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47.
Die weiße und die schwarze Braut.
(Sitte Frau gieng mit ihrer Tochter und Stieftochter über Feld,
Futter zu schneiden. Da kam der liebe Gott als ein armer Mann
zu ihnen gegangen, und fragte 'wo führt der Weg ins Dorf?'
'Ei/ sprach die Mutter, 'sucht ihn selber/ und die Tochter setzte
noch hinzu 'habt ihr Sorge daß ihr ihn nicht findet, so bringt
euch einen Wegweiser mit.' Die Stieftochter aber sprach 'armer
Mann, ich will dich führen, komm mit mir.' Da erzürnte sich der
liebe Gott über die Mutter und Tochter, wendete ihnen den Rücken
zu, und verwünschte sie, daß sie sollten schwarz werden wie die
Nacht, und häßlich wie die Sünde. Der armen Stieftochter aber
war Gott gnädig, und gieng mit ihr: und als sie nahe am Dorf
waren, sprach er einen Segen über sie, und sagte 'wähle dir drei
Sachen aus, die will ich dir gewähren.' Da sprach das Mädchen
'ich möchte gern schön und rein werden wie die Sonne.' Alsbald
ward sie weiß und schön wie der Tag. 'Dann möchte ich einen
Geldbeutel haben, der nie leer würde;' den gab ihr der liebe Gott
auch, sprach aber 'vergiß das Beste nicht, meine Tochter.' Sagte
sic 'ich wünsche wir zum dritten das ewige Himmelreich nach