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• - eilt Mädchen, das war so schön wie er noch keins gesehen hatte.
Das Mädchen aber war erschrocken, daß nicht sein Rehlein son
dern ein König mit goldener Krone hereingekommen war. Aber
der König sah es freundlich an, reichte ihm die Hand, und sprach
willst du mit mir gehen auf mein Schloß, und meine liebe Frau
werden?' 4 Ach ja,' antwortete das Mädchen 4 akr das Rehchen
muß auch mit, das verlaß ich nicht.' Sprach der König «es soll
bei dir bleiben, so lange du lebst, und sott ihm an nichts fehlen.'
Indem kam es hcreingesprungen, da band es das Schwesterchen
wieder an das Binsenseil, nahm es selbst in die Hand, und gieng
mit ihm zum Waldhäuschen hinaus.
Der König führte das schöne Mädchen in sein Schloß, wo
die Hochzeit mit großer Pracht gefeiert wurde, und war es nun
die Frau Königin, und lebten sie lange Zeit vergnügt zusammen;
das Rehlein ward gehegt und gepflegt, und sprang in dem
Schloßgarten herum. Die böse Stiefmutter aber, um derentwillen
die Kinder in die Welt hineingegangen waren, die meinte nicht
anders, als Schwesterchen wäre von den wilden Thieren im
Walde zerrissen worden, und Brüderchen als ein Rehkalb von den
Jägern todt geschossen. Als sie nun hörte daß sie so glückli^
waren, und es ihnen so. wohl gieng, da wurden Neid und Miß
gunst in ihrem Herzen rege, und zwickten und nagten daran, und
sie hatte keinen andern Gedanken, als wie sie die beiden doch noch
ins Unglück bringen könnte. Ihre rechte Tochter, die häßlich war
wie die Nacht, und nur ein Auge hatte, die machte ihr Vorwürfe
und sprach «eine Königin zu werden, das Glück hätte mir gebührt.'