Full text: Amtlicher Kalender für das Kurfürstenthum Hessen // Amtlicher Kalender für Kurhessen // Amtlicher Kalender für den Regierungsbezirk Cassel (1860-1873)

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3) Kaufet für die Haushaltung, wo es irgend 
angeht, im Ganzen an, nicht blos, was ihr 
für den Tag braucht. _ * , , 
Denn wer auf eine Zeit Vorrath kauft, hat an 
seiner Waare den vollen Gewinn des Krämers und 
Hausirers. Wer im Ganzen einkauft und nicht leih 
weise, erhält bessere Waare wohlfeiler, zumal, wenn 
er die Zeit niedriger Preise benutzt. Wer Vorrath 
für ein" halbes Jahr hat, muß damit Hausen, als 
für ein ganzes Jahr. Wer das nicht kann, der muß 
sich durch Kaufleute und Krämer bevormunden lassen, 
die ihm täglich mit Elle und Loth zumessen. Arme 
Leute werden durch das Einzelnkaufen ärmer und 
reiche Leute durch das in Vorrath kaufen reicher. 
4) Die Hauptartikel der Haushaltung sind 
Geld, Zeit und Gesundheit. 
Vor dem Gelde zieht man den Hut ab. Wer 
aber seine Zeit verschwendet, verliert das Geld, das 
er hat und haben könnte. Wer aber seine Gesund 
heit nicht in Acht nimmt, der verliert am Ende Zeit 
und Geld zusammen. Darum hütet euch vor dem 
Krankwerden. Der gerade Weg zur Apotheke und 
zum Doktor heißt Unmäßigkeit in Arbeit und Ruhe, 
in Freud' und Leid, in Speis' und Trank. 
5) In jedem guten Hause sollen drei Pfennige 
sein. 
Diese drei Pfennige heißen: der Zehr-, der 
Noth- und der Ehrenpfennig. Der Zehrpfen 
nig ist für die tägliche Ausgabe. Gebet aber nie 
den letzten aus. Ihr wisset nicht, welches Unvor 
hergesehene eintritt. Der Noth Pfennig muß für 
den Nothfall daliegen, aber tastet ihn nicht ungezwun 
gen an. Wer ihn ohne Noth verthut, dem kommt 
die Noth folgenden Tages zur Hausthür herein. Der 
Ehren Pfennig ist ein köstlich Gut; man muß ihn 
haben, wenn Ehre und Anständigkeit eine Ausgabe 
fordern. Die Achtung der Menschen erwirbt Liebe 
und Vertrauen. Kredit ist mehr werth, als Geld; 
und ein Ehrenmann mehr, als ein Geldmann. 
v) Kaufet nichts, was ihr nicht gleich zahlen 
könnt. 
Kaufen und Borgen macht hintennach Sorgen! 
Wer Waaren nimmt, ohne gleich zu zahlen, muß 
dem Kaufmann Zins vom Geld und Schreiberlohn 
geben, ohne es zu erfahren, und ist am Ende vom 
3ahr mehr schuldig, als er wußte. Richtige Rech 
nung erhält gute Freundschaft. Wer Zinsen zahlen 
Muß, hat täglich unsichtbare Gäste am Tische, die 
mit aus der Schüssel essen. 
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7) Leihet selten und werdet niemals Bürgen 
für Andere. 
Leihen macht Freunde, Wiederfordern Feinde. 
Leihet selten und nur dann, wenn ihr euere Leute 
wohl kennt. Habt in Geldsachen lieber mit Fremden, 
als mit Verwandten und Freunden zu schassen. Denn 
jene werdet ihr euch zu Freunden machen, diese aber 
am Ende nur zu Feinden. Schenket lieber etwas, 
als daß ihr Bürgen werdet. Die Bürgen thut man 
würgen, wenn's an's Zahlen kommt. Die Bürgschaft 
kostet anfangs nur ein leichtes Wort, zuletzt das 
ganze Vermögen. Durch Bürgschaftsverpflichtungen 
sah ich schon gute Haushaltungen und ganze Gemein 
den bettelarm werden. 
8) Ordnung im Haus ist schon halber Sparen. 
Ordnung im Haus ist das beste Wahrzeichen einer 
rechten Hausfrau. Wo jedes Geschäft seine bestimmte 
Zeit, jede Sache ihren bestimmten Platz hat, wo in 
Stube, Küche und Stall keinerlei Unreinigkeit, an 
Kleidern kein Loch und Unflath ist, da verwandeln 
sich nach Jahresfrist die rothen Kreuzer in Dukaten. 
Was man sauber hälj, bewahrt sich lauge; wo im 
Kleinen geflickt und ausgebessert wird, gibts keinen 
großen Schaden. Unreinlichkeit ist die ärgste Ver 
schwenderin. 
9) Wer für die Freude außer dem Hause wenig 
zahlt, zu dem kehrt sie unentgeltlich ein. 
Nichts ist wohlfeiler, als das Vergnügen. Wer 
will haben gut Gemach, der bleibe unter seinem Dach. 
Nicht die Freude ist theuer, sondern Spiel, Soff 
und Fraß. Wer draußen gern groß thut, muß daheim 
klein thun. Wer gern außer dem Hause Geld ver 
thut, ist nicht sein eigner Herr, sondern steht in 
fremder Leute Dienst. Er arbeitet nie für eigne 
Rechnung, sondern er arbeitet täglich für die Wirthe. 
10) Wer Glück im Hause haben will, muß nichts 
dem Glück überlassen. 
Was ihr erwerbet und sparet, das habt ihr gewiß; 
was ihr vom Glück erwartet, das steht ihr im 
Begriff zu verlieren. Wer sein Glück nicht selbst 
macht, dem machts keiner. Ein baarer Gulden im 
Sack ist besser, als ein Lotterieloos mit der Hoff 
nung auf tausend Gulden. Es spielen sich eher hun 
dert arm, als einer reich. Prozesse sind auch Glücks 
spiele. Glaubet mir, ein Verlust bei freundschaft 
lichem Vergleich ist vortheilhafter, als der Gewinn 
aus einem großen Prozeß.
	        
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