Full text: Amtlicher Kalender für das Kurfürstenthum Hessen // Amtlicher Kalender für Kurhessen // Amtlicher Kalender für den Regierungsbezirk Cassel (1860-1873)

27 
Unterhaltendes und Belehrendes. 
ere 
ers 
sich 
res 
ng 
nd 
ien 
cht 
ote 
ar 
m. 
en 
!N, 
»er 
in 
\t' 
de 
hr 
es 
'es 
el- 
rt. 
on 
in 
N' 
>ie 
li 
es 
te 
>t, 
ig 
m 
t, 
nt 
re 
se 
)C 
t- 
te 
it 
se 
u 
t- 
rC 
Die Schlacht bei Lützen. 
Bor einigen Jahren brachte der Kalendermann 
.Mittheilungen über den Verein der Gustav-Adolf- 
Stiftung. benannt nach dem großen Schwedenkönig, 
der im zwölften Jahre des rmheilvollen Krieges zwischen 
Katholiken und Protestanten aus seinen Staaten. nach 
Deutschland herüberkam, um der beinahe unterliegen 
den Sache des evangelischen Glaubens Hilfe und 
Rettung zu bringen. Die erste Anregung zur Bil 
dung des Vereins ward auf der Stätte gegeben, wo 
der königliche Held gefallen war; und die Mahnung 
des Apostels: Lasset uns Gutes thun an jedermann, 
allermeist aber an des Glaubens Genossen! und das 
Wort des Herrn: Dabei wird jedermann erkennen, 
daß ihr meine Jünger seid , so ihr Liebe untereinander 
habt! gewannen demselben bald vieler Herzen aus 
allerlei Volk; im Laufe der Jahre aber ist daraus 
ein stattlicher Bau geworden, in dessen weiten Hallen 
schon Tausende Zuflucht und Labung gefunden haben 
und Tausende, so Gott will, noch finden werden. 
In ihm haben Glaube und Liebe dem königlichen 
Helfer ein Denkmal gesetzt, welches lauter den Ruhm 
seines Namens verkündet, als das Denkmal von 
Erz und Stein, das sich auf der Stelle erhebt, wo 
er mit dem Tode sein Liebeswerk besiegelte. 
Möge der Leser jetzt mich auf diese Stätte be 
reiten, auf welcher am 6. November 1632 die große 
Fdeiheitsschlacht für den evangelischen Glauben ge 
schlagen ward und an seinem Geiste die Ereignisse 
imes Tages vorübergehen lassen, welcher der wich 
tigsten einer in der Geschichte des deutschen Volkes 
geworden ist. — Die beiden größten Feldherrn des 
^eißigjährigen Krieges, Gustav Adolf und 
llenstein, hatten sich Monate lang bei 
Nürnberg ohne Entscheidung in festen Lagern 
Schänder gegenüber gestanden. — Der Schweden- 
tönig rang vergeblich mit seinem stark verschanzten 
wegner; tausende von tapferen Kriegern hatte der 
Sturm auf des Friedländers Lager hinweggerasft, 
ehne dem Feind auch nur den geringsten Vor 
theil abzugewinnen. Hunger, Seuchen und die fast 
>n eine Einöde verwandelte Gegend nöthigten den 
König endlich, Nürnberg zu verlassen, und während 
st nach Baiern sich'wandte, brach Wallenstein nach 
E?chsen auf. Da erscholl der Hilferuf des sächsischen 
Würsten, und Gustav Adolf zog ungesäumt von der 
Donau herbei, seinen Verbündeten zu retten. Am 
1. November erreichte er Naumburg. Mit welcher 
Freude und Begeisterung empfieng das Volk den 
geliebten König. Etliche fielen auf die Kniee nieder 
und streckten ihm die Hände entgegen; andere küßten 
den Saum seines Gewandes und segneten den 
ersehnten Retter. Doch dem Sinn des Königs 
widerstrebte solch' abgöttische Verehrung und zu seiner 
Umgebung gewendet, sprach er: „Ich fürchte, daß der 
Himmel irgend ein Unglück über mich verhänge, denn 
diese Leute ehren mich wie einen Gott." Gustav 
Adolf karg sein Heer bei Raumburg hinter starken 
Verschanzungen; als er aber hörte, daß Wallenstein 
den Feldmarschall Pappenheim, der es liebte aus 
eigene Faust zu^handeln, mit mehreren Regimentern 
von sich gelassen und nach Halle entsandt habe, den 
Schweden die Moritzburg zu nehmen, und daß des 
Friedländers Scharen sorglos in den Dörfern um 
Lützen zerstreut lägen, rief er aus: »Nun glaube ich 
warlich, daß Gott den Feind in meine Hände gegeben 
hat." Und alsobald stand bei ihm der Entschluß fest, 
nicht länger mit dem Angriff zu säumen. Gras 
Colloredo war der erste, der das Heranrücken der 
Schweden von dem hoch gelegenen Weißenfelser Schlosse 
aus gewahrte; sofort gab er dem Generalissimus davon 
Kenntnis. Croaten wurden abgeschickt, den schwedischen 
Vortrab aufzuhalten, aber geschlagen wendeten sie sich 
zur Flucht und brachten Bestürzung und Schrecken 
in Wallensteins Lager. Vor Abend stiegen die 
Schweden in die Ebene von Lützen herab, auf das 
große Schlachtfeld des deutschen Landes. Es folgte 
eine lange, dunkele Nacht, die es dem Wallenstein 
verstattete, seine zerstreuten Scharen durch Signal- 
schüsse zur Schlacht zu sammeln und den Pappenheim 
mit seinen Kürassieren von Halle zurückzuholen. Eine 
Landstraße führte von Lützen nach Leipzig durch die 
Ebene; längs derselben liefen nach beiden Seiten 
trockene Weggräben hin, welche die Bauern aufge 
worfen hatten zur Sicherung ihrer Felder. Diese 
ließ Wallenstein in der Nacht tiefer machen, mit 
Brustwehren versehen und mit Musketieren besetzen. 
Mit dem Morgengrauen des 6. Novembers ordnete 
Gustav Adolf seine Streiter zur Schlacht. Die 
Reiterei, unter die auf beiden Flügeln Musketierhaufcn 
von 100 bis 150 Mann vertheilt waren, standen in 
zwei Treffen, das Centrum bildete 'die Masse des 
Fußvolks, der König führte den rechten und der Herzog 
4*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.