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etwas heiserer, oft unterbrochener stimme, bis er allmä-
lich in flusz kam. er war der letzte der in jener sitzung
sprach und die zeit vorgerückt als er begann. viele wer-
den sich seines anblicks noch erinnern, wie er die be-
schriebenen blätter gegen das fenster gewandt hielt um
besseres licht zu erhaschen und wie der schein der dämm-
rung auf sein weiszes haar fiel.
Wilhelms krankheit und tod kamen unerwartet. er
war im herbst 1859 von einer kleinen reise auffallend
frisch und rüstig zurückgekehrt. der anfang seines lei-
dens erschien als etwas unbedeutendes. ganz plötzlich
trat die gefahr ein, ein carbunkel entwickelte sich auf
dem rücken, der nicht weichen wollte. zuletzt glaubten
wir dennoch das übel sei überwunden. ‘Gottlob’, sagte
mein vater, in seinem bette sitzend, ‘ich hatte wirklich
gedacht die sache nähme ein schlimmes ende, und ich
habe noch soviel zu thun’. dann liesz er sich ein paquet
papiere geben das die neue ausgabe des Freidank' ent-
hielt, deren druck gerade beginnen sollte. auch eine neue
auflage der märchen wurde in jenen tagen fertig und die
zum verschenken bestimmten exemplare von ihm ausge-
theilt. dasz er aber noch ehe die krankheit eintrat ein
yefühl gehabt, er werde den winter vielleicht nicht über-
leben, zeigten später aufgefundne anordnungen für den
druck dieser Freidankausgabe, nach denen dann auch
verfahren worden ist.
In einer nacht. war alles entschieden, heftiges fie-
ber trat ein, am morgen des 16. december starb er. er
war nicht bei klarer besinnung. ‚Jacob der neben sei-
nem kopfkissen auf einem niedrigen sessel sasz und fast
seine athemzüge zählte, erkannte er, hielt seinen anblick
aber für ein bild und sagte wie ähnlich es sei. er sprach
viel zuletzt und hier trat das seltsame ein, dasz dicht
vor seinem tode die wirren gedanken durch ein plötzlich
eintretendes geheimwirkendes gesetz geordnet klaren in-