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2) Gewerbebetrieb durch Ausleihen.
Wenn auch nicht neu, so doch wenig bekannt dürfte
es sein, daß Schuhmacher gegen bestimmtes jährliches
Abonnement den Bedarf an Schuhwerk liefern. Es
sind uns Beispiele bekannt, daß ein Schuhmacher in
Trier einem einzelnen Herrn seinen Bedarf an Schuh
werk gegen einen Abonnementsbetrag von jährlich
15 Thlrn., ein anderer den Bedarf an Schuhwerk
einer Familie gegen das jährliche Abonnement von
100 Thlrn. rc. liefert. Bedingung hierbei ist es, daß
bei der Instandhaltung des aus einer bestimmten Zahl
von Schuhpaaren bestehenden Schuhwerks das Ober
leder niemals geflickt werden darf. In anderen
Städten gibt es Hutmacher, welche in ähnlicher Weise
Abonnement« auf Hüte annehmen und einem abon-
nirten Herrn wöchentlich einen neuen Hut zur Be
nutzung leihen. In diesem Falle ist es Bedingung,
daß der Hutwechsel nicht seltener als jede Woche ge
schieht, weil ein wöchentlicher Wechsel der Hüte
weniger Schwierigkeiten für die Reinhaltung und
Berkaufsfähigkeit der Hüte darbietet, als ein monat
licher Wechsel. Diese Einrichtung streift schon an die
Leihanstalten, welche in großen Städten für die Klei
dung überhaupt bestehen. Mancher hat nicht die
Mittel und Gelegenheit, um hinsichtlich seiner Klei
dung mit der Mode voranschreiten zu können, oder
er nutzt die Kleidung nicht so schnell ab, als die Mode
vorgeht und Neues erzeugt, oder hat keine Lust oder
keine Räumlichkeit zur Aufbewahrung von Kleidungs
stücken, wie sie verschiedene festliche Gelegenheiten
erheischen; in diesen und ähnlichen Fällen bieten nun
grcße Kleidermagazine entweder ein Abonnement für
sonntägiges Leihen von Kleidungsstücken oder gegen
bestimmte Taxe für einmaliges Leihen von Kleidern
vollständige Anzüge an, welche stets der neuesten Mode
entsprechen. Das Abonnement stellt sich selbstredend
am höchsten, wenn der Abonnent sich stets vollständig
neue Kleidungsstücke bedingt. Auf diese Weise ist es
in solchen Städten denjenigen, die auf das Sprüch-
wort "Kleider machen Leute« viel Gewicht legen,
möglich, gegen ungefähr das Doppelte von dem, was
es kostet, wenn man des Jahres über in dem beschei
denen Zweierlei, Dreierlei oder Viererlei von Klei
dungsstücken erscheint, jeden Sonntag oder jede Woche
in dem neuesten Modeschnitt aufzutreten. Daß auch
Goldarbeiter Schmuckgegenstände verleihen, ist eben
nichts Neues. In Amerika giebt es gar Häuser,
welche auf das Comfortabelste eingerichtet sind. In
denselben kann man pro Tag/Woche, Monat rc.
gegen eine bestimmte Gebühr wohnen, um momentan
das Vergnügen eines von großem Luxus umgebenen
Reichen genießen zu können. Die vorbezeichnete Art
von Gewerbsbetrieb wird in dem Maaße zunehmen,
als der Luxus in den unteren Ständen sich steigert,
die Mode und Industrie die Verbrauchsgegenstände
vervielfältigen und der Wechsel in den Consumgegen-
ständen beschleunigt wird.
Goldene Sprüche für Anfänger in der
Haushaltungskunst.
1) Fanget nicht zu hoch an.
Das ist ein Unglück für neue Haushaltungen,
wenn sie vornehm und bequem anfangen. Dann
wollen sie es so fortsetzen und es geht am Ende über
ihre Kräfte. Wer klein anfängt, kann groß aufhören,
wer groß anfängt, kann wohl kleiner, feiten aber
größer werden. Die Jugend kann leicht entbehren,
denn sie hat Kraft in sich; die alten Jahre brauchen
aber Nachhülfe von außen her. Wer klein anfängt,
von dem fordert man wenig, wer vornehm thut,
von dem verlangt man Vornehmes. Schönes Haus-
geräth, schöne Kleider, neben einem leeren Geldsack,
sind ein vergoldetes Kreuz über dem Grabe des häus
lichen Wohlstandes. Es macht mehr Ehre, wenig
scheinen und viel sein, als wenig sein und viel scheinen.
So lernt denn von der ersten Stunde an mit Weni
gem vorlieb nehmen und Viel zurücklegen. Nur der
ist reich, der weniger braucht, als er hat.
2) Arbeit erwirbt nur halbes und Sparen nur
halbes Vermögen; aber Arbeit und Spare»
erwirbt ganzes Vermögen.
Einerlei Arbeit bringt gleichen Lohn; aber bessere
Arbeit besseren Lohn. Wer nicht bei der Arbeit täglich
etwas Neues lernt,' um sie vollkommener zu machen,
der bringts nicht weiter. Der Kopf muß denken,
wenn die Hände schaffen. Der Stier am Pfluge
arbeitet auch, aber denkt nicht, bleibt immer ein
Stier und immer am Heu. — Eitel ist des Mannes
That, hält die Hausfrau nichts zu Rath. Die Frau
kann in der Schürze mehr aus dem Hanse tragen,
als der Mann mit dem Wagen hineinfahren. Darm«
muß man kleine Ausgaben mehr scheuen, als die gro
ßen ; denn die großen kommen selten und bei denselben
rechnet man; die kleinen kommen aber alle Tage und
man rechnet dabei nicht immer. Wer den Kreuzer
nicht in Ehren hält, gelangt nicht zum Gulden.
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