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Rath und Hülfe bei plötzlichen Erkrankungen -esBiehes.
(Fortsetzung von Seite 14).
Bei schlechtem Futter, bei längerer Unthätigkeit in ungesun
den Ställen, in Krankheit, schwellen zuweilen die un
tern Theile d er Beine an. Man darf diese Anschwel
lungen nicht, wie es oft geschieht, mit kaltem Wasser
behandeln; die Geschwulst kann dadurch unterdrückt, es
können aber andere und schlimmere Krankheiten hervorgerufen
werden. Man gebe vielmehr den Thieren recht gutes Futter,
führe sie auftrocknen Plätzen umher, lüfte immer gehörig die
Stallungen und reibe öfters die geschwollenen Theile mit weicher
Streu oder mit der Bürste.
Pferde oder Ochsen leiden am Verschlag, sind ver
schlagen, wenn sie nach kurzer Ruhe oder nach dem aber
maligen Anspannen mit den vorderen Füßen nicht auftreten
wollen, die Hinterfüße unter den Leib schieben, sehr zittern,
sich steif verhalten und sich nur mühevoll fortbewegen können.
Manche fressen dabei, andere nicht. Die Krankheit entsteht,
wenn die Thiere, noch warm von starken Strapatzen, zu
früh kaltes Wasser saufen, nasses Grünfutter rc. fressen. Ist
ein Thier verschlagen, so lasse man ihm 3 bis 4 Pfund
Blut aus der Halsader und gebe ihm alsbald eine Arzney
aus f Pfund gestoßenem Glaubersalz und i\ Loth Aloöpulver
mit Roggenmehl und Wasser zu einer festen Teigmaffe ge
macht, auf viermal während eines Tages ein. Mistet das
Thier hart, dann gebe man ihm daneben Klystire von lau
warmem Seifenwaffer, nachdem man zuvor mit eingeölter
Hand und nachdem man sich die Nägel geschnitten, die harten
Exkremente vorsichtig aus dem Mastdarme geholt. Die Huf
eisen müssen abgenommen werden und die vordern Hufe sind
in einen Brei von Lehm, Kuhmist und Wasser zu stellen.
Nach 24 Stunden tritt Purgiren ein und das Thier, welches
die 2 Tage hindurch nur dünnes und wenig Futter bekam,
Kleie mit Wasser, tüchtig gesalzen, und eine Hand voll Hafer
mit etwas Häcksel bekommen muß, kann nun wieder ge
braucht werden.
Das Aufblähen der Wiederkäuer, die Trom
melsucht. Die Ursachen und Erscheinungen dieser gefähr
lichen Krankheit sind bekannt genug. In jeder guten Wirth
schaft sollte man gegen dieselbe die wirksamsten Mittel — näm
lich gebrannten Kalk, Wermuthkraut, Kamillenblumen und
einen Troikar — stets parat halten. Der gebrannte Kalk
wird durch Besprengen mit warmem Wasser zu Pulver ge
macht und sofort in Flaschen gut und luftdicht verschlossen
und diese Flaschen an trocknen Orten aufbewahrt. Bläht
ein Ochse oder eine Kuh, so giebt man denselben einen
Eßlöffel voll dieses Kalks in \\ Schoppen Wasser mit einem
Mal ein, wonach das Thier zu rülpsen beginnt. Schafen
und Ziegen giebt man einen Theelöffel voll in einer Taffe
Wasser. Gleichzeitig giebt man Klystire von Seifenwaffer-
reibt den Körper des Thieres mit Strohwischen, indem man
dabei die Hungergrube und die Flanken mäßig drückt und
streicht. Wenn das Rülpsen andauert und Winde abgehen,
so kann zwar noch eine solche Gabe von Kalkwasser wieder
holt werden, indessen ist es nun zweckmäßig, dem Thiere
abwechselnd Kamillen - und Wermuththee einzugeben. Oesters.
reichen diese Eingüsse nicht aus, weil das Gas, welches sich
im Pansen des Thiers angesammelt hat, kein kohlensaures
ist. Als letztes Mittel muß dann der Troikar in Anwendung
kommen. Hat man denselben in Anwendung gebracht und
verstopft sich die Hülse, sodaß die Gase nicht ausströmen
können so muß durch einen Strickstock re. die Luft gemacht
werden. Die Hülse bleibt so lange stecken, bis keine Lust
mehr entweicht. Alsdann zieht man sie zurück; sie hinterläßt
kein Loch. Die Wunde wird mit Fett oder Oel, welches die
Insekten abhält, bestrichen.
In Fällen der äußersten Noth und wenn kein Troikar
zur Hand ist, kann man auch mit einem langen spitzen Tische
meffer, dessen übrige Schneide stumpf ist, Hülfe > schaffen.
Man stößt dasselbe bis an's Heft, wie den Troikar, mitten
in die stark aufgetriebene linke Hungergrube in den Pansen,
dreht es dann so, daß die Klinge zwei offene Winkel der
Wunde bildet, aus denen die Luft heftig ausströmt. Man
hält das Meffer so lange in dieser Lage, bis die Luft ent
wichen ist; dann zieht man es heraus und bestreicht die Wunde
mit Fett oder legt ein Pechpflaster darüber.
Zuweilen kommt bei Fehlern der Verdauung ein fehl
langwieriges, Wochen und noch länger andauerndes
Aufblähen vor. Hierbei ist das Angespanntsein des Pansts
nie so heftig, daß ein Schlagen auf diesen jenen Trommel
ton giebt, den man bei der eigentlichen Trommelsucht hört.
Es wird auch selten gefährlich und weicht dem Gebrauch von
salzigen und bittern, die Verdauung belebenden Mitteln, in
Verbindung mit Kalkwaffer.
Bei den Pferden ist eine sehr häufige Krankheit dieKolik.
Sie hat ihren Grund in gehemmter Bewegung des Darin-
inhalts und der Winde, auch in Harnverhaltung. Die
Symptome dieser Krankheit, die stets gefährlich ist. sind all
bekannt. Man reibe alsbald Bauch, Flanken und Rücken des
kranken Thiers tüchtig mit Strohwischen, unterhalte eine gute
Streu, gebe ein strick Brodkrume in Branntwein eingeweicht,
oder mit Hoffmann'schen Tropfen, wenn man diese vorrätig
bat, angefeuchtet ein, was am besten geht, wenn man dem
Patienten die Zunge seitwärts etwas aus dem Maul zieht,
das Brod auf den Rücken der Zunge legt und diese dann
schnell zurückgleiten läßt. Außerdem gebe man einige KlvM
von warmem Seifenwaffer oder Kamillenthee. Helfen diese
Mittel nicht, bleibt das Thier unruhig, gehen weder Winde
noch Mist oder Harn ab, so reibe man an den untern Seiten-
theilen des Bauches einige Loth Terpentinöl ein, so daß die
Haut davon naß wird, bedecke sodann das Pferd schnell mit
einer wollenen Decke und führe es sofort rasch auf dem Hoff
umher, cs wird dann meist in Schweiß kommen, misten rc.
und ist ihm geholfen. Jedenfalls muß man, wenn die an
gegebenen Mittel nicht rasch helfen, sich thierärztliche Hülff
verschaffen.