Lohn.
Bis gegen Mittag lag ein dichter Nebel auf dem
Blachfeld, also daß man nur seinen nächsten Nachbar
sah. Da zerriß die Sonne das Gewölk, und die blitzenden
Waffenreihen des Feindes standen kampfbereit den
Schwedenjgegenüber. Wallenstein war im Vortheil durch
die größer» Streitkräfte und die festere und günstigere
Stellung. Sein rechter Flügel lehnte sich auf Lützen
und die vor demselben liegenden Windmühlen, im
Centrum standen vier massenhafte, aus mehreren
Regimentern Fußvolk zusammengesetzte Vierecke, und
den linken Flügel, der sich ins Feld hinauserstreckte,
nahmen Piccolominis Kürassiere ein.
Als Schweden und Deutsche das mahnende Wort,
des Königs mit Wasiengeklirr und freudigem Zuruf
erwidert hatten, hob er sein Auge zum Himmel
und rief mit heller Stimme: --Nun wollen wir daran!
Das walt der liebe Gott; Jesu, Jesu, Jesu, hilf
mir heute streiten zu deines heiligen Namens Ehre!"
schwang das Schwert über dem Haupt und komandirte:
Vorwärts! Kampfesmuthig rückte die Masse des
schwedischen Heeres zu gleicher Zeit gegen den Feind.
Während Herzog Bernhard mit dem linken Flügel
gegen die Windmühlen sich wendete, drängte das
Fußvolk mit der Reiterei des rechten Flügels gegen
die Landstraße. Sofort eröffneten die Musketiere in
den Gräben und die Kanonen zweier feindlichen Batterien
ein mörderisches, zerstörendes Feuer auf die, Andringen-
den. Der daher fliegende Kugelregen heminte den
Ungestüm der schwedischen Reiter, aber nur für einen
Augenblick. Dann folgten sie fest und entschlossen
ihrem Könige, der als einer der ersten über die
Gräben setzte. Als Gustav Adolf die kaiserlichen
Kürassiere vom Regiment Piccolomini in ihren dunkeln
Rüstungen erblickte, rief er dem Obersten Stalhantsch
zu: „Greif mir sie an, die schwarzen Gesellen da, sie
werden uns übel bekommen!« Und furchtbar zermal
mend war der Zusammenstoß, die Friedländer hielten
nicht Stand, und in kurzer Zeit wich der ganze linke
Flügel Wallensteins vor.dem siegreichen rechten Flügel
des Königs. Inzwischen war es auch dem Fußvolk
heiß geworden, es hatte die Schützen aus den Gräben
getrieben, die Landstraße überschritten und eine
Batterie von sieben Kanonen erstürmt und ihren ehernen
Mund nun gegen den Feind gerichtet. Schon war
es ihm gelungen, zwei von den ungeheuern Vierecken
zusammenzustoßen und es schickte sich eben an, auch das
dritte auseinander zu treiben, als dies.friedländische
Reiterei in Verbindung mit noch frischen Reserve-
truppen mit gewaltiger Wucht gegen die bereits er
matteten Sieger stürmte, ihnen die Kanonen wieder
abnahm und sie über die Landstraße zurückwarf. Auf
die Nachricht, daß das Fußvolk weiche, flog der König
an der Spitze des Smaländischen Regiments demselben
zu Hilfe. In gestrecktem Lauf.trägt ihn sein wüthiges
Roß über die Gräben und — in die Nähe des
Feindes. Mit brennender Begierde ringen die Sma-