Full text: Rede auf Wilhelm Grimm und Rede über das Alter

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reits ein jahrhundert in hohem alter dahin geschieden 
war, aber noch bei allen menschen im regsten, frische- 
sten andenken stand. 
Vor augen, gleichsam zu vorbild hatte Cicero einen 
ähnlichen dialog des Aristo Chius, eines schülers von 
Zeno, neoi ynHows, der nicht auf die nachwelt gekom- 
men ist, so dasz sich auch keine vergleichung anstellen 
läszt, wie viel oder wenig daraus geschöpft worden sein 
kann. nur das zieht Cicero selbst hervor, dasz in der 
griechischen schrift Tithonus als redend auftritt. dieser 
Tithonus war der göttin Eos menschlicher gemahl, für 
den sie sich unsterblichkeit zu erbitten unterlassen hatte, 
und den sie, sobald sein haar graue spitzen zu zeigen 
begann, von ihrem bette ausschlosz, mitleidig aber in 
eine kammer sperrte und bis an sein ende mit ambrosia 
fütterte. allen Griechen galt er für einen abgelebten 
hülflosen greis, von dem sich eher jammervolle klagen 
über das verwünschte alter erwarten lieszen, als eine 
sittliche schutzrede wie sie der hochaltrige rüstige Cato 
liefert. an die stelle des mythischen interlocutors einen 
angesehenen, in der geschichte fest wurzelnden Römer 
zu setzen, war offenbar eine glückliche wahl. 
Zuvorderst hebt sich nun die frage nach dem zeit- 
punct des eintretenden alters, so wie nach den dadurch 
bedingten abschnitten oder stufen des menschenlebens, 
und darüber begegnen bei den verschiedenen völkern 
abweichende annahmen, obgleich sie in den hauptergeb- 
nissen, eben weil diese die natur selbst festgesetzt hat, 
dennoch wieder zusammentreffen, um meiner untersuchung 
halt und einigen wissenschaftlichen werth zu verleihen, 
sind in einem anhang *) alle wörter unserer und der ver- 
*) auslauf A. (fehlt und sollte wahrscheinlich erst niedergeschrie- 
ben werden. Anm. d. H.)
	        
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