Full text: Amtlicher Kalender für das Kurfürstenthum Hessen // Amtlicher Kalender für Kurhessen // Amtlicher Kalender für den Regierungsbezirk Cassel (1860-1873)

Sparet in der Zeit, habt's in der Noth 
Es giebt jetzt immer allerlei Neues in der Welt; leider ist 
nur das neue nicht immer gut! Indessen was wir jetzt dem 
günstigen Leser berichten wollen, das ist nicht blos etwas Neues, 
sondern auch Gutes. Darum haben wir's auch dem Kalender 
mann mitgegeben, daß er's in alle Häuser trage, zu Nutz 
und Frommen für Jedermann, besonders in dieser Zeit. 
Denn jetzt geht's nicht mehr, wie es vordem in der Welt 
ging. Jetzt geht es bunt durcheinander, und wer mitkommen 
und es zu etwas bringen will, der muß früh aufstehen, und bei 
Zeiten darüber aus sein, und namentlich und vor allem 
daran denken, wie er zu einem Kapitälchen komme. Denn ohne 
Geld läßt sich heut zu Tage nicht viel anfangen. Freilich macht 
das liebe Geld allein nicht glücklich und noch weniger selig: aber 
es Hilst doch schön weiter, in der Wirthschaft wie im Gewerbe, 
und ist besonders nöthig für das Fortkommen unserer Kinder. 
Aber der günstige Leser wird schon neugierig fragen: ^Was 
muß ich denn thun, um jenes erwünschte Ziel zu erreichen?" 
Und hierauf soll er nun die Antwort erhalten, denn daß ein 
Jeder dazu Etwas thun muß, versteht sich von selbst. — Um 
sonst kann auch Niemand zu einem Kapitalisten werden; damit 
es Euch aber leicht werden kann, haben Eure guten Freunde in 
der Königlichen Residenzstadt Hannover schon vor Jahren eine 
Anstalt erdacht und ausgeführt, nämlich die 
Kapital-Versicherungs-Anstalt zu Hannover. 
Laßt Euch die Sache mal kurz auseinandersetzen. 
Ihr seid so ziemlich Alle in der Lage, eine Kleinigkeit über 
zusparen, wir wollen mal sagen wöchentlich 4Sgr. 8 Pf. Diese 
haltet Ihr zusammen, und zahlt damit nach Verlauf eines jeden 
Jahres 8 Thlr. 9 Sgr, 6 Pf. in die Kaffe. Dann habt Ihr nach 
10 Jahren 100 Thlr. 
Wollt Ihr mit dem Gelde noch länger warten, so braucht 
Ihr jährlich noch etwas weniger zu zahlen; braucht Ihr das Geld 
vor 10 Jahren, so müßt Ihr jährlich mehr zahlen. 
Dies ist die alte Einrichtung, welche noch immer beibehalten 
ist, und welcher man den Namen 
„ Eigentliche Kapital - Versich erungcn " 
gegeben hat. Nun kommt eine neue Art hinzu, die sogenannten 
Sparkasse - Versicherungen. 
Es wird Manchem von Euch schwer, immer zu einer be 
stimmten Zeit im Jahre ein größeres Stück Geld missen zu können, 
und er hätte auch gern gespart. Nun, da sammelt er sich 5 Thlr. 
an, giebt die in die Kaste und sagt dabei nach wie viel Jahren er 
sein Geld wieder haben will. Sobald er nun wieder einen Thaler 
voll hat, trägt er ihn in die Kaffe, zu jeder Zeit, wie es ihm 
paßt. Alles Geld, was er einzahlt, trägt Zinsen und Zinseszinsen 
und bringt so eine ganz nette Summe. Wer besser einnimmt, 
kann auch 6, 10, 100 Thlr. und mehr statt 5 Thlr. einlegen und 
so viel nachschießen, wie er will. — Wir haben noch eine dritte 
Art, die Euch auch gefallen wird, nämlich die sogenannten 
Aussteuer-Versicherungen für Kinder. 
Ihr habt schon häufiger Sorge gehabt, wie Ihr Euer Kind 
durch die Welt bringt; Ihr wißt: „KleineKinder, kleine Sorgen,- 
große Kinder, große Sorgen." Da kann ich Euch ebenfalls Hülfe ( 
zeigen. Nach der Geburt eines Kindes zahlt Ihr die ersten c 
14 Jahre jährlich 2 Thlr. oder auch mehr in die Kaffe. Dann ; 
geht Ihr mit allen eingekauften Kindern aus demselben Jahre in $ 
Compagnie. Welches von den Kindern vor 14 Jahren verstirbt, ? 
verliert alles Geld. Und die, welche am Leben bleiben, theilen sich ? 
nachher in die ganze Summe mit Zinsen und Zinseszinsen. — Und ( 
das bringt ziemlich viel, durchschnittlich gerechnet, kann da bei > 
einem jährlichen Beitrage von lOThlrn, also im Ganzen 140Thlr., 
auf das überlebende Kind die Summe von 210 Thlrn. kommen. ! 
Wer jedoch erklärt, das Geld bis nach vollendetem 20sten J 
Lebensjahre des Kindes stehen zu lassen, bekommt für die einge-! 
legten 140 Thlr. wohl 274 Thlr. wieder. Freilich stirbt Euer! t 
Kind, so müßt Ihr denken, Ihr habt so Manches umsonst an- d 
gewandt, mag das Geld auch verloren sein. 
Da find noch viele kleine Veränderungen, die müßt Ihr Euch 
von den unten genannten Agenten erfragen. 
Bis zum Schluffe des Jahres 1860 find von der Kaffe zu 
Hannover an Ersparnissen gehoben 
425,360 Thlr. 29 Sgr. 1 Pf., 
dagegen als angesammelt an die Theilnehmer wieder ausgezahlt:, 
205,806 Thlr. 20 Sgr. 5 Pf., 
und hatten die Theilnehmer, einschließlich der zu Kapital ge 
schlagenen Zinsen und Zinseszinsen in der Kaffe noch stehen: 
275,759 Thlr. 4 Sgr. 2 Pf. 
Dieses Geld hat die Kaffe gegen gute Hypothek verzinslich 
ausgeliehen. — Für richtige und getreue Verwaltung der Gelder 
sorgt nicht allein die Direction, sondern auch die Königliche Re 
gierung in Hannover und ein Ausschuß der Theilnehmer. 
Achtet nun wohl auf meine Worte. Sparen kann Jeder 
und hier habt Ihr eine Gelegenheit, wo Euch das Geld nicht von 
Betrügern, Schwindlern, oder ^Bruder Liederlich" abgeholt wird. 
Ihr sollt sehen, wenn Ihr erst einmal angefangen habt zurück 
zulegen, so bekommt Ihr mehr Lust und arbeitet um so fleißiger, 
wo Ihr wieder das Wirthshaus und allerlei Nebenausgaben sparet. 
Da kommt denn unmerklich ein Kapital, und dann habt Ihr nicht 
nöthig bei Anderen zu bitten. Es bewahrt sich der alte Spruch' 
Arbeit bringt Freiheit. — Hier nenne ich Euch noch die Agenten, 
welche Alles für die Kasse besorgen: 
Justizamts -Expedient G ^ling zu Wetter, 
Rntergerichts-Anwalt ProlliuS zu Allendorf, 
Kaufmann Eduard Rausch zu Cassel, 
— R. Saarn e jun. zu Cfchwege, 
Erpedient Conrad Bächstädt zu Hofgeismar, 
Kaufmann 2C. Bowe zu Rinteln, 
M. K Schloß zu Wihenhaufen. 
Fragt Euch die Sache nur nach und sparet zu Eurer Freude ^ 
in der Zukunft. ' 
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