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aufsah, stand eine Frau neben ihm, die fragte 'Zweiäuglein, was
weinst du?' Zweiäuglein antwortete 'soll ich nicht weinen? weil
ich zwei Augen habe wie andere Menschen, so können mich meine
Schwestern und meine Mutter nicht leiden, stoßen mich herum,
werfen mir alte schlechte Kleider hin, und geben mir nichts zu
essen als was sie übrig lassen. Heute haben sie mir so wenig ge
geben, daß ich noch ganz hungrig bin? Sprach die weise Frau
'Zweiäuglein, trockne dir dein Angesicht, ich will dir etwas sagen,
daß du nicht mehr hungern sollst. Sprich nur zu deiner Ziege
'Zicklein, meck,
Tischlein deck,'
so wird ein sauber gedecktes Tischlein vor dir stehen, und das
schönste Essen darauf, daß du essen kannst so viel du Lust hast.
Und wenn du satt bist, und das Tischlein nicht mehr brauchst, so
sprich nur
'Zicklein, meck,
Tischlein weg,'
so wirds vor deinen Augen wieder verschwinden.' Darauf gieng
die weise Frau fort. Zweiäuglein aber dachte 'ich muß gleich ein
mal versuchen ob es wahr ist was sie gesagt hat, denn mich hun
gert gar zu sehr,' und sprach
'Zicklein, meck,
Tischlein deck,'
und kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, so stand da ein Tisch
lein mit einem weißen Tüchlein gedeckt, darauf ein Teller mit