57
dacht schaut der mensch im alter empor zu den leuch-
tenden sternen, die seit undenkbarer zeit so gestanden
haben, wie sie jetzt stehn und die bald auch über seinem
yrab glänzen werden. wie schön begründet ist es, dasz
yreise die stärkende gartenpflege und bienenzucht gern
übernehmen, ihr impfen, propfen geschieht alles nicht
mehr für sie selbst, nur für die nachkommenden ge-
schlechter, die erst des schattens der neupflanzung froh
werden können; was rührt mehr als dasz der heimkeh-
rende Odysseus seinen von der sehnsucht nach ihm ver-
zehrten vater Laertes mitten in der gartenarbeit über-
rascht? nicht gesagt zu werden braucht, dasz Cicero den
Cato, der uns selbst ein köstliches buch über den land-
bau hinterlassen hat, allen greisen auch die gärten ans
herz legen läszt.
Eins aber ist bis auf heute und solange die welt
stehen wird recht für das alter gemacht und wie ge-
schaffen, der einsame spaziergang. schon der knabe
streift gern über feld, suchend nach vogelnestern und
schmetterlingen, der jüngling schweift durch wald und
wiesen in seinen träumen und gedanken an die geliebte,
und der mann der findet am seltensten musze sich ins
freie zu ergehen, denn hundert pläne und geschäfte hal-
ten ihn in der stadt zurück. für den greis hingegen wird
jeder spaziergang zum lustwandel, diese verdeutschung
könnte steif aussehen, diesmal hat sie den nagel auf den
kopf getroffen. auf allen schritten, die solch ein lust-
wandelnder thut, bei jedem athemzug aus der reinen luft
schöpft er sich lebenskraft und erholung; in jüngern jah-
ren meint man wol auch zeit zu verlieren mit dem spa-
zieren, nunmehr bringen sie keinen verlust sondern lauter
gewinn. denn dazwischen gehen die eignen mit sich ge-
tragnen gedanken ungestört und unbeeinträchtigt immer