Full text: Kinder- und Hausmärchen

60 
das Rehlein hörte es, und wäre gar zu gerne dabei gewesen. 
«Ach/ sprach es zum Schwesterlein, 'laß mich hinaus in die Jagd, 
ich kanns nicht länger mehr aushalten/ und bat so lange, bis es 
einwilligte. 'Aber/ sprach es zu ihm, 'komm mir ja Abends 
wieder, vor den wilden Jägern schließ ich mein Thürlein; und 
damit ich dich kenne, so klopf und sprich mein Schwesterlein, laß 
mich herein: und wenn du nicht so sprichst, so schließ ich mein 
Thürlein nicht auf.' Nun sprang das Rehchen hinaus, und war 
ihm so wohl, und war so lustig in freier Lust. Der König und 
seine Jäger sahen das schöne Thier, und setzten ihm nach, aber 
sie konnten es nicht einholen, und wenn sie meinten, sie hätten es 
gewiß, da sprang es über das Gebüsch weg, und war verschwun 
den. Wies dunkel ward, lief es zu dem Häuschen, klopfte und 
sprach *mein Schwesterlein, laß mich herein? Da ward ihm die 
kleine Thür aufgethan, es sprang hinein, und ruhete sich die ganze 
Nacht auf seinem weichen Lager aus. Am andern Morgen gieng 
die Jagd von neuem an, und als das Rehlein wieder das Hüft- 
horn hörte und das ho, ho! der Jäger, da hatte es keine Ruhe, 
und sprach 'Schwesterchen, mach mir auf, ich muß hinaus.' Das 
Schwesterchen öffnete ihm die Thüre, und sprach 'aber zu Abend 
mußt du wieder da sein, und dein Sprüchlein sagen.' Als der 
König und seine Jäger das Rehlein mit dem goldenen Halsband 
wieder sahen, jagten sie ihm alle nach, aber es war ihnen zu 
schnell und behend. Das währte den ganzen Tag; endlich aber 
hatten es die Jäger Abends umzingelt, und einer verwundete es 
ein wenig am Fuß, so daß es hinken mußte, und langsam fortlieft
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.