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nordischen sage zufolge Attila auf dem Nibelungenhort
eingesperrt hungers starb. man erzählt von sterbenden,
die sich ihren kasten voll ringe und geschmeide auf das
todesbett bringen lieszen, um ihr brechendes auge noch
daran zu weiden und mit erstarrenden fingern darin zu
wühlen, doch mögen mancherlei schwer erkennbare, ver-
schiedenartigste ursachen bei diesem unleugbaren geiz
des alters mitwirken und es verlohnt sich darüber nach-
zudenken. unter dem volk können abergläubische fort-
überlieferte triebfedern in aller stille festkleben oder nach-
zucken. denn vollen sinn hatte es, dasz die heiden in
ihre grabhügel knechte, rosse, waffen, ringe mit beistatten
lieszen, deren sie im andern leben angelangt sich also-
gleich wieder bedienen könnten. warum sollte einer nicht
das beste seiner habe aufsparen wollen, um es mit sich
hinüber zu nehmen? Athenaeus p. 159 berichtet von einem
gyeizhals, der sich geld in den chiton einnähte und aus-
drücklich weder ausgekleidet noch verbrannt sein wollte,
damit sein schatz nicht gefunden noch von den flammen
ergriffen würde. bis in unsre tage tauchen hin und wie-
der erzählungen auf von leuten, die kostbare ringe an ıh-
rem finger behalten wollten und gold, ja papiergeld in den
sarg bergen und einschlieszen lieszen, sei es um diese habe
mitzunehmen oder wenigstens sie verhaszten erben zu ent-
ziehen. von einer besseren, ohne zweifel auch begründe-
teren seite angesehn, läszt sich die geldliebe des alters
am leichtesten so deuten, dasz an strenge ordnung in
ihrem haushalt gewöhnte männer eine lobenswerthe ge-
nauigkeit allmälich in tadelhafte kargheit übertreten las-
sen; der alte weil er selbst. weniger braucht, bildet sich
ein, dasz auch jüngere damit ausreichen müsten.
Doch ab von allen diesen leiblichen oder sittlichen
yebrechen und fehlern, bei deren betrachtung, wenn sie