Full text: Rede auf Wilhelm Grimm und Rede über das Alter

das alter ist ein höflich mann, 
einmal übers andere klopft er an, 
aber nun sagt niemand herein 
und vor der thüre will er nicht sein, 
da klinkt er auf, tritt ein so schnell, 
und nun heiszts, er sei ein grober gesell. 
denn zu allen zeiten haben die menschen das nahende al- 
ter übel empfangen, gehaszt, gescholten und verflucht, 
oder sind doch in wehklage darüber ausgebrochen; viel- 
leicht bei keinem andern volke war es so in abscheu, wie 
bei den an der fülle des lebens schwelgenden Griechen. 
Hesiod theog. 225 das alter personificierend und als toch- 
ter der nacht aufführend nennt es T’Hoas 0oUl0uEsvov, das 
verderbliche und Euripides im Hercules fur. 637 
Aitras 0x0m&lwrV Bagttrg0v, 
schwerer als die bergspitzen des Aetna, Sophocles O0. C. 
1287 7008 Arfıkov, der hymnus in Venerem 246 
0VlöuEvor, xauaTOOV, 6 TE OTVyYEOVOL HEOL NED, 
verderblich, lästig, den göttern verhaszt: unser Wolfram 
Parz. 5, 13 sagt: 
Jugent hät vil werdekeit, 
daz alter siuften unde leit, 
ez enwart nie niht als unfruot, 
sö alter unde armuot, 
unfruot ist hier unsglie. solcher stellen wäre eine menge 
anzuführen aber auch leicht ihnen andere beizufügen, in 
welchen weise und erfahrene männer das alter günstig 
beurtheilen und die von ihm abhängigen vortheile ins 
licht setzen. man lese was Plato zu eingang der republik 
ausgeführt hat. 
Jener, man könnte sagen volksmäszige widerwille 
und abscheu vor dem alter ist auch ungerecht, da es 
nicht wie der tod kinder, jünglinge, männer und greise 
auswählend dahinraft, sondern gleichmäszig und allmälich 
über das ganze menschengeschlecht erst im letzten ziel,
	        
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