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M d. h. von stickstoffreichen Pflanzentheilen, wozu alle
res Samen und Samen-Abfälle (z. B. Oelkuchen, Kleie rc.)
ind gehören, erhalten, daß in den Futtersätzen hierdurch
»er- ein richtiges Verhältniß zwischen den stickstoffhaltigen
rth und stickstofflosen Nährbestandtheilen hergestellt wird,
ttet Siehe über dieses Verhältniß landw. Anzeiger für
uk- Kurhessen, Jahrg. 1861, pag. 117 u. folg,
rnd Die Verdauung ist ein Auflösungsprozeß, der,
jtig wenn er den Thieren Nutzen bringen soll, in einer
bestimmten Zeit vor sich gehen muß. Der Grad der
Ausnutzung eines Futtermittels im Thierkörper hängt
somit — außer von dem V o r h a n d e n s e i n der Nähr-
bestandtheile — wesentlich von der Löslichkeit der
letzteren ab, und es ist natürlich, daß alle Maßnah-
men, welche eine vorgängige Aufweichung, Ausschlie
ßung, gewissermaßen eine Borverdauung des Futters
anbahnen, wie z. B. das Einweichen, Dämpfen,
Sclbsterhitzen, Schroten rc., die Ausnutzung und somit
den Nährwerth des Futters erhöhen müssen. Am
nöthigsten ist eine solche Vorbereitung bei denjenigen
Futtermitteln, welche wie viele Samen, ein sehr festes
Gefüge haben, oder die, wie die Stroharten, die
Samenhülsen, das spät gemähte Heu rc., eine ver
holzte Beschaffenheit erlangten. Unterbleibt die Aus
schließung, so bleiben nutzbare Futterbestandtheile
ungelöst und ungenutzt, und die dadurch herbeigeführten
Verluste können sehr erheblich werden, namentlich bei
Futtermitteln der letzterwähnten Art, die ohnehin
ig, schon arm an Nahrungsstoffen sind. Siehe über die
ick- Ausschließung der Futterstoffe landwirthschaftl.
id- Anzeiger für Kurhessen, Jahrg. 1855, Nr. 12
de. und Nr. 14, Jahrg. 1856, Sir. 17 und Nr. 24,
nie S.i58u.folg.; Jahrg. 1857, Nr. 16, S. 122u. 123;
c>es Jahrg. 1858, Nr. 5, und die landw. Zeitschr.
:U sür Kurhessen, Jahrgang 1857, S. 51.
Der Machen diese ebengedachten schwer löslichen Fut-
oer termittel, wie dies leider! meist noch der Fall ist,
ick- bei der Winterfütterung die hauptsächliche, ja
lud wohl gar die alleinige Nahrung der Thiere aus, selbst
etzt solcher Thiere, von denen man noch fortgesetzte Lei-
al- itungen verlangt, z. B. der Milchkühe, so scheint die
fe) VZinterfütterung keine andere Bedeutung zu haben,
er- als die, das Vieh nothdürftig vor dem Verhungern
er- in bewahren. Eine solche Fütterungsweise ist nicht
ff- "nr eine unmenschliche, sie ist zugleich die allerun-
»en Hortheilhafteste. Unsere landwirthschaftlichen Thiere
eil, sind Pflanzenfresser; im Stalle des Landwirths aber,
eit der sie hungern läßt — und das thut jeder, der sie
rst so füttert, daß sie an Körpergewicht abnehmen, —
er, werden sie zu Fleischfressern, denn er zwingt
sie, einen Theil ihres eigenen Fleisches und Fettes
zu ihrer Erhaltung, oder wenn er ihnen gar noch
etwas Milch abzwingt, zur Erzeugung dieser mit zu
verwenden, um das im Futter Fehlende zu ersetzen.
Ein solcher Zwang zum Unnatürlichen rächt sich bit
terlich, denn dieses Fleischerhaltungsfutter ist ein gar
kostspieliges und diese Fleischmilch eine gar theuere!
Mancher denkt, ei, wenn nun auch meine Thiere
im Winter etwas abfallen und aushungern, das bringt
das kräftige Grünfutter im Frühjahr bald wieder in's
Gleiche. Aber wie zweifelhaft ist dieses »bald!»
Außerdem steht es fest, daß den im Winter vernach
lässigten Thieren den ganzen Sommer hindurch etwas
anhängt. In dieser Beziehung wurden in Holstein
Versuche in der Art angestellt, daß sechs Mittelkühe
in den letzten sichen Wochen der Winterfütterung einen
beträchtlichen Körnerzusatz erhielten, so daß sie kräf
tiger auf die Weide kamen, als die übrigen Kühe,
die ein nicht zu reichliches Wintersutter erhalten hatten.
Es ergab sich nun, daß die besser genährten Kühe
im Durchschnitt per Haupt täglich, als sie aus dem
Stalle auf die Weide kamen (den 20. Mai), 3 Pfd.
Milch, drei Wochen nachher (den 10. Juni) 3 Pfd.
Milch, und als die Weide beendet war (Ende Octo-
bers) 1 Pfd. Milch, zusammen in 7 ^ Monaten
457 Pfd. Milch mehr lieferten, als die weniger gut
genährten Kühe. Dieses Ergebniß, daß die kräftiger
aus dem Winter gekommenen Kühe auch auf der
Weide von Anfang bis zu Ende der Weidezeit
ihre höhere Ertragsfähigkeit beibehielten, verdient in
hohem Grade die Beachtung des Landwirths und muß ihn
auffordern, seine Milcherträge und Fütterungssätze
genauer zu prüfen, selbst wenn er sie für gute hält!
Reichlich und kräftig genährte Thiere liefern aber
auch mehr und kräftigern Dünger, als kärglich ge
nährte. Darüber, so Gott will, im nächsten Jahre
ein Mehreres. Nur noch znm Schluffe den Rath:
»Haltet nicht mehr Vieh, als ihr reichlich
ernähren könnt.» In vielen eurer Ställe würde
es der Kalendermann gerade so machen, wie der alte
Praktikus am Rhein, der wegen seines ausgezeichneten
Diehstandes weit und breit berühmt war. Kam
dieser in einen fremden Stall, in dem sich kärglich
genährtes Vieh vorfand, so forderte er gewöhnlich
ein Stück Kreide und zog damit in der Mitte des
Stalles eine Linie, die ihn in zwei Hälften theilte,
und dann lautete sein Spruch: »Eine von beiden
Hälften muß weg; könnt ihr sie verkaufen, gut, wo
nicht, so verschenkt sie!» Und von denen, so diesen
Rath befolgten, soll eö keiner bereut haben.