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Vögel, das Gewild und die wunderbaren Thiere. Viele Stunden
giengen herum, wahrend sie alles besah, und in ihrer Freude
merkte sie nicht daß das Schiff dahin fuhr. Nachdem sie das
letzte betrachtet hatte, dankte sie dem Kaufmann, und wollte heim:
aber als sie an des Schiffes Rand kam, sah sie daß es fern vom
Land auf hohem Meere gieng, und mit vollen Segeln forteilte.
*Ach,' rief sie erschrocken, *ich bin betrogen, ich bin entführt und
in die Gewalt eines Kaufmanns gergthen; lieber wollt ich ster
ben!' Der König aber faßte sie bei der Hand, und sprach 'ein
Kaufmann bin ich nicht, ich bin ein König und nicht geringer an
Geburt, als du bist: aber daß ich dich mit List entführt habe,
das ist aus übergroßer Liebe geschehen. Das erstemal, als ich
dein Bildnis gesehen habe, bin ich ohnmächtig zur Erde gefallen.'
Als die Königstochter vom goldenen Dache das hörte, ward sie
getröstet, und ihr Herz ward ihm geneigt, so daß sic gerne ein
willigte seine Gemahlin zu werden.
Es trug sich aber zu, während sie auf dem hohen Meere da
hin fuhren, daß der getreue Johannes, als er vornen aus dem
Schiffe saß und Musik machte, in der Lust drei Raben erblickte,
die daher geflogen kamen. Da hörte er aus zu spielen, und
horchte was sie mit einander sprachen, denn er verstand das wohl.
Die eine rief ‘et, da führt er die Königstochter vom goldenen
Dache heim.' ‘Ja,' antwortete die zweite, ‘er hat sie noch nicht.'
Sprach die dritte ‘er hat sie doch, sie sitzt bei ihm im Schiffe.'
Da fieng die erste wieder an und rief ‘was hilft ihm das! wenn
sie ans Land kommen, wird ihm ein fuchsrothes Pferd entgegen
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