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ches hegte, deutete er durch mehr oder weniger kost-
baren einband an. bei kleineren gelegenheitsschriften
liesz er das zu überreichende exemplar gern in dunkel-
rothen sammt binden. der nach dem tode meines vaters
gedruckte Freidank erhielt den theuersten einband der
herzustellen war. es hat etwas natürliches, dasz er, der
so lange jahre bibliothekar gewesen war, nun seine bi-
bliothek als eine art persönlichkeit betrachtete. mit wohl-
gefallen ging er oft die aufgestellten reihen entlang, nahm
auch wohl diesen oder jenen band heraus, besah ihn,
schlug ihn auf und stellte ihn wieder an seinen ort. es
machte ihm freude aufzuspringen und das buch selbst
zu geben wenn man es bei ihm suchte und nicht gleich
finden konnte. nach meines vaters tode, als er dessen
stube mit zur bibliothek einrichtete, ordnete er die bü-
cher nach einem neuen plan und besorgte die umstel-
lung ganz allein. er konnte im dunkeln jedes buch er-
greifen ohne irrthum. er verlieh nicht gern weil er in
die bücher zu schreiben und zettel hineinzulegen pflegte.
viele tragen auf dem letzten leeren blatt ein doppelt an-
gelegtes inhaltsverzeichnis, eins von Jacobs, eins von
Wilhelms hand. ich finde dasz er in einem briefe an
Lachmann einmal scherzweise von der spätern auction
der bibliothek redet, wie die leute da sich wundern wür-
den so kostbare bücher wie die grosze prächtige ausgabe
der Nibelungen bei ihnen zu finden; er hat auch mir
einmal davon geredet, wie nach seinem und meines va-
ters tode die bücher zerstreut werden würden und so
der plan nach dem sie sie gesammelt niemanden als ihnen
bewust gewesen wäre, allein wenn ihm bei solchen ge-
legenheiten widersprochen ward liesz er das gelten. mehr-
fach haben meine geschwister und ich ihm versichert es
würden die bücher nicht auseinandergerissen und ver-
steigert werden, und noch in den letzten stunden, als
seine augen zeigten dasz er verstand was man sagte, und