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geleitete. Mit Morast über und über beschmutzt,
r ?’’' bot er indessen in seiner außerdem so prachtvollen
Kleidung nur einen um so kläglicheren Anblick dar.
Der Erbprinz aber empfing ihn nach der ihm eignen
unl höflichen und ritterlichen Weise und ertheilte sofort
E Befehl, ihm jede erwünschte Bequemlichkeit zu bereiten,
T konnte es jedoch nicht unterlassen, ihn mit den, einen
ll'" leisen Spott enthaltenden, Worten zu begrüßen!
,*?r| „Ah, siehe da, Herr Marschall! Seien
ihG Sie willkommen! Sehen Sie? Revange
E" für Speierbach."
Und in der That, die Revange war vollkommen.
nttc ' Denn nachdem durch den oben beschriebenen Angriff
E des Erbprinzen Friedrich die feindliche Schlachtlinie
2*® in der Mitte durchbrochen worden war, hatte sich
ahe filier Reiterei nachfolgende Infanterie alsbald
^gen den Rücken des rechten Flügels der feindlichen
1 1C 9 Hauptstellung hingewendet, wodurch 27 Bataillone
und 12 Escadrons, lauter Scharen, die Tallard
*”7 Noch vor wenigen Tagen als zu den unüberwind-
au ? lichsten des Erdballs gehörig bezeichnet hatte,
/, erst nach Blenheim hinein gedrängt und dann von
hti Een Seiten eingeschlossen wurden, worauf sie sich
gezwungen sahen, die Waffen zu strecken und
sich kriegsgefangen zu ergeben.
' | Ueberhaupt aber war dem Feinde ein Verlust
von mehr als 30,000 Mann an Getödteten, Ver-
Mundeten und Kriegsgefangenen zugefügt worden;
dazu hatte derselbe 200 Fahnen und Standarten,
. öO Geschütze, das ganze Gepäck und große Borräthe
e ‘ e " n an Kriegsmaterial aller Art, sowie eine reich gefüllte
lt j: Kriegskasse eingebüßt. Wie war da der stolze, despo-
n- Ludwig XIV. von Frankreich gedemüthigt!
' denn das Beschämende der Niederlage der Franzosen
sser ^vd noch vollends dadurch gesteigert, daß die baierischen
e 'L Scharen, welche den äußersten linken Flügel gebildet,
st , e 'Nit Ruhm und Glück gestritten und erst dann, als
"be. «Ü e ^"vht oder Vernichtung ihrer Streitgenossen jeden
totb ^danken an Wiederherstellung des Treffens aufgeben
. '![ vwß, langsam und in ungebrochener Ordnung den
ooni ^"'Ezug angetreten hatten.
.g , Indessen fehlte wenig, daß diesem Freudentage
und e ’ n sür jedes treue Hessenherz tief schmerzlicher
Frauentag gefolgt wäre. Als nämlich am Abend der
rreis ^^pvinz sich das gegen die Blutung seiner Brustwunde
dein ^dlegte Pechpflaster wieder abnehmen lassen wollte,
lviw t dieses nicht nur mit großen Schmerzen verknüpft,
v o» ?"dern es zeigte sich auch die davon bedeckte Wunde
-ine» s ^ dessen Einwirkung dermaßen entzündet, daß
n , eI t der Prinz mehrere Tage lang in großer Lebensgefahr
schwebte. Doch Gott hatte ihm das Ziel seiner
Tage noch nicht gesetzt und ließ ihn wieder genesen.
Nun, denke ich, wird jeder wissen, woher sich
das Sprichwort: „Revange für Speierbach"
schreibt; es erinnert ihn an einen hessischen Ehren
tags Und wer unser heutiges 1. (Leib-) Husaren-
Regiment sieht, der denke dabei an die alten Dragoner-
Regimenter, die darin enthalten sind und die bei
Hochstädt oder Blenheim hauptsächlich die Revange
für Speierbach erfochten haben, nämlich das Regiment
Erbprinz, später Leibdragoner, und das erst Hessen-
Homburg, dann Auerochs und zuletzt Prinz-Friedrich-
Dragoner genannte. Und wer in Cassel das Museum
besucht, der lasse sich da ja den Marschallsstab und
die Handschuhe Tallard's zeigen und erinnere sich,
wie jenem hochmüthigen und eitlen Franzosen einmal
von ein paar hessischen Landeskindern doch gar so
große Angst eingejagt worden ist.
Gewerbliches.
1) Einfache Ermittelung von Wasserkräften.
Da die Wasserstände in Flüssen und Bächen im
Laufe des Jahres ungemein variiren, so kann nur
eine wiederholte Ermittelung einen einigermaßen ge
nauen Anhalt zur Bestimmung von Wasserkräften rc.
geben. Um diese Ermittelungen möglichst einfach aus
zuführen, wird im Württembergischen Gewerbeblatte
folgende Methode vorgeschlagen: Man bedient sich
eines Stückchens Holz als Schwimmer, welches mit
Eisen beschwert sein kann, um etwas unter der Ober
fläche zu bleiben; zählt die Schläge in Ermangelung
einer Secundenuhr mit einer gewöhnlichen Taschen
uhr, die meistens Viertelsekunden angeben. Wir
wollen annehmen, es seien 20 Secunden verflossen,
bis der Schwimmer am Ende des Kanals, dessen
Länge gleich 100 Fuß sei, angekommen ist; so ist die
Geschwindigkeit in der Mitte des Wassers 5 Fuß
und die durchschnittliche £ oder 0,8 davon, nämlich
4 Fuß, da sich das Wasser an den Seiten des Ka
nals langsamer bewegt, als in der Mitte. Wenn
nun beim Ausfluß die Kanalbreite 6 Fuß und die
Wassertiefe 1£ Fuß beträgt, so ergießt der Kanal
pr. Secunde 36 Cubikfuß Wasser ä 50 Pfd. oder
1800 Pfv. Diese mit der Tiefe des Falles gleich
6j Fuß multiplicirt, geben 11700 Fußpfund, und
wenn die Pferdekraft zu 525 Vereinspfunden gerechnet
wird, 22 Pferdekräfte. Angemessen bleibt es dabei
immer, die Art und Weise anzugeben, in welcher
die Messung und Berechnung vorgenommen wurde.