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könne vor ihm sterben, lese ich in einem briefe an Lach-
mann, mit dem er von 1820 bis 1840 ununterbrochen
briefe gewechselt hat, und zwar schüttete er keinem
andern so sein herz aus. auch mein vater stand in cor-
respondenz mit Lachmann, alle diese blätter sammt des-
sen antworten liegen mir vor, nur aus denen Jacobs
aber spricht dieser ton rückhaltsloser hingebung, der
durch den abstich um so ergreifender klingt.
‘Wie lange schon, lieber Lachmann’, schreibt er am
21. februar 1831 von Göttingen, ‘habe ich nach einem
freien tag oder doch einer recht ruhigen stunde gestrebt,
um auf Ihren tröstlichen brief schon vom 28. dec. zu
antworten und was uns widerfahren zu berichten. an
dem tag wo der hiesige in allem betracht widerwärtige
aufruhr zu ende gieng, legte sich Wilhelm, der sich
wahrscheinlich auf der letzten nachtwache in der be-
drohten bibliothek stark erkältet hatte,. nieder. die er-
sten tage flöszten noch keine besorgnis ein, wir hielten
es für das von zeit zu zeit bei ihm einkehrende catar-
rhalfieber; allein mit einmal erfolgte husten und blutaus-
wurf, ein gefährliches zeichen der lungenentzündung,
sein leben schwebte in augenscheinlicher gefahr. der
himmel erhörte aber unser flehen und liesz besserung
eintreten, seitdem hat er sich stufenweise, doch sehr
langsam erholt und ist jetzt noch nicht wieder zu seinen
kräften gelangt. mit welcher herzensangst ich an jenen
schweren tagen an seinem tische, an seinen sachen ge-
sessen habe, wie mich alles rührte was ich ansah, seine
bücher, seine schrift, die ordnung und reinlichkeit worin
alles war und der gedanke dasz alles das mit einem ein-
zigen schritt verloren sein könnte und mein eignes leben
ın beständiger trauer und sehnsucht nach ihm verflieszen
müste; das kann ich nicht beschreiben. ich kann nur
sagen, dasz ich Gott heisz gebeten habe und ihm heisz
gedankt für seine an uns erwiesene gnade. Nach solchen